Erster Tanz eines wunderbaren Balls
Wer ist dieses Mädchen?
Nico öffnete langsam die Augen. Irgendetwas hatte seinen Kopf getroffen und ihn aus dem Schlaf gerissen. Etwas weiches, relativ warmes. Er setzte sich auf und blinzelte verschlafen in die Runde. Er lag nicht in seinem üblichen Bett. Er war nicht gut darin morgens auf zu stehen. Er träumte fast nie, dennoch war es, als würde eine unsichtbare Kraft versuchen ihn um jeden Preis im Schlafmodus zu halten. Er war es nun einmal gewohnt so lange zu schlafen, wie er wollte. Beziehungsweise, so lange, wie die Person es wollte, die ihm das Kissen an den Kopf geworfen hatte, das er sich mit einem benommenen Grunzen vom Gesicht zog. Verschlafen rieb er sich die Augen und setzte sich auf. Dann holte er aus und wollte das Kissen an den Werfer zurückschicken. Doch bevor er dies tun konnte wurde ihm ohne Vorwarnung ein weiteres Kissen ins Gesicht geworfen.
„Aufwachen, Nico!", rief Max in seiner lauten „Es-ist-3-Uhr-morgens-und-Zeit-zum-aufstehen-Art". „Wie kannst du nur immer solange schlafen! Los anziehen und dann nach unten! Sonst Räumen die das Buffet ohne uns ab!"
Nico seufzte. Er hatte eigentlich schon fast keine Lust mehr aufzustehen. Dieser Besuch in Berlin, den sie während der Sommerferien absolvieren MUSSTEN war mangels irgendeiner Planung bisher der reinste Reinfall gewesen.
Für ihn. Für ihn hatte die Welt auch normale Farben.
Max hingegen, so kam es Nico oft vor, sah die Welt immer durch eine Brille aus gefrorenem, regenbogenfarbigen Energiedrink.
Seine Tollpatschigkeit und Kindlichkeit wurden nur durch seine notorische Hyperaktivität und ewigen Energie übertroffen.
Er wurde oft seltsam angeguckt, wenn er sich mit Max abgab, doch seiner Meinung nach war es eher Max, der sich mit ihm abgab. Wurde er gefragt, wie er es mit Max aushielt, antwortete er meistens, dass Freundschaften über die Fehler des anderen hinwegsehen sollten.
Doch die Wahrheit lag tiefer bei ihnen.
Bisher war der Trip ein Reinfall gewesen. Man merkte klar wie schlecht die verantwortlichen ihn geplant hatten. Oder vielleicht war auch einfach genau das der Sinn dieses Ausflugs. Offiziell hieß es nämlich, dass Max und Nico sich für ein paar Tage selbst versorgen sollten, also so etwas wie eine Generalprobe zum alleine Reisen. Doch es waren schon vier von sieben Tagen um, und es war nicht das geringste passiert. Am liebsten hätte Nico auch den Rest der Zeit einfach in der Jugendherberge, in der man sie einquartiert hatte, verbracht und gewartet, bis es zurück aufs Land ging. Er mochte große Menschenansammlungen nicht.
„Hey Nico...", plapperte Max ungebremst weiter. „Heute gibt es ein Vergnügungsfest in der Innenstadt! Vielleicht finden wir da ja etwas interessantes.!"
Nico seufzte. Noch mehr interessantes? Seit er und Max in diese Großstadt gekommen waren, war Max noch wesentlich aufgekratzter als sonst. Als wäre die Tatsache, das alle Häuser hier drei bis vier Stockwerke höher waren, dass spannendste auf der Welt. Max war zu beneiden.
Für ihn war die ganze große Stadt eine einzige, völlig überfüllte Betonwüste, die wirklich nichts bot außer Häuser und Menschen, soweit man denken konnte.
Ein Vergnügungsfest?
Ein Vergnügungssfest bedeutete Menschen. Zu viele Menschen.
Auf der anderen Seite, viel zu verlieren hatte er nicht und außerdem hatte er das Gefühl, dafür verantwortlich zu sein, das Max seinen Spaß hatte, obwohl er einige Monate älter war als Nico.
„Guten Morgen erstmal..."Nico wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und nickte: „Okay, wir gehen hin..."
Max brach völlig übertrieben in Jubel aus. Nico seufzte lächelnd und sprang aus dem Bett, dann schüttelte er seinen Kopf, bis sich sein Kreislauf einigermaßen beruhigt hatte. Dann stellte er sich vor den Spiegel und betrachtete sich. Genervt ordnete er seine Haare, die ihm hoffnungslos verknotet und durcheinander auf seinem Kopf lagen. Während er die schulterlangen Haare niederkämmte, betrachtete er sein Gesicht, doch anders als die meisten Jungen in seinem Alter suchte er nicht nach Pickeln oder Unreinheiten. Er überprüfte wie weiblich er aussah. In seiner Kindheit hatte es ihn extrem gestört, dass ihn jeder, dem er begegnete für ein Mädchen hielt und sich seine Familie einen Spaß daraus gemacht hatte, ihn seine Haare extra lang tragen zu lassen.
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Der Feenturm (#Wattys 2015)
FantasyDie zwei Jungen Max und Nico waren eigentlich nur auf einem kurzen Trip in die Hauptstadt unterwegs, als sie dem merkwürdigen Mädchen Coco begegnen, dass sie selbst eine "Feengöttin" nennt. Trotz ihrer bisweilen extem seltsamen Art zieht sie die bei...