Kapitel 4

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Sekunden fühlten sich wie Stunden an, als sich die riesigen Platten immer näher kamen und die Ausgänge versperrten. Ich zitterte am ganzen Körper, hoffte, bangte. Um uns herum hatte sich eine Menschenmenge angesammelt und jeder starrte fassungslos durch die kleine Lücke, die noch geöffnet war.

Ich wollte nicht das sie starben, auch wenn ich sie nicht wirklich kannte...

Grade als jeder jegliche Hoffnung aufgegeben hatte, ertönte eine seltsam vertraute Stimme aus den tiefen des Labyrinths und kurz darauf schleifte Thomas den bewusstlosen Minho um die Ecke.

Alle feuerten ihn an, sagten, er solle seinen Freund zurück lassen und sich selbst retten, doch der schwarzhaarige Junge mit den bernsteinfarbenen Augen dachte nicht eine Sekunde daran. Heldenhaft zog er Minho bis zu dem übriggebliebenen Spalt in der Mauer und schubste ihn Gally, der sich waghalsig hineingestürzt hatte, zu.

Somit war Minho gerettet, doch der Spalt wurde enger. Zu eng für einen Jungen. Thomas passte unmöglich da durch.

Für eine Sekunde trafen sich unsere Blicke, vertieften sich. Es war etwas seltsam vertrautes an seinem Blick und genau das war auch der Grund für meine dumme und leichtsinnige Tat.

Ich schob mich durch die letzten Zentimeter des Spaltes. Der kalte Stein schürfte mir die Arme auf, als ich mich seitwerts hindurchquetschte. Der Platz wurde knapper, mein Atem schneller, die besorgten Schreie der Jungs hinter mir leiser. Und dann war es vorbei. Ich sprang ins Innere des Labyrinths, wurde von Thomas aufgefangen und erschrak als die Platten sich endgültig mit einem lauten Knall schlossen.

Ich starrte erschrocken auf die entstandene Wand vor uns und klammerte mich an dem Älteren fest. Was hatte ich nur getan?

"Wieso hast du das gemacht?", fragte Thomas mich mit einer Mischung aus Erstaunen und Wut in seiner Stimme.

"Ich... Ich... konnte dich doch nicht einfach zurück lassen"

Er seufzte und schob mich von sich weg, wurde merklich vorsichtiger, als er meine blutenden Ellenbogen sah.

"Ok Frischling, wir..."

"Amy", sagte ich, ohne groß darüber nachzudenken.

Thomas sah mich mit großen Augen an.

"Was hast du grade gesagt?"

"Amy... Ich glaube, dass das mein Name ist! Ich erinnere mich an meinen Namen!"

Ich wollte schon jubeln, als mir klar wurde, wo wir hier waren und das wir höchstwahrscheinlich sterben würden.

Thomas Gesichtsausdruck veränderte sich kein Stück als er sich umdrehte und losging. Ich folgte ihm schnell, bis ich schließlich neben ihm lief.

"Was machen wir jetzt, Thomas?", fragte ich und sah zu ihm auf.

Seine Antwort war befehlend, hoffnungsvoll, zielstrebig.

"Überleben"

I will protect youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt