I will protect you

Kapitel 12

Nachdem mir gesagt wurde wo Minho sich aufhielt ging ich, ohne Thomas, da dieser ja Bericht erstatten musste, zum Versorgungszelt. Als ich dort gelegen hatte, hatte ich keine anderen Personen bemerkt, doch anscheinend war ich nicht die einzige dort gewesen.

Ich war nicht mehr weit entfernte und entdeckte schon die beigen Stofffetzen, die als Zeltplane benutzt wurden. Durch die schmale Öffnung drangen aufgeregte Stimmen an mein Ohr und ungewollt beschleunigte ich meine Schritte etwas. Doch grade als ich hinein gehen und die Situation beruhigen wollte, stieß ich mit etwas zusammen. Oder besser gesagt... mit Jemandem.

Minho umklammerte mich mit seinen Armen, da ich sonst von der Wucht zu Boden geworfen worden wäre. Er sah mindestens genauso überrascht aus wie ich in dem Moment.

Und genau dann, als ich dachte es könnte nicht mehr peinlicher werden, trat ausgerechnet Newt aus dem Zelt und musterte uns mit großen Augen. Mir stieg augenblicklich die Röte ins Gesicht und schnell schob ich Minho von mir weg und räusperte mich verlegen.

"Das hier sollte ich zu dir bringen", sagte ich versucht ernst und sah dabei nur zu dem schwarzhaarigen.

Dieser nahm mir das Blinkeding aus der Hand und drehte es umher, bis er schließlich nickte.

"Danke, ich werde mir das mal ansehen", meinte er und setzte zum gehen an, doch ich wollte noch nicht mit Newt allein hier bleiben.

"Geht's dir schon besser?", erkundigte ich mich und bekam dafür ein strahlendes Lächeln vom schwarzhaarigen.

"Ging nie besser. Und bei dir? Hast ja auch ganz schön was abbekommen"

Ich grinste, da er das Teil in seiner Hand anscheinend völlig vergessen hatte.

"Alles bestens"

Automatisch wanderte meine Hand zu meinem Bauch, wo der Griewer mich gestochen hatte. Die Stelle schmerzte immer noch bei Berührung.

Minho lächelte mich aufmunternd an, nickte dann Newt zu und verschwand im Getümmel des Alltags.

Ich sah ihm noch etwas hinterher, ehe ich ebenfalls gehen wollte, jedoch am Arm zurückgehalten wurde.

"Können wir reden", fragte er und klang ehrlich zerknirscht.

Besser war es. Immerhin spielte er erst den Aufpasser, dann Romeo und dann den Unnahbaren. Er war schlimmer als die meisten Mädchen.

"Ich wüsste nicht worüber", sagte ich zähneknirschend und wollte mich aus seinem Griff befreien.

Vergeblich, denn er zog mich mit sich ins Zelt und ließ die Plane über den Ausgang gleiten, sodass wir ungestört waren. Mir war nicht ganz wohl bei der Sache.

"Tut mir leid was ich vorhin im Labyrinth gesagt hatte. Ich hab es nicht so gemeint", sagte er jetzt ganz ruhig und ließ endlich meinen Arm los.

"Ach wirklich? Und wie hast du es dann gemeint? War es vielleicht der falsche Ausdruck? Wolltest du lieber sagen: nervig, dumm, eine Last, Plagegeist..."

"Nein", unterbrach er mich.

"Ich war nur so wütend. Da ist mir das einfach so rausgerutscht. Du bist nicht gestört. Nur etwas... abenteuerlustig. Hör zu. Ich hab die Verantwortung für dich hier. Wenn dir was passiert... Ich konnte nur nicht fassen das du einfach so wieder da rein wolltest"

"Hör zu Newt. Ich habe nie um einen Beschützer gebeten, also tu nicht so als würdest du das für mich machen. Ich habe meinen Bruder, also wenn du mit meiner Art nicht klar kommst, dann lass es doch am besten einfach", zischte ich und meinte es auch so.

Jetzt sah er ernsthaft getroffen und sauer aus.

"Du hast recht. Ich mache es nicht für dich, sondern für mich. Ich brauche endlich mal das Gefühl, nützlich zu sein. Ich weiß im Gegensatz zu dir nichts über meine Vergangenheit. Wer ich war, ob ich vermisst werde, ob ich Familie hatte oder eine größere Aufgabe. Das einzige was ich weiß ist mein verdammter Name und das macht mich krank. Und dann kommst du und endlich löst sich das Gefühl etwas aber du musst ja genauso stur und dickköpfig sein wie dein Bruder!"

Er atmete schwer ein und aus.

Ich rückte mein Shirt zurecht und ging an ihm vorbei, zog die Plane weg und hielt im Ausgang nochmal inne.

"Manchmal ist Unwissenheit ein Segen"