Kapitel 26: Felsgiganten

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Dawn wurde ziemlich schnell wieder fit, vor allem durch Blades Wissen. Er bat Mido, Kräuter zu sammeln, da er als Pflanzenpokemon schnell die richtigen erkannte und Blade verarbeitete sie zu wirksamer Medizin, machte Umschläge aus Vitalkräutern und presste Beeren zu wohltuenden Säften. Ich weiß, das Lou ziemlich gut Medizin aus Kräutern machen konnte, aber Blade war darin noch besser. Er ist unglaublich. Ich kann mir nicht vorstellen, wie beeindruckend dieses Dreierteam gewesen sein muss. Und ich frage mich, wie stark Blade im Kampf ist.

Jedenfalls kam Dawn schnell wieder auf die Beine. Und sie beschloss auch, vorübergehend mit uns mit zu kommen, bis ihr Fuß 100% gesund war. Ich bin überzeugt davon, das sie uns auch danach weiter begleiten wird, da wir in den paar Tagen echt gute Freunde geworden sind. Sie möchte es wahrscheinlich nur nicht ganz zugeben. Also kam drei Tage später der Tag des Aufbruchs. Blade bestand eigentlich darauf, noch einen Tag zu warten, aber Dawn hatte die Schnauze vom herumsitzen voll. Ich verstehe sie dabei.

„Eigentlich hatte ich gedacht, wir wären vor meinen Kollegen da, aber da wir jetzt mehrere Tage zurückgeworfen wurden, ist vielleicht sogar schon einer von ihnen da.", erklärt Blade uns, „Es kommt auch darauf an, wie schnell sie voran gekommen sind." Ich will ihn ja eigentlich die ganze Zeit fragen, wer seine Kollegen sind und was genau er uns so wichtiges mitteilen möchte, aber ich schätze, ich bekomme am ende nur die selbe Antwort wie die anderen Tage... „Das wirst du schon sehen." Ich weiß nicht, ob er mich überraschen will, oder ob es nicht okay ist, wenn ich vor seinen Freunden davon weiß oder was auch immer. Mit Maria und Lou ist er jetzt die Nummer drei mit Geheimnissen vor mir. Ich verstehe das nicht ganz. Aber dafür hat er mir versprochen, das wir nur ein paar Tage unterwegs sind.
„Super! Da muss ich weniger warten!", sage ich frech grinsend zu ihm. „In Geduld musst du dich echt noch üben, Rocky.", meint er schmunzelnd.

In einem gemäßigtem Tempo geht es dann also weiter durch den Wald, wieder Flussaufwärts. Durch Dawns verletztes Bein sind wir nicht ganz so schnell, aber wir kommen trotzdem gut voran. Der Tag vergeht also, doch nach einer Weile bemerke ich, wie Dawn immer langsamer wird. „Ist alles okay, bei dir?", frage ich besorgt. „Ja.", meint sie nur knapp und versucht, sich nichts anmerken zu lassen, „Zugegeben, das laufen tut schon weh, aber ich komm schon klar." Ich stupse sie mit der Nase an. „Nicht anflunkern. Wenn wir keine Pause machen wenn du sie brauchst, machen wir es doch nur wieder schlimmer", erinnere ich sie. Sie nickt. „Ich sag schon beschied."
Das glaube ich ihr zwar nicht ganz, aber wenn ich mich zu sehr um sie Sorge wird sie vielleicht wieder zickig, also lasse ich das. Dennoch laufe ich sicherheitshalber unauffällig neben ihr. Eine Weile laufen wir einfach, dann bleibt sie kurz stehen und hebt fluchend die Pfote hoch. Ich seufze. „Ich hab dir gesagt, du sollst mir Bescheid geben." Sie verdreht die Augen. „Ja doch..."
Plötzlich wird sie von Blade hochgehoben. Das passt ihr so gar nicht. „H-hey! Lass mich los! Ich will mich nicht tragen lassen! Lass mich los oder ich beiße!" Strampelnd versucht sie sich aus Blades Armen zu befreien. Ich muss mich zusammenreißen, nicht zu kichern. Damit würde ich sie wohl nur wütend machen. Aber irgendwie ist das lustig.
Blade lässt sie natürlich nicht los. „Also, entweder ich trage dich, oder wir müssen eine Pause machen und wir kommen nicht voran. Was ist dir lieber?"
Vor die Wahl gestellt hört sie auf, sich zu wehren. Beleidigt schließt sie die Augen. „Na gut. Tragen.", meint sie in einem zickigen Tonfall.
Blade nimmt sie etwas lockerer und läuft dann weiter. „Na also. Geht doch."

So kam es, das Dawn ab und zu getragen wurde und wir so immer voran kamen. Und siehe da, bei Abenddämmerung des zweiten Tages lichtet sich der Wald. Der Fluss wird etwas wilder und die Gegend felsiger. Wir kommen der Schlucht näher. Irgendwie bin ich inzwischen gar nicht mehr so erpicht darauf, Blades Freunde kennen zu lernen, sondern mehr auf das Gebirge. Ich merke bei dem Gedanken an felsige Gegenden, wie das Gesteinspokémon in mir erwacht. Ich habe noch nie Berge gesehen und umso mehr habe ich Lust darauf, endlich da zu sein. Und als ich zum ersten Mal am Horizont die Umrisse von riesigen Bergen erblicke, kann ich es erst einmal kaum glauben. Die untergehende Sonne hatte den Himmel noch leicht gefärbt, so das er zart orange war, aber man sah schon die ersten Sterne und den Mond hervor kommen. Wie schwarze Schatten von Giganten erstreckten sich riesige, spitze Berggipfel über den orange-blauen Himmel und raubten mir durch ihre Größe den Atem. „So groß?", rufe ich plötzlich und renne vor. „Das da hinten... sind das alles Berge? Also, wirklich Alles?", rufe ich Blade ganz aufgeregt zu. „Ja natürlich.", ruft er zurück. Dawn springt aus seinen Händen und läuft zu mir vor. „Es ist genau so wie Papa es Beschrieben hat! Wie Felsgiganten!", ruft auch sie erstaunt. „Wie sollen wir da jemals durch kommen?", ist Midos erste Reaktion und Zack fallen beinahe die Augen aus dem Kopf. Blade muss herzhaft lachen. „Ihr erinnert mich einfach zu sehr an Laura, als sie zum ersten mal die Berge sah. Ich und Lou sind dort aufgewachsen, aber sie hatte sie so wie ihr noch nie gesehen. Sie hat genau so reagiert wie ihr!" Er kniet sich zu uns herunter. „Das hier ist ein besonderes Gebirge. Normalerweise sind Berge mit Wäldern bedeckt und erst ganz oben Felsig, da dort nicht mehr wachsen kann. Aber hier ist das anders... Noch bevor der Boden sich erhöht fängt hier schon eine Felsige, weniger pflanzenreiche Gegend an. Deswegen fühlen sich Gesteinspokèmon hier wahrscheinlich besonders wohl. Wenn wir schnell sind sind wir morgen schon da, also schlagen wir besser gleich das Nachtlager auf."

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