Stunden. Tage. Wochen. Monate.
Mittlerweile hatte Danbi jegliches Zeitgefühl verloren. Ob es Tag oder Nacht war? Sie wusste es nicht... Ihr Tagesablauf bestand aus Folter, Beschimpfungen, Erniedrigungen, Ohnmacht und einem gedämpften Wachzustand, in dem sie so gut wie nichts wirklich wahrnahm.
Soweit ihre dumpfen Sinne es fühlen konnten, war der Boden, auf dem sie nun lag, eiskalt und feucht. Der modrige Geruch war vergangen, denn sie roch nichts mehr - ihre Nase war sicherlich völlig zertrümmert. Die Kälte unter ihr war für sie unerträglich, denn sie spiegelte nur das wieder, was sie innerlich fühlte. Anfangs hatte sie sich wenigstens dazu überreden können, dass Jin sie irgendwie finden könnte, doch... die Zeit verging und mit jeder Minute, jeder Sekunde verließ sie der Lebenswille immer mehr. Die Schmerzen waren betäubend und sie war tatsächlich dankbar dafür, dass sie all das nur durch einen nebligen Schleier erlebte... so viel Grausamkeit konnte keiner ertragen und sie wollte all dem hier nur entkommen.
Natürlich zerriss der Gedanke, Jin nie wieder sehen zu können, ihr noch nicht ganz zertrümmertes Herz, doch... was war sie noch, wenn sie hier wirklich lebend rauskommen sollte - mal abgesehen davon, dass das an ein Wunder grenzen würde...
Selbst wenn sie sie fanden, sie wollte nicht mehr leben... was wäre das für ein Leben? Sie konnte diese Albträume, die Halluzinationen, den Terror in ihrem Kopf nicht noch einmal ertragen. Selbst wenn Jin an ihrer Seite war... Ihre Folterer hatten sie gebrochen, sie hatten alles erreicht, was sie wollten; also, worauf warteten sie noch?
Irgendwann würde Jin sie vergessen, er würde es mithilfe der Jungs und seiner Familie verarbeiten und nach einiger Zeit, da würde er bestimmt weiterleben; sich ein neues Leben aufbauen, jedenfalls wünschte sie sich das für ihn. Er konnte nichts dafür, dass er sich in die falsche Person verliebt hatte, deshalb wollte sie nicht, dass er zu lange an ihr festhielt... er sollte glücklich werden, das war ihr wichtiger als ihr eigenes Leben.
Danbi wusste, dass sie nicht mehr dieselbe sein würde, käme sie hier lebend raus. Sie konnte ihn nicht mehr so glücklich machen, wie er es verdiente und so redete sie sich ein, dass das Loslassen ganz leicht war und sie es nicht bereuen würde. Vielleicht war es besser, wenn sie so aus seinem Leben verschwand? Endgültig und unwiederbringlich?"Na, genug geschlafen?", riss sie die Stimme ihres Peinigers plötzlich aus den Gedanken und ließ sie so sehr erschrecken, dass eine Welle des Schmerzes durch ihren ganzen Körper zog.
Sie hatte nicht bemerkt, dass er reingekommen war, aber das wunderte sie nicht. Alles war wie in Watte gepackt; wirkte surreal und künstlich, doch sie wusste, dass es die erbarmungslose Realität war...
Nori kam auf sie zu, dasselbe widerliche Grinsen auf dem Gesicht, das er bei der Folter trug, und Danbi versuchte die Kraft zusammenzunehmen, um vor ihm wegzukriechen, doch der Schmerz in ihrem ganzen Körper setzte sie außer Gefecht. Nun war sie ihm wirklich völlig ausgeliefert...
Der Yakuza hockte sich neben sie und grinste noch breiter, als er ihren hasserfüllten aber doch hilflosen Blick sah. Wie konnte sie nur so weit gesunken sein... sie hasste es...„Weißt du, Nanami-chan, wir sind doch eigentlich gute Freunde...", fing der Typ an zu plaudern, obwohl sie einfach nur wollte, dass sein Mund aufhörte, Wörter auszuspucken. „Überleg mal, was wir alles erlebt haben und jetzt... hatten wir doch wieder Spaß zusammen, nicht wahr? Wie erwartet, hast du mich wirklich gut unterhalten... hast die alten Zeiten mal wieder aufleben lassen. Ach ja, jetzt werd ich schon fast sentimental..."
Danbi wusste nicht, was er ihr damit sagen wollte, wahrscheinlich machte er sich nur über sie lustig und so schluckte sie die Wut, die in ihr aufkam, einfach wieder runter... etwas anderes konnte sie schließlich nicht tun...
„Du weißt, ich hab ein großes Herz und da es mit dir ja nun zu Ende geht, hab ich mir gedacht, ich gönne dir einen letzten Anruf...", eröffnete er ihr feierlich. „Ruf an, wen du willst, deine Freundin April, Jin, deine Elter- Oh warte, deine Adoptiveltern, die echten sind ja auch tot... ich wähle sogar für dich. Behandle ich dich nicht gut? Da kann man sich wirklich nicht beklagen."
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Tainted Wings {k.sj} - #Wattys2020
Romance[Abgeschlossen] „A dancer dies twice - once when they stop dancing, and this first death is the more painful." (Martha Graham) Sie tanzte, als hinge ihr Leben davon ab. ~ Er merkte zu spät, dass er seine Augen nicht von ihr abwenden konnte, wenn sie...