Die Ruhe, die Danbi im Schlaf gefunden hatte, war ihr scheinbar nicht gegönnt.
Kaltes Wasser traf gnadenlos auf ihr Gesicht und das unerwartete Stechen auf ihrer Haut und der plötzliche Temperaturunterschied ließ sie unsanft erwachen.
Keuchend spuckte sie das Wasser aus, das in ihre Nase gekommen war und wollte sich vor Fassungslosigkeit durch den plötzlichen Schock nach vorne lehnen, doch... enge Fesseln, die ihr zusätzlich die Luft abschnürten, hinderten sie an jeglicher Bewegung.
Lange brauchte sie nicht, um zu verstehen, was hier vor sich ging und erschauderte - nur teils wegen des kalten Wassers, das sie jeden Windhauch spüren ließ.
Scheinbar war sie in einer alten Fabrikhalle. Es war mörderisch still und stank nach Schimmel und allerlei Tierexkrementen.
Als sie ihre Umgebung träge versuchte zu analysieren, blieb ihr Blick an einem bestimmten Mann hängen. Sofort kam Wut gemischt mit einer lähmenden Fassungslosigkeit in ihr auf und vor blankem Zorn, schlug sie ihre Zähne so fest zusammen, dass ihr Kiefer nach Erlösung ächzte.„Was zum Teufel haben Sie hier verloren?!", schrie sie außer sich und konnte den Verrat einfach nicht begreifen.
„Ich tue meine Arbeit.", erwiderte der Schwarzhaarige mit einer Emotionslosigkeit, die ihr die Galle hoch trieb.
Vor ihr, mit einem leeren Eimer in der Hand, stand der Sekretär von Jins Onkel höchst persönlich. Er hatte sie verraten. Er hatte sie in diese Situation gebracht!
„Was hab ich Ihnen bitte getan?!", schrie sie ihn an, wobei Tränen aus ihren Augen quollen. „Ich habe Sie vorher noch nie gesehen, also warum tun Sie mir das an?!"
„Ganz einfach.", hörte sie urplötzlich eine Stimme hinter sich sagen, doch die Fesseln erlaubten es ihr nicht, nachzusehen. „Es ist eine Konsequenz."
Nun trat der geheimnisvolle Sprecher doch vor und in ein paar Augenblicken war Danbi zu Stein erstarrt. Nein! Nein, nein, nein! Alle, nur nicht er!
Verängstigt - ihre Wut war lange versiegt- sah sie ihren wohl größten Peiniger an und begann zu zittern. Sie hatte gehofft, ihn nie wieder zu sehen. Hatte gehofft, dass auch er im Gefängnis verrottete. Doch jetzt stand er vor ihr; ihr Schinder, ihr Feind, ihr größter Albtraum.
Grinsend strich er sich das mittlerweile etwas ergraute, schwarze Haar zurück, seine Augen glitten dabei über jeden Zentimeter ihres Körpers und sofort fühlte Danbi sich wie früher - gepeinigt, dreckig, gelähmt.„Weißt du, Nanami... oh, oder sollte ich dich lieber Danbi nennen?", er schien kurz zu sinnieren und lächelte sie dann wieder mit den gleichen gelben Zähnen an. „Ach, um der guten alten Zeiten Willen, nenn ich dich Nanami... jedenfalls... hilft Yu-san hier mir, weil du kleine Göre dafür verantwortlich warst, dass sein Vater ins Gefängnis kam und dort abgestochen wurde. Sieh es also als Konsequenz für dein Handeln, dass er Rache will."
Womit der Kerl aber anscheinend nicht gerechnet hatte, war, dass Danbi ihm als Antwort ins Gesicht spuckte. Dieser Mann war ein kleines Insekt, auf dem sie nur zu gerne rumgetreten hätte, für all die Male, an denen er sich an ihr vergangen und sie gefoltert hatte. Sie drückte ihm also nur zu gerne ihre bodenlose Verachtung aus und war auf die Folgen gefasst.
Der Yakuza fing sich allerdings schneller wieder, als sie es gehofft hatte und lächelte sie zuckersüß an, während er sich mithilfe eines Taschentuchs den Speichel aus dem Gesicht wischte.„Ach, dein Temperament habe ich wirklich vermisst...", gab er zu und legte zu ihrem größten Grauen, seine Hand auf ihren Oberschenkel und griff so fest zu, dass ihr ein Zischen entwich. „Und das hier auch"
„Wag es ja nicht!", fauchte Danbi außer sich, doch in ihr schrie die pure Angst. „Lieber sterbe ich!"
Sie wollte von keinem anderen als Jin angefasst werden! Sie wollte nicht nochmal dermaßen besudelt werden, dass sie ihr eigenes Spiegelbild zerschlagen wollte.
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Tainted Wings {k.sj} - #Wattys2020
Romance[Abgeschlossen] „A dancer dies twice - once when they stop dancing, and this first death is the more painful." (Martha Graham) Sie tanzte, als hinge ihr Leben davon ab. ~ Er merkte zu spät, dass er seine Augen nicht von ihr abwenden konnte, wenn sie...