Sieben

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Wir laufen den Weg zu dem Restaurant. Ich bin schon ein paar mal daran vorbei gelaufen, hatte aber nie das Bedürfnis unbedingt darin essen zu müssen. Es ist ein nobles Restaurant, dass sicher teuer ist. Elisa geht neben mir her und erzählt mir von ihrem Studium. Sie studiert Literatur. Ein Fach, dass ich niemals auswählen würde. Bücher langweilen mich total. Ich höre trotzdem zu, weil es mich interessiert und ich so nichts über mich erzählt muss, wenn sie redet. Wir betreten das Lokal und sofort entdecke ich Isabell und ihre Freunde. Ich muss schlucken und mich daran hindern auf dem Absatz kehrt zu machen, um mich aus dem Staub zu machen.

"Hey", flüstert Elisa kaum hörbar und nimmt meine Hand und drückt sie kurz.

Ein wortloses 'Ich bin bei dir'. Vielleicht würde ich mir das auch nur gerne einreden. Zusammen gehen wir auf den Tisch zu an dem sechs Personen sitzen. Zwei Stühle sind noch frei. Elisa setzt sich neben einen jungen Mann im Anzug mit blonden kurzen Haaren. Ich lande neben Holden. Na super. Ich würde neben jedem an diesem Tisch lieber sitzen.


"Hallo!", begrüßt Elisa die Anwesenden.


Ich nuschele irgendwas, dass nach einem Hi klingt.

"Du bist Isabells Schwester, oder? Die mit den Dr-"

Der Typ wird von Isabell unterbrochen. "Ja Nico, dass ich Riley meine Schwester. Elisa wollte unbedingt, dass sie mitkommt."

Elisa grinst Nico breit an. Dieser zwinkert ihr zu und fährt sich mit der Hand durch seine braunen Locken. Er flirtet mit ihr und diese Tatsache stört mich. Elisa ist mit mir hier, aber eigentlich auch nur aus dem Grund, weil sie nicht alleine kommen wollte. Sie kann so viel mit Nico flirten, wie sie will. Für mich gibt es keinen Grund eifersüchtig zu sein.

Ein Kellner kommt an unseren Tisch und schenkt allen nach und nach Wein ein. Als er bei mir angelangt ist und gerade etwas Rotwein in mein Glas schütten will, hält Isabell ihn davon ab.

"Für sie nichts", bestimmt sie.

Ich starre sie finster an. Fast so finster, wie Holden mich. Wenn Blicke töten könnten, dann würde ich schon längst unter dem Tisch liegen. Wir bestellen alle etwas zu Essen und ich spüre, wie Elisa ihre Hand auf mein Bein legt. Ich blicke sie irritiert an, aber sie lächelt bloß. Sie treibt mich heute Abend noch in den Wahnsinn. Ich habe keinen Schimmer, was sie vor hat. Wahrscheinlich will sie mich nur etwas ärgern. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich auf Frauen stehe und Elisa muss es wissen. Das es bei ihr ebenfalls so ist, wäre mir neu. Andererseits habe ich nie mit ihr geredet.

Das Essen kommt und alle plaudern ausgelassen miteinander. Alle außer mir. Ich stochere in meinem Essen herum ohne etwas davon zu mir zu nehmen. Es stellt sich heraus, dass Elisas Sitznachbar Anwalt ist und die Frau neben ihm im dritten Monat schwanger ist. Sie berichten über das Kinderzimmer, dass sie gerade umbauen und fragen die anderen um Rat, welche Farbe sie am Besten finden. Bisher habe ich noch kein Wort gesagt. Elisa unterhält sich angeregt mit Nico, der Gefallen an ihr zu finden scheint.

"Bist du eigentlich noch auf Drogen oder hast du einen Entzug gemacht?", spricht der Anwalt mich an.

Mit großen Augen sehe ich ihn an. Ich habe nicht damit gerechnet, dass jemand mit mir sprechen würde und dann auch noch so eine Frage. Das ist wirklich etwas unverschämt jemand so etwas zu fragen. Unter dem Tisch greife ich nach Elisas Hand und sehe sie hilfesuchend an. Das wäre der perfekte Moment, um zu verschwinden. Der Herr Anwalt sieht mich abwartend an.

"Ähm...ich nehme keine Drogen mehr", bringe ich schließlich heraus.

Alle starren mich an, als wäre ich plötzlich total interessant geworden. Vor zwei Minuten war ich noch Luft für alle. Ich muss Schlucken und wünsche mir, dass ich Wein anstatt Wasser in meinem Glas hätte. Elisa fängt neben mir an zu jammern und hält sich ihre Hand an die Stirn.

"Ich habe plötzlich so schreckliche Kopfschmerzen. Ich glaube es ist wieder meine Migräne. Ich sollte mich hinlegen", sagt sie melodramatisch und übertreibt ein wenig.

"Soll ich dich nachhause bringen?", biete ich schnell an, bevor irgendwer, besonders Nico, etwas sagen.

"Das wäre wirklich lieb von dir. Tut mir echt leid, Leute", meint sie und versucht leidend zu klingen.

"Schon okay", murmelt Isabell.

Ich stehe auf und reiche Elisa meine Hand um ihr aufzuhelfen und lege dann meinen Arm um ihre Hüfte, um es so aussehen zu lassen, als würde ich sie stützen. Um ehrlich zu sein macht es mich verrückt sie so zu halten. Ich muss mich zusammen reißen, um nicht wie eine Irre zu grinsen.

Wir verabschieden uns von den anderen und einige wünschen Elisa gute Besserung. Erleichtert atme ich auf, da ich diesem Alptraum endlich entfliehen kann. Wir gehen langsam nach draußen, wo wir beide anfangen zu lachen.

"Wie war mein Auftritt?", will Elisa von mir wissen.

"Etwas übertrieben, aber danke dir dafür" antworte ich und lasse sie wieder los und trete einen Schritt zurück.

"Kein Problem. Ich fand diese Leute auch etwas nervig", gesteht sie mir.

"Ist dir eigentlich aufgefallen, dass du es diesem Nico ziemlich den Kopf verdreht hast?", frage ich sie.

Wieso ich das wissen will, ist für mich eindeutig. Ich bin eifersüchtig. Elisa wird das aber nicht wissen. Ich habe einfach eine Feststellung gemacht. Nichts besonderes.

"Er war nett. Mehr nicht."

Ich beiße mir auf die Unterlippe. "Hat er dir etwa nicht gefallen?", hake ich nach.

Ich sollte die Klappe halten. So langsam wird es peinlich für mich.

"Der war mir viel zu arrogant und selbstverliebt. Er hat die ganze Zeit nur von sich geredet. Es gab nur eine Person am Tisch an der ich wirklich Interesse hatte und die saß neben mir", meint sie.

"Der Anwalt?", frage ich ungläubig.

Das kann doch nicht ihr Ernst sein? Der Typ sieht nicht besonders gut aus und außerdem ist er verheiratet. Elisa muss einen grauenvollen Männergeschmack haben. Das ganze versetzt mir einen Stich. Ich muss mir eingestehen, dass ich sie wirklich mag.

Elisa zuckt mit den Achseln.

"Was wollen wir jetzt noch machen?", fragt sie und ignoriert meine Frage einfach.


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