Ich wache auf und es dauert ein paar Sekunden bis ich verinnerlicht haben, dass es kein Traum ist. Quinn liegt neben mir in meinen Armen. Sie trägt ein T-Shirt von mir, dass sie sich genommen hat, nachdem wir uns so nahe waren, wie nur möglich. Lächelnd streiche ich ein paar von ihren Haaren so zur Seite, so dass ich sie am Hals küssen kann.
„Aufwachen, Schlafmütze", flüstere ich leise.
Ich kann es nicht glauben, dass sie hier neben mir liegt. Es ist alles so unreal.
Quinn seufzt leise und dreht sich zu mir um.
„Ich will nicht aufstehen", nuschelt sie und verbirgt ihr Gesicht hinter ihren Händen.„Es ist schon 11 Uhr", sage ich und kitzele sie.
„Lass das", quiekt sie und lacht.
„So jetzt bist du wach."
Zufrieden setze ich mich auf und grinse sie frech an.
„Du bist blöd", beklagt Quinn sich, kann mir aber nicht böse sein.
Ich zucke mit den Schultern und küsse sie flüchtig, ehe ich aufstehe und mir einen Pullover und eine Jeans anziehe. Quinn werfe ich ihre Sachen zu, die sie jammernd fängt.
„Ich will noch nicht gehen", murmelt sie während sie sich ihr T-Shirt überzieht.
„Musst du ja auch nicht unbedingt, aber ich muss noch wohin", sage ich.
Heute habe ich einen Termin bei meinem Arzt, der mir die ersten zwei Monat Blut abnimmt, um zu prüfen, ob ich wirklich clean bin. Das nervt total, aber ich kann nichts dagegen machen. Heute ist das erste mal und dann noch Mal in vier Wochen.
„Ne alleine will ich hier dann auch nicht bleiben. Ich will deiner Schwester nicht über den Weg laufen oder der anderen da", meint Quinn. „Dann gehe ich lieber zu Alex in die Wohnung, um zu duschen und mir was neues anzuziehen."
Wir verabreden uns für heute Abend wieder in die Café. Bis dahin geht jeder seine Wege.
******
Der Arztbesuch ist schneller vorbei, als gedacht. Viel zu schnell bin ich wieder in der Wohnung. Ich merke sofort, dass ich nicht alleine bin. Der Fernseher läuft und jemand ist in der Küche. Vielleicht Isabell?
Es stellt sich heraus, dass es nicht Isabell ist, sondern Elisa, die sich etwas in der Mikrowelle aufwärmt.
„Hey", sage ich, als ich an ihr vorbei gehe.
„Hallo", antworte Elisa und lächelt mich an. „Hast du heute Nachmittag was vor? Wir könnten ins Kino gehen?"
Da ich mich erst heute Abend mit Quinn treffe, spricht wohl nichts dagegen. Wir gehen schließlich nur ins Kino.
„Ich wäre dabei."
„Super! Wollen wir gleich los?"
„Ich hol' mir nur noch eine Jacke", sage ich und verschwinde in mein Zimmer.
Es ist keine Spur mehr von Quinn zu sehen. Sie hat all ihre Sachen wieder mitgenommen. Lediglich ein feiner Hauch ihres Parfüms liegt noch in der Luft. Ich nehme mir eine Jacke aus meinem Schrank und gehe wieder ins Wohnzimmer, wo Elisa auf mich wartet.
Auch heute sieht sie wieder unheimlich gut aus. Sie trägt einen Trenchcoat, eine schwarze Jeans und Ankle Boots. Es ist offensichtlich, dass sie Ahnung von Mode hat. Ganz im Gegensatz zu mir.
„Wir können", verkünde ich.
Elisa nickt und gemeinsam verlassen wir die Wohnung. Draußen ist es kälter als gestern und ein eisiger Wind weht. Ich hasse diese Kälte. Wenigstens regnet es nicht. Elisa angelt einen Schal auf ihrer Umhängetasche und schlingt ihn sich um den Hals.
„In dieser Tasche ist wohl deine halbe Wohnung", scherze ich.
„Ach so viel ist da gar nicht drin", meint Elisa und stößt mich mit der Schulter leicht an.
„Das glaube ich dir nicht", widerspreche ich ihr.
„Dann eben nicht", lacht sie.
Im Nu stehen wir vor dem Kino und haben unsere Tickets gekauft. Drinnen ist es angenehm war. Elisa hat darauf bestanden, dass wir uns eine Tüte Popcorn teilen, auch wenn ich dagegen war. Ich mag dieses Zeug nicht besonders.
„Wo willst du sitzen?", fragt Elisa mich.
„Hinten", sage ich.
Die Leute, die sich im Kino ganz vorne setzen, sind mir ein Rätsel. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie ganz vorne im Kino gesessen. Wir suchen uns zwei Plätze in der letzten Reihe. Alles in allem ist es im Kino ziemlich leer. Es ist Donnerstagnachmittag und die meisten sind arbeiten und die Kinder zuhause mit ihren Hausaufgaben beschäftigt.
Der Film ist langweilig, wie sich herausstellt. Eine 0815 Komödie. Statt den Film zu sehen, beobachte ich Elisa. Das Popcorn ist wie üblich schon vor der Hälfte des Films leer. Sie sieht gebannt auf die Leinwand und lehnt sich entspannt zurück. Seufzend lasse ich mich weiter in den Sitz sinken. Hin und wieder lachen ein paar Menschen in den Reihen vor uns.
Irgendwann dreht Elisa sich zu mir um und lächelt mich an. Auch heute sind ihre Lippen verführerisch rot. Den meisten steht roter Lippenstift nicht wirklich, aber Elisa sieht damit super aus. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich auf ihre Lippen gestarrt habe, bis Elisa näher kommt. Ich spüre ihren Atem auf meiner Wange und sie überwindet die letzten Zentimeter, die unsere Münder voneinander trennen und küsst mich. Sie ist vorsichtig und zurückhaltend, aber als sie merkt, dass ich ihren Kuss erwidere, ändert sich das.
Der Kuss fühlt sich anders an als die von Quinn, aber ich kann die beiden auch nicht vergleichen. Sie sind komplett verschieden. Sie könnten von verschiedenen Planeten sein, so unterschiedlich sind sie.
Elisa legt ihre Hand auf mein Bein und ihr Zunge streicht über meine Unterlippe. Ich öffne meinen Mund ein wenig und der Kuss wird intensiver. Ich rücke näher an sie heran. Es dauert nicht lange, bis Elisa zurückweicht und den Kuss beendet.
„Was ist?", will ich wissen und sehe sie fragend an.
„Das ist das erste Mal, dass ich ein Mädchen geküsst habe", flüstert sie leise, als wäre es ein Geheimnis.
„Es muss nicht das erste Mal bleiben", wispere ich und drehe eine ihrer Haarsträhne um meinen Zeigefinger.
Elisa grinst mich an. „Nein muss es nicht."
So passiert es, dass sie mich das zweite mal küsst. Dieses Mal ist sie nicht mehr so zurückhaltend.
Ich sitze hier im Kino in der Dunkelheit und küsse Elisa, obwohl ich die Nacht davor mit Quinn verbracht habe. Meine Gefühle sind ein vollkommenes Chaos. Ein heilloses Durcheinander, dass ich im Moment nicht ordnen kann.
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Addicted
ChickLitRiley's Leben ist alles andere als einfach. Sie hat gerade einen Entzug hinter sich und wohnt jetzt bei ihrer Schwester mit der sie sich eigentlich nicht besonders gut versteht. Die 19-jährige weiß nicht was sie mit ihrem Leben anfange soll und wie...