Feuriger Tanz auf glühenden Kohlen /// Der reine Geist überbringt eine Seele?

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Ein Moment, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte, spürte wie Nico der Briefumschlag aus der Hand genommen wurde, wie eine Hand in dem Briefumschlag nach dem Amulett fingerte, es fest packte und aus dem Briefumschlag herauszog. Eine Hand schleuderte es durch die Luft und ließ es gegen die Affenfaust knallen. Der Effekt war unglaublich. Einmal auf Nico, der seine Angst verlor und auf einmal wieder klar und logisch denken konnte. Zum anderen auf Sinnaji. Eine, für Nico und Max nicht spürbare Druckwelle, zerfetzte den Arm der Länge nach und schleuderte ihn in einen Haufen Möbel, der unter seinem aufprall zersplitterte und zusammenbrach. 

„Wenn du das Amulett willst, dann hol es dir gefälligst. Cocos Seele schützt uns und du kannst sie nicht besiegen.", hauchte Max, der schwach in Nicos Armen lag. 

„Das habe ich bereits.", erklang Sinnaj's Stimme vom Schrotthaufen, während er sich aus einem Haufen Stuhle zog. Würde Max nicht immer noch das Amulett zwischen sie halten, wäre Nico vermutlich vor Angst krepiert, doch spürte er nur die ganz normale Angst, die man hatte, wenn ein stinkwütender, brennender Magier vor ihnen stand und ihn nichts als ein Amulett sie schützte. 

„Euch mach ich alle!", fauchte Sinnaji und hob theatralisch die flammenden Arme. 

Vor ihm bildete sich ein gleichschenkeliges Pentagramm, das von mehreren Runenkreisen umschlossen war und rötlich Schimmerte. 

„Fegefeuer!", sagte er mit bedeutungsschwerer Stimme. 

„Nimm meine Hand!" forderte Max Nico auf. Der gehorchte beinahe aus Reflex. Fest beugte er sich über seinen Freund und griff nach der Hand die das Amulett hielt. Gemeinsam streckten sie es dem Pentagramm entgegen, aus dem in diesem Moment ein laserartiger Feuerstrahl entwich. Ein hellblauer Schild baute sich um Max und Nico auf, das Amulett glühte. Der Kontakt von Schild und Strahl wäre durchaus beindruckend gewesen, wenn sich Nico und Max nicht im Zentrum befunden hätten. Wahrscheinlich wären sie innerhalb von Sekunden zu Asche und nichts zerfallen, genau wie ihre Umgebung, wenn der Schild aus dem Amulett, nicht das Inferno abgefangen hätte, dass sich um sie aufbaute und für einen Moment Cocos und Max Welt verschlang. Selbst unter dem Schild wurde es kochend heiß und der Feuersturm wehte ihnen tonnenweise Asche ins Gesicht. 

In einem lauten Knall brach die Hölle über Max und Nico zusammen. Die gefühlte Ewigkeit war schon nach Sekunden vorbei. In einer atompilzartigen Wolke stieg die Hitze nach oben hoch und sammelte sich unter der Decke. Die freie Fläche um Max und Coco hatte sich vervielfacht. In Sekunden vergrößerte sich der Schild, der bis zu diesem Augenblick auch die Flammen und den geschmolzenen Boden von Nico und Max fern gehalten hatte und legte sich blitzartig um Sinnaji. Er zerfiel zu Fänden, die begannen, Sinnaji einzuschließen und seine schwarzen Flammen zu ersticken. Der wehrte sich mit aller Macht, sowohl körperlicher als auch magischer, aber die Fäden kamen schneller und in größerer Zahl, als Sinnaj sie zerstören könnte. Als die Hälfte seines Körpers schon von dem Kokon auf Fäden eingeschlossen waren, sagte er mit einer WIRKLICH unheimlichen Stimme: „So nicht..." 

Auch wenn weder Max noch Nico, die dem Schauspiel mit mehr Überraschung als Entschlossenheit zugesehen hatten, eine Pupille oder Iris in Sinnaj's Augen erkennen konnten, hatten sie das klare Gefühl, das sein Blick sie beide durchbohre wie eine Pistolenkugel. Dann stiegen die Flammen in seinem Körper an zu lodern und seinen physischen Körper zu verschlingen wie eine Handvoll Mehl, das man durch eine Flamme wirft. Die Fäden verloren Augenblicklich ihre Kraft und zerfielen. Nico und Max merkten, wie ihr Körper mit sich rang, um Pulsschlag und Atem zu stabilisieren, doch es gelang ihm nicht so Recht. Umso härter traf es sie, als Cocos Amulett ihren Körper quasi gewaltsam in einen Ruhezustand zwang. Einen Moment verschwamm ihre Sicht und ihr Bewusstsein, dann ließ da plötzlich fehlende Adrenalin ihren Kreislauf zusammenbrechen und sie fielen auf das kleine Plateau, inmitten eines Meeres aus glühendem Stein.Als Nico aufwachte, war er nicht ganz sicher, wo er sich befand. Die Decke über ihm war in einem hellen Orange gestrichen und hatte weite, offene Fenster, die kühle Luft hereinließen. Er lag in einem sehr bequemen Bett, das seinen Rücken in einem halbaufrechten Sitz hielt. Ihm gegenüber an der Wand hing ein kleiner, schon etwas älterer Fernseher und ein Tisch an dem drei Personen saßen. Zwei von ihnen waren Polizisten und einer von ihnen wahrscheinlich ein Polizist in Zivil. Sie unterhielten sich. Nico war benommen, trotzdem versuchte er instinktiv zu verstehen, was die Polizisten besprachen. Leider machte er dabei den Fehler, sich aufzusetzen, wobei die Polizisten ihn bemerkten und verstummten. Forschende Blicke waren auf ihn gerichtet. Nico starrte einen Moment stumpf zurück, dann spürte er, wie er den Mund öffnete und mit schwacher Stimme sagte: „Wo bin ich hier?" 

Der Feenturm (#Wattys 2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt