15. Was mich aus dem Alltag riss

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Ein penetrantes Klingeln zerstörte die Idylle im modernen Spielmannshaushalt. Luzi, der gerade im Bad war und seine Piercings säuberte – das musste man zwischendurch immer mal wieder machen – rief: „Ich kann gerade nicht."

„Ist gut", kam auch prompt die Antwort. Wenig später konnte das L hören, wie Alea seine Schwester am Telefon begrüßte. Danach herrschte erst einmal Stille, jedenfalls von Aleas Seite.

Gerade, als Luzi sein Augenbrauenpiercing wieder vorsichtig zudrehte, erklang die Stimme des Sängers von Neuem. „Okay... warte mal, ich geh mal kurz fragen."

Kurz darauf stand er auch schon im Eingang zum Badezimmer und ihre Blicke trafen sich im Spiegel. „Alles okay?" fragte Luzi.

Alea zuckte mit den Schultern. „Rebecca hat ein Problem. Ihr Mann ist momentan auf Geschäftsreise und sie ist krank geworden und fragt, ob wir uns ein paar Tage um Jenny kümmern können. Wäre das okay für dich?"

„Na klar, kein Problem." Ein erleichtertes Lächeln schlich sich auf Aleas Gesicht bei diesen Worten und er drückte schnell einen sanften Kuss auf die Wange des Kleineren, bevor er sich wieder seinem Telefonat zu wandte.

„Luzi sagt, dass es okay ist... ja... ja. Soll ich sie lieber abholen kommen? Nee, mach ich doch gerne... wirklich... gut, dann bis gleich." Er legte auf und fing dann wieder den Blick des Kleinen Ls, der ihn immer noch im Spiegel beobachtete. „Ich würde dann jetzt losfahren, die Kleine holen."

„Mhm", er drehte sich um. „Fahr vorsichtig", und drückte einen ordentlichen Kuss auf Aleas Lippen. „Tu ich doch immer. Und du benimmst dich, solange ich weg bin, mein freches Rotkehlchen", scherzte er.

„Mal sehen", kam auch sofort die Retourkutsche. Sie tauschten einen weiteren Kuss und dann machte sich Alea wirklich auf den Weg. Immerhin hatte seine Schwester ihn gewarnt, dass Jenny sich schon tierisch auf seine „Tante" freute. Nicht, dass er es der kleinen Blondine verübeln konnte, er liebte das L ja schließlich auch über Alles. Sie kam wohl doch mehr nach ihm, als sie Alle gedacht hatten...

Luzi saß mittlerweile auf den Stufen des Mietshauses und rauchte in aller Seelenruhe seine Zigarette. Seit er mit Alea eingezogen war, rauchte er zwar weniger, aber aufhören würde er nicht. Wollte er nicht und zum Anderen war er unerträglich im Entzug, dass wollte er dem Braunhaarigen nicht antun.

Da es hier draußen doch tatsächlich einen Aschenbecher gab – war wohl vor einigen Jahren ein Wunsch einiger Mieter gewesen – schnippte Luzi den übrig gebliebenen Filter hinein und lehnte sich dann auf seinen Armen zurück. Sein Gesicht wandte er dann der Sonne zu und genoss einfach mal die Stille, während er auf Alea und dessen Nichte wartete. Es konnte eigentlich nicht mehr lange dauern, bis sie hier auftauchen würden.

Plötzlich legte sich ein Schatten über ihn und Luzi blinzelte hinter seiner Sonnenbrille. Es war doch tatsächlich einer der anderen Mieter gerade aus der Haustür getreten und besah sich ihn von oben.

„Sind Sie der neue Mieter?" fragte der junge Mann neugierig, seine grünen Augen starr auf den Rotschopf gerichtet.

„Luzi, freut mich", er streckte dem Jüngeren etwas umständlich seine Hand entgegen, die dieser auch sofort nahm.

„Michael, ebenso." Er grinste. „Ich bin dann wohl ihr ‚Nachbar', also vorausgesetzt, dass sie mit... wie nannte er sich nochmal... Alea... zusammenwohnen."

„Tu ich", bestätigte das Kleine L. Just in diesem Moment, fuhr Aleas Auto auf den Parkplatz vor dem Haus, der extra für die Mieter angelegt worden war.

„Ah, wie aufs Stichwort. Man sieht sich bestimmt nochmal", sagte Michael und verabschiedete sich dann mit einem Winken.

„Bestimmt", der junge Mann schien ganz nett zu sein, auch wenn er ein wenig wie ein Hipster aussah mit der großen Brille, den Haaren, die auf dem Haupt zu einem kleinen Zopf zusammengebunden waren und dem doch recht langen Bart. Jedem das Seine, fand Luzi. Er selbst gehörte ja wohl auch nicht zum langweiligen Durchschnitt.

Luzi erhob sich nun auch von der Treppe und sah dabei zu, wie Alea eine zappelnde Jenny abschnallte, die sofort aus ihrem Kindersitz heraussprang und auf ihn zugelaufen kam. Ein großes Grinsen machte sich auf Luzis Gesicht breit, der sie mit offenen Armen empfing und dann mit Leichtigkeit hochhob.

„Tante Luzi!" rief sie lautstark und küsste ihn stürmisch auf die Wange.

Währenddessen schüttelte Alea belustigt den Kopf. Sobald Luzi in der Nähe war, war er abgeschrieben. Da hatten sich tatsächlich Zwei gesucht und gefunden. Wäre sie älter, mehr in ihrem Alter, hätte er wohl ernstzunehmende Konkurrenz.

„Na, Prinzessin. Hast du mich vermisst?"

„Jaaaa, sehr sogar."

Luzi lachte und schritt langsam zu Alea, der die Taschen seiner Nichte aus dem Kofferraum holte. „Ich dich auch, ganz, ganz doll."

„Wirklich?" ihre Augen waren rund und starrten ihn ungläubig an.

„Oh ja", er nickte und war nun nah genug an seinem Verlobten, um ihn zur Begrüßung auch küssen zu können. Jenny hielt sich die Augen zu. „Alles gut?" fragte er dann seinen Lieblingsspielmann.

„Ja, Becca hat eine gute Freundin angerufen, damit sie nicht alleine ist. Ihr geht es echt nicht gut, scheint aber nichts allzu Schlimmes zu sein. Sie kommt schon wieder auf die Beine." Er hielt kurz inne. „Wartest du schon lange?"

Der Rotschopf schüttelte den Kopf. „Es geht. Ich wollte nur raus in die Sonne."

„Es ist aber auch schön heute... wir könnten gleich was spazieren gehen", schlug der Sänger vor.

„Au ja", mischte sich nun auch Jenny wieder ein und klatschte begeistert in die Hände. Damit war die Sache eigentlich schon so gut wie beschlossen.

Sie brachten also die Sachen nach oben und richteten schnell das Gästezimmer für den kleinen Frechdachs ein. Das hieß, sie verstauten Klamotten und die ganzen Spielzeuge und Stofftiere, die Rebecca ihnen mitgegeben hatte und dann hieß es auch schon wieder hinaus in die Sonne.

Und während Alea sich um das Einrichten des Zimmers gekümmert hatte, hatte Luzi für sie Alle ein kleines Picknick vorbereitet, bestehend aus klein geschnittenem Obst – es sollte ja möglichst kinderfreundlich sein – und ein paar Butterbroten, sowohl mit Käse, als auch mit Wurst, er wusste ja nicht, was die Kleine mochte und was nicht. Und dann, konnte es auch schon losgehen. Alea musste seiner Nichte nur noch schnell beim Schuhe binden helfen, er hatte sich fest vorgenommen ihr das in den Tagen, wo sie hier war, beizubringen – oder zumindest es zu versuchen – und dann verließen sie gemeinsam die Wohnung.

Auf Ewig VereintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt