17. Bin oft bestaunt

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Das begeisterte Lachen von Kindern war schon von einer relativ großen Entfernung zu hören, aber immerhin wusste das L so genau, wo er und sein kleiner Schützling hin mussten. Alea war diese Mal leider nicht dabei, er war noch beim Training, würde sie später dann aber beim Spielplatz abholen.

„So, Prinzessin, was willst du als Erstes machen?" fragte Luzi, der den schüchternen Blick von Jenny gesehen hatte. Es waren relativ viele Kinder da, die meisten tummelten sich aber um das Klettergerüst, die anderen Spielgeräte waren also noch größtenteils frei.

„Kannst du mich anschupsen?" wollte sie wissen, während sie auf die Schaukel zeigte.

„Na klar", antwortete Luzi auch ohne zu zögern. „Dann los." Und schon rannte sie lachend zu der Schaukel, während der Spielmann sich auch tatsächlich etwas schneller bewegte, als ihm bei der Hitze lieb gewesen wäre.

Die Beiden spielten und tollten noch ein wenig auf dem Spielplatz herum, bis sich der Magen der Kleinen lautstark meldete. Daraufhin schnappte sich Luzi den Wildfang und hob sie auf seine Schultern, was sie zum Lachen brachte. Sie ließ sich brav auf eine der Holzbänke nieder und wartete geduldig, bis ihr Aufpasser ihr die Butterbrote – sie hatte mitgeholfen und auch bestimmt, was drauf kam – reichte. Prompt fing sie an zufrieden zu kauen, Luzi hingegen trank nur einen Schluck Wasser und gab auch der kleinen Blondie einen Becher voll.

Irgendwann traute sich Jenny dann auch dazu, ein paar andere Kinder anzusprechen, mit denen sie erst ein paar Süßigkeiten teilte und dann mit ihnen über den Spielplatz rannte, um fangen und verstecken zu spielen.

Luzi konnte über so viel Elan nur staunen und mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht lehnte er sich entspannt zurück, den Rucksack den er mitgenommen hatte, stand zu seinen Füßen. Und obwohl er gemütlich saß, ließ er seinen kleinen Wildfang nicht aus den Augen, man konnte ja nie wissen.

Eventuell gesellten sich ein paar schwatzende Damen zu ihm, zwei von ihnen hatten einen Kinderwagen dabei, mit je einem schlafenden Baby darin.

„Dürfen wir?" fragte eine Brünette, mit schulterlangen Haaren.

„Natürlich", antwortete das L schnell und rückte ein Stückchen auf Seite, um Platz zu machen. Dankend, nahmen die Frauen Platz.

„Welches ist den Ihres?" wollte eine der beiden Rotschöpfe wissen. Sie sahen aus, wie Zwillinge, aber Luzi war sich nicht absolut sicher.

„Eh, die kleine Blondine mit den zwei Zöpfen", er hatte sich tatsächlich Youtube Videos ansehen müssen, um ihr ordentliche Zöpfe zu machen. Das war aber auch schwerer, als es aussah und Alea war in keinster Weise eine Hilfe gewesen. Er hatte es zwar probiert, es dann aber nur noch schlimmer gemacht und am Ende dann kleinlaut aufgegeben.

„Ein kleiner Wildfang, nicht wahr?" meinte nun die zweite Rothaarige.

„Oh ja, Sie haben ja keine Ahnung", lachte nun Luzi.

Jenny kam gerade auf ihn zugelaufen und wollte hochgehoben werden. Einer ihrer Zöpfe hatte sich gelöst und Luzi musste das wieder fixen. Kein Problem, er hatte schließlich am lebenden Objekt geübt. Kaum war das geschafft, war sie auch schon wieder verschwunden.

Er war sich der beeindruckten und verzückten Blicke der vier Damen neben sich, nicht bewusst.

Aufmerksam wurde er erst, als die Damen anfingen zu tuscheln. „Es ist schön zu sehen, wenn sich der Mann auch mal kümmert. Meiner muss immer gezwungen werden, um mal mit seiner Tochter zum Spielplatz zu gehen", sagte die Brünette.

„Meiner hat auch nur Fußball und seine Jungs im Kopf", meinte die Vierte im Bunde. Sie trug eine Kapuze und eine Sonnenbrille, weswegen nicht viel von ihr zu erkennen war.

„Also Peter spielt wenigstens abends immer mit unserem Großen", sagte eine der Zwillinge.

„Aber sagen Sie mal", man wandte sich wieder zu Luzi und sprach auch wieder in normaler Lautstärke. „Sie sind zum ersten Mal hier, oder? Also... jedenfalls habe ich Sie vorher noch nie gesehen."

„Ja, bin auch gerade erst hierhergezogen", antwortete er.

„Schön, schön."

Luzi musste sich anstrengen, nicht laut loszulachen. Doch glücklicherweise kam seine Rettung schon mit einem breiten Lächeln auf ihn zu.

Ehe Luzi sich versah, wurde er ruckartig von der Bank, direkt in eine feste Umarmung gezogen. „Hey du", begrüßte das L seinen Verlobten. „Wie war das Training?"

„Wie immer", er grinste schelmisch, „hab dich vermisst."

„Lustig"; die Stimme des Dudelsackspielers triefte mit Sarkasmus. „Ich werde definitiv NICHT mir Kampfsport anfangen."

„Warum denn nicht?" er meinte es nicht ernst, fand es nur lustig den Kleineren zu ärgern, der ihn auch prompt von sich wegdrückte.

„Ich will dir ja nicht die Show stehlen", gab er frech zurück.

„Ach so. Na dann ist ja gut..."

„Onkel Alea!" ertönte lautstark Jennys Stimme und kaum hatte sich der Angesprochene nach dem kleinen Wildfang umgedreht, kollidierte sie auch schon mit seinen Beinen. Zum Glück hatte er einen festen Stand und geriet somit noch nicht mal ins Straucheln.

„Hallo Spatz", lachte er und nahm sie auf den Arm. „Hast du Spaß gehabt?" Ein energisches Nicken war seine Antwort. „Hast du dich denn auch benommen?"

„Natürlich", antwortete sie mit voller Überzeugung.

Wieder lachte der größere Spielmann. „Und hat mein Luzi sich auch benommen?"

„Nein", schritt der Rotschopf schnell ein, „tu ich doch nie."

„Stimmt auch wieder", er grinste, beugte sich dann aber – aus Luzis Sicht, ENDLICH – herunter um ihn zur Begrüßung zu küssen.

„Ihhh", Jenny hielt sich die Augen zu, lachte aber. Es konnte also nicht ganz so schlimm sein.

Die vier Damen hingegen, waren sichtlich überrascht. Nur eine der beiden Rothaarigen wirkte etwas abgeneigt, um nicht zu sagen, angeekelt, die Anderen wirkten eher enttäuscht.

„Wie kommt es eigentlich, dass alle guten Männern entweder schwul sind, oder aber bereits vergeben?" seufzte die Brünette.

„Oder Beides", fügte die Kapuzenträgerin noch ‚hilfreich' hinzu.

„Tut mir leid, die Damen", mischte sich nun auch Alea ein, der seine Nichte auf den Boden setzte, ihre Hand aber festhielt, „aber wenn man es genau nimmt, haben wir es uns auch nicht ausgesucht."

„Und so toll ist der hier gar nicht", meinte nun auch Luzi, „der braucht ewig im Bad, macht nur Chaos und hat immer nur Flausen im Kopf. Ein großes Kleinkind eben."

„Hey!" Alea zog einen Schmollmund.

Die Frauen lachten. „Dann bleiben wir lieber bei unseren Pappenheimer."

„Aww, nicht Schmollen. Ich hab deinem Antrag doch trotzdem angenommen."

„Wahrscheinlich gegen deinen Willen", er blickte zwar finster drein, aber seine Mundwinkel zuckten verräterisch. Immerhin hatten sie sich über das Thema schon ausgesprochen.

„Oh ja, deine Familie hat mich gezwungen, klein, schmächtig und wehrlos, wie ich bin."

Der Braunhaarige kicherte und sprach: „Hab dich lieb, Kleiner."

„Ich dich auch, Nachtigall."

„Selber schuld", grinste Alea, stahl sich aber noch einen raschen Kuss von den weichen Lippen des Anderen, bevor er etwas erwidern konnte.

„Soll'n wir?" wollte Alea wissen. Luzis konnte es ihm nicht verübeln, wahrscheinlich hatte er Hunger nach dem Training. Also nickte er und nahm den Rucksack, bot Alea aber einen Apfel an, den dieser aber ablehnte. Jenny ging weiterhin an der Hand ihres Onkels, von wo aus sie ihren neuen Freunden zuwinken konnte und mit seiner freien Hand, ergriff Alea dann Luzis.

„Schönen Tag noch", rief der Dudelsackspieler zu den Frauen, die den Gruß im Kanon wiederholten.

„Vielleicht sieht man sich mal wieder", rief noch der zweite Zwilling und damit war die Sache dann auch schon gegessen.

Auf Ewig VereintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt