„Happy birthday to you, happy birthday to you", ertönte Sophies schiefe Stimme. Ich öffnete leicht die Augen. In dem Augenblick wurden die Gardinen aufgerissen und Sophie sprang auf mein Bett. „Nein", stöhnte ich und zog mir die Decke über den Kopf. Nach der Party hatte ich mich im Zimmer verkrochen. Am nächsten Tag hatte Sophie ihr erstes Date mit Wesley, von dem sie den ganzen Abend lang schwärmte. Ich hatte den Tag damit verbracht, am Strand spazieren zu gehen. Tagsüber hatte ich weder Wesley noch Sophie gesehen. „Ich habe was ganz Tolles geplant. Ich habe Essen auf unser Zimmer bestellt und danach, am Abend, habe ich eine Überraschung für dich. Ich stöhnte auf und schlug die Decke zurück. „Es ist bestimmt erst Sechs Uhr morgens", nuschelte ich in mein Kissen. „Nein, es ist 14 Uhr." Augenblicklich war ich wach. Ich sprang aus meinem Bett und rannte ins Bad. Ich zog mir Shorts und ein Top an. Meine Haare hatte ich zu einem Zopf geflochten. Als ich das Bad wieder verließ, hatte der Zimmerservice gerade ein riesiges Tablett mit Essen geliefert. Einen Kuchen mit 17 Kerzen, Salat und Pizza Salami. Ich grinste. Alles was ich liebte. Ich setzte mich auf mein Bett. Sophie wollte sich gerade zu mir gesellen, als es wieder an der Tür klopfte. „Ich mache auf", sagte Sophie und hastete zur Tür. Vor der Tür stand Mr. Gilson oder auch einfach nur Keith, wie ich ihn nannte. Er hatte das gleiche Gesicht wie Sophie und auch er hatte schwarze, gelockte Haare. Ich fragte mich, was sie wohl von ihrer Mutter geerbt hatte. „Ich wollte noch kurz dem Geburtstagskind gratulieren", sagte er. „Alles Gute zu deinem Geburtstag, genieß den Tag. Ich habe heute eine Verabredung mit einem alten Schulkameraden und gehe jetzt los. Wir sehen und spätestens heute Abend", sagte er und war auch schon wieder verschwunden. Ich pustete die Kerzen auf dem Kuchen aus, danach machten wir uns über das Essen her während wir Gossip Girl im Fernsehen schauten. Meine Eltern hatten mir beide per SMS gratuliert, Brock nicht. Kein Zeichen von ihm. Ich fotografierte das Essen, Sophie und mich. Es war gegen fünf Uhr. Die Sonne stand tiefer als am Mittag und als ich kurz auf den Balkon ging, um die Temperatur zu überprüfen, bekam ich eine Gänsehaut. Es war deutlich kälter, als am Tag zuvor. „Hey, ich würde einen Pullover mitnehmen", sagte Sophie und warf mir den Baby on Board Pullover zu. Sie griff nach ihrer Strandtasche und wir gingen zusammen aus dem Hotel. Den Pullover hatte ich in die Tasche gesteckt. Ich schaute auf mein Handy. Es war halb sechs. Brock hatte sich immer noch nicht gemeldet. „Er meldet sich bestimmt noch", sagte Sophie, als hätte sie meine Gedanken gelesen. „Mach dir keine Sorgen und genieß deinen Geburtstag, schließlich wirst du nur einmal 17!" Wir gingen über die Straße und Sophie zog eine Augenbinde aus der Tasche. Ich stöhnte auf, als sie sie mir damit die Augen verband. Musste das sein? Nach allem, was in den letzten Wochen passiert war, war ich kein großer Fan von Überraschungen. Sophie tat so, als hätte sie mein Stöhnen überhört und führte mich durch die Straßen Miamis. Ich hatte keine Angst, gegen irgendetwas zu stoßen. Ich vertraute meiner besten Freundin, egal was sie tat. Es dauerte nicht lange, da roch ich Salzwasser und hörte das Rauschen des Meeres in meinen Ohren. Unter meinen Füßen spürte ich den kühlen Sand. Mir stieg der Geruch von Feuer in die Nase. Von weitem hörte ich ein leises Knistern und je näher wir dem Knistern kamen, desto wärmer wurde mir. „Überraschung!", riefen Sophie und eine zweite Stimme und Sophie löste meine Augenbinde. Vor mir brannte ein Lagerfeuer. Um das Feuer herum standen drei weiße Plastikstühle nebeneinander. Auf einem saß Wesley. Er hatte einen roten Pullover mit dem Logo des Kitesurf-Kurses und eine kurze, graue Hose an. „Wow", sagte ich begeistert. Das Lagerfeuer am Strand sah wunderschön aus. „Alles Gute zum Geburtstag", sagte Wesley, stand auf und umarmte mich. Sophie holte ein kleines, in weißes Geschenkpapier verpacktes Päckchen aus der Tasche und überreichte es mir. „Danke", sagte ich und fiel ihr lächelnd um den Hals. Bevor ich das Päckchen öffnete, machte ich noch schnell ein Selfie mit Sophie, Wesley und mir mit dem Geschenk. Ich wollte ganz viele Bilder für Brock machen. Ich setzte mich auf einen Stuhl und Sophie ließ sich auf den Stuhl neben mir fallen. Aufgeregt zerriss ich das Geschenkpapier. Was hatte mir Sophie wohl dieses Jahr geschenkt? Letztes Jahr war es ein Kinogutschein gewesen. Nachdem ich das Geschenkpapier entfernt hatte, sah ich mein Geschenk überrascht an. Es war ein dickes Buch mit einem hellblauen Einband. In großer Schrift stand drauf: Mein Erstes Baby. Ich spürte, wie leichte Enttäuschung über mich kam. „Danke", sagte ich leise und kämpfte gegen den Gedanken an, das Buch ins Feuer zu werfen. Ich blätterte die erste Seite auf und sah Sophie überrascht an, als ich erkannte, was darin war. Es klebte eine goldene Kette auf der ersten Seite. Der Anhänger war eine kleine, runde, goldene Scheibe mit der Aufschrift Sophie and Amber forever. Mit einem Lächeln löste ich vorsichtig den Tesafilm, mit dem die Kette an der Seite befestigt war. „Das Buch kannst du ja Kathleen oder Brock schenken", sagte Sophie und grinste mich an. „Ich dachte jetzt ernsthaft, du würdest mir ein Buch schenken für ein Baby, das ich nicht mal behalte." Sophie band mir die Kette um und ich beschloss tief in meinem Inneren, sie niemals wieder abzulegen. „Ich habe Marshmallows mit", sagte Wesley und hielt eine Packung Marshmallows hoch. Neben seinem Stuhl lagen mehrere Stöcke, an deren Spitzen er die Marshmallow aufspießte. Der Himmel war orangefarben und die Sonne versank fast im Meer. Ein kalter Wind ließ mich kurz erschauern. Sophie und ich griffen in die Tasche und zogen uns unsere Pullover über. Wesley überreichte mir einen Stock mit Marshmallows und ich hielt ihn ins Feuer. Wesley und Sophie taten es mir nach. „Uuuund, wie findest du deinen Geburtstag bis jetzt?" Sophie nahm ihren Stock aus dem Feuer und begutachtete den Marshmallow. „Du musst ihn länger ins Feuer halten", erklärte Wesley ihr und ich grinste. Sophie hatte ihr ganzes Leben lang in der Stadt verbracht. „Mir gefällt der Geburtstag sehr", antwortete ich auf ihre Frage, nachdem sie den Stock wieder ins Feuer hielt und mich dabei erwartungsvoll ansah. Ich drehte meinen Stock ein wenig und beobachtete, wie sich die Marshmallows goldbraun verfärbten. „Du kannst ihn rausholen", sagte Wesley und deutete auf meinen Stock. Ich holte den Stock wieder aus dem Feuer und fing an, ein Stück von den heißen, weichen Dingern zu essen. Die Masse war so klebrig, dass ich Probleme hatte, sie von meinen Finger zu kratzen. Auch als ich von einem aufgespießten Marshmallow abbeißen wollte, blieb alles an meinen Zähnen kleben. Das süße Zeug schmeckte super. Ein Klingeln schreckte mich aus diesem entspannten Moment. Mein Herz klopfte heftig, als ich realisierte, dass es mein Handy war. Vielleicht war es Brock. Es konnte nur Brock sein. Mit zitternden Händen fischte ich mein Handy aus der Strandtasche und drückte den Annehmen Button. „Hallo?" fragte ich und steckte meinen Stock in den Sand. „Alles Gute zum Geburtstag, Amber", hörte ich die klare, tiefe Stimme meines Freundes. „Danke." Ich lächelte und winkelte meine Beine an meinen Körper. „Wie geht es dir?", fragte ich besorgt. „Ganz okay, denke ich. Ich bin eben gerade wiedergekommen und habe gesehen, dass du mich kurz nachdem wir losgegangen sind, angerufen hasst. War was passiert?" Ich wurde von einem Typen belästigt und hätte in dieser Situation gerne seine beruhigende Stimme gehört. „Ich... mich hat ein Typ blöd angemacht und mir ging es danach nicht so gut, ich wollte einfach nochmal deine Stimme hören." Ich hörte, wie er auf der anderen Seite der Leitung heftig einatmete. „Was genau hat er getan?" Ich seufzte und versuchte, nicht das ekelhafte Gesicht des Typen vor meinen Augen hochkommen zu lassen. „Er wollte mir Alkohol andrehen und hat mich angefasst." „Was? Hat er...." Brocks Stimme war erschrocken und wütend zugleich. „Er hatte nur seine Hand auf meiner Taille, aber dann haben mir Sophie und Wesley geholfen." Brock atmete erleichtert wieder aus. „Wer ist Wesley?" fragte er. „Sophies Kitesurf–Lehrer." Ich blickte zu Sophie und Wesley hinüber, die mich aufmerksam ansahen. „Wie war dein Geburtstag bis jetzt?" „Gut. Ich habe viel gegessen, viel Gossip Girl mit Sophie geguckt und jetzt sitzen wir mit Wesley am Strand, an einem Lagerfeuer." Ich schaute in die Flammen. Die roten und gelben Flammen züngelten und tanzten herum, als würden sie wissen, dass ich heute Geburtstag hatte und sie eine riesige Party feierten. „Das klingt ja nach viel Spaß. Hast du schon einen Namen?" Ich schluckte schwer. „Brock, bitte, heute ist mein Geburtstag. Ich will nicht jetzt darüber sprechen." „Aber wann sollen wir es dann tun? Amber, ich bin jetzt immer unterwegs." „Nicht jetzt bitte!", flehte ich ihn an und spürte, wie Tränen in meine Augen stiegen. Ich wollte keinen Namen aussuchen. Ich wollte das Baby nicht. Ich wollte nur Brock. Brock, seine Arme, seinen Geruch und seine Küsse. „Du willst das Baby wirklich nicht", hörte ich Brock enttäuscht feststellen. Das war ja mal was Neues. Ich antwortete nicht. „Es tut mir leid", sagte er. „Jetzt habe ich deinen Geburtstag kaputt gemacht." Ich spürte, wie seine Stimme sich in mein Herz bohrte. „Nein, hast du nicht. Ich muss mich entschuldigen. Der Name ist wichtig." Ich versuchte, den riesigen Kloß, der in meinem Hals feststeckte, hinunterzuschlucken. „Ich liebe dich, Amber", sagte Brock. „Ich liebe dich auch", antwortete ich und schluckte meine Tränen hinunter. „Ich lege jetzt auf. Morgen früh bin ich wieder unterwegs. Happy birthday." Mit diesen Worten legte er auf. Ich lehnte meinen Kopf auf meine Knie und versuchte, meine Trauer und Verbitterung zu vertreiben. Wieso wollte er über nichts Anderes mehr reden. Es ging immer nur um das Baby. Heute war mein Geburtstag. Es war mein Tag. Nichts sollte mir heute die Laune verderben. Ich setzte mich wieder gerade hin und versuchte zu lächeln. Ich sollte glücklich sein. Ich spürte Sophies Hand auf meinem Rücken. Brock konnte mir doch wenigstens diesen einen Tag geben, an dem ich mich freuen konnte. Nur diesen einen. Nichts und niemand konnte meinen Geburtstag versauen. Noch nicht mal ein Baby.
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„Und, glaubst du, er kommt noch vorbei?", fragte mich Sophie und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Mein Geburtstag am Tag davor war am Ende dann doch noch ganz schön geworden. Wir standen vor dem Taxi, das vor dem Hotel wartete und uns zum Flughafen bringen sollte. Unsere Koffer waren schon im Wagen und auch Keith saß bereits auf dem Beifahrersitz und trommelte ungeduldig mit den Fingern gegen das Fenster. Wesley hatte gestern versprochen, das er noch mal kommen und sich von uns verabschieden würde. „Da kommt er ja schon", sagte ich und zeigte auf die andere Straßenseite. Er trug eine helle Jeans und ein weißes T-Shirt. Sophie hatte ebenfalls eine Jeans und ein weißes T-Shirt an. Die beiden erinnerten mich an Paare, die sich gerne im Partnerlook zeigten. Ich grinste. Das mit dem heutigen Outfit war nicht abgesprochen. Er überquerte die Straße und winkte uns zu. „Hey, wie ich sehe, bin ich noch nicht zu spät", rief er. „Fast", antwortete ich und grinste noch breiter, als sich die beiden überrascht von oben bis unten begutachteten und dann loslachten. „Tschüss", sagte ich und winkte ihm kurz zu, doch er schien nur Augen für Sophie zu haben. Typisch für verknallte Leute. Ich drehte mich um und ging auf das Taxi zu. Bevor ich die hintere Tür aufmachte, drehte ich mich noch einmal um. Ich war erschrocken und zufrieden zugleich, als ich sah, was sich da vor meinen Augen abspielte. Sophie hatte ihre Arme um Wesleys Hals geschlungen und er umklammerte ihre Taille. Die beiden küssten sich und es sah so verzweifelt aus. Ich schüttelte meinen Kopf und wusste nicht wirklich, was ich davon halten sollte. Die kannten sich doch erst fünf Tage. Aber sie passten doch gut zusammen. Ich öffnete die Hintertür und setzte mich auf den Rücksitz. „Ich denke, Ihr müsst mir mal einiges erklären", sagte Keith von vorne, der ungläubig zusah, wie seine Tochter einen Jungen Küsste.
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Neun Monate ohne dich
Teen FictionEr kämpft für sie- Sie kämpft mit sich Amber Shivers lebt das normale Leben einer 16 Jährigen. Bis der Junge, den sie liebt, als Soldat nach Afghanistan in den Krieg zieht und ihr ein riesiges Abschiedsgeschenk hinterlässt. Ein Baby. Brock kann nich...