Jin war das Herz in dem Moment in die Hose gerutscht, als er Danbi zwischen den ganzen Mitarbeitern entdeckt hatte, doch nun, wo er allein mit ihr im Wagen saß und durch die nächtlichen Straßen von Seoul fuhr, kam es ihm vor, als wäre das noch nicht genug gewesen. Er war nervös und wie er das war. Seine Finger klopften unruhig auf dem Steuer herum und er war sich ziemlich sicher, dass er der Rothaarigen damit gehörig auf die Nerven ging, aber was sollte er tun - irgendwie musste er seinen rasenden Puls beruhigen.
Was hatte Suga sich nur dabei gedacht? Es war ganz anders gekommen, als sie es besprochen hatten und der Älteste hatte sich von dem Schreck noch nicht ganz erholt - wie denn auch, wenn heute anscheinend jemand wollte, dass ihm das Herz stehen blieb..."Du hättest mich nicht fahren brauchen...", ertönte Danbis monotone Stimme plötzlich und setzte der beißenden Stille ein Ende.
"Wie hätten wir sonst reden sollen?", erwiderte Jin vorsichtig.
"Ich glaub nicht, dass wir etwas zu bereden haben..", flüsterte sie, scheinbar mehr zu sich selbst, bevor sie etwas lauter sagte: "Und reden bedeutet uns anschweigen, oder wie?"
"Ich wollte das Gespräch jetzt nicht unbedingt im Auto anfangen oder möchtest du, dass ich das Ding hier gegen 'ne Mauer fahre?", der mittlerweile Schwarzhaarige ging nicht auf ihren forschen Ton ein, wies sie allerdings mit Worten zurecht.
Er hatte einen Fehler gemacht, aber er wollte sich nicht auf Zickereien einlassen. Schließlich wollte er wie ein Erwachsener mit ihr reden und vermeiden, dass es in den Kindergarten-Streitereien ausartete, die sie sonst immer führten. Wenn es stimmte, was Jimin erzählt hatte und sich Danbis Gefühle im letzten halben Jahr nicht geändert hatten, dann bestand die Möglichkeit, dass sie langsam wieder zueinander finden würden und das wollte Jin nicht mit einem überflüssigen Streit aufs Spiel setzen.
Nach einigen Minuten, die die beiden wieder im Schweigen verbrachten, hielt Jin das Auto an und ehe er sich versah, war Danbi auch schon ausgestiegen und steuerte die enge Gasse an, die zu ihrem Gebäudekomplex führte. Sie hatte eindeutig keine Lust zu reden... Scheinbar würde Jin es schwerer haben, als gedacht.
Wie ein reumütiger Hund folgte er ihr und ignorierte ihren Blick, der ihm sagte, dass er unerwünscht war. Das musste man ihm nicht sagen, er wusste es, aber was sollte er tun. Nach wie vor wollte er seine beste Freundin - nein, seine erste und sehr wahrscheinlich einzige große Liebe - nicht aufgeben. Oft hatte er es versucht, doch er wusste nun, dass er es einfach nicht konnte. Egal, was passierte, er wollte sie nicht vergessen... Er wollte für immer ihr Lächeln sehen, für immer ihre Stimme hören, für immer ihre Wärme ganz nah bei sich haben... Es war eindeutig: Jin war der rothaarigen Tänzerin von Kopf bis Fuß verfallen und das unwiderruflich.Der Schwarzhaarige atmete tief ein, als er in die kleine Wohnung trat, die ihm eigentlich vertraut sein sollte, ihm nach so langer Zeit aber sehr fremd vorkam. Man konnte erkennen, dass April hier ihr Unwesen getrieben hatte, denn überall lagen Nadeln und Stoffstücke verteilt und man musste aufpassen, dass man nicht auf ersteres trat. Wo die Designerin gerade war, wusste Jin nicht, allerdings war er dankbar, dass ihm eine peinliche Begegnung am heutigen Tage erspart blieb.
"Also... Worüber wolltest du so dringend sprechen?", seufzte Danbi und strengte sich dabei nicht mal an, um ihren Missmut zu verstecken.
Der Ältere nahm sich die Zeit, um sich auf ihr Bett zu setzten und auf den Platz neben sich zu klopfen, in der Hoffnung, dass seine Freundin die Einladung annehmen würde. Die Hausherrin zögerte, ehe sie sich mit versteinerter Miene gegen die Wand lehnte und ihre Arme vor der Brust verschränkte. Na klasse, Jin... Das würde ein sehr langes Gespräch werden...

DU LIEST GERADE
Tainted Wings {k.sj} - #Wattys2020
Romance[Abgeschlossen] „A dancer dies twice - once when they stop dancing, and this first death is the more painful." (Martha Graham) Sie tanzte, als hinge ihr Leben davon ab. ~ Er merkte zu spät, dass er seine Augen nicht von ihr abwenden konnte, wenn sie...