Sonntag, 20.05.2018, 23:56 Uhr

126 13 4
                                    

Die Scheidung meiner Eltern.

Ich glaube, es war mir nichts gleichgültiger als das. Es war eine Sache zwischen meinen Eltern, die mich als Kind nichts anging und verdammt nochmal, es war höchste Zeit dafür.

Als ich in der zweiten Klasse war, trafen wir Bekannte und dort erzählte meine Mutter ihnen von der Scheidung. Mir persönlich hatte sie nichts davon gesagt und ich war schockiert, dass sie das zwei Menschen erzählte, die wir fast nie sahen, aber nicht mir.

Ich war sauer auf sie sogar. Sie hätte es mir sagen können, es wäre mir egal gewesen. Es ist nur eine Scheidung, die beiden haben sich nie geliebt, mein Vater ist und bleibt ein riesiger Wichser (ist einfach so), der meine Schwester und mich immer noch verletzt.

Es war komisch, als er mit seinen Kisten die Wohnung verließ, aber doch fühlte es sich irgendwie erleichtert an. Ich hatte nie wirklich etwas von der Auseinandersetzung mit meiner Schwester etwas mitbekommen, doch wie sich meine Eltern nicht ausstehen konnten schon.

Ich weiß noch, mein Papa hatte mir vorgelesen und dabei bin ich in seinen Armen eingeschlafen. Er schaltete das Licht aus, ging zu meiner Mutter und erzählte ihr, dass ich bereits eingeschlafen war. Meine Mutter war misstrauischer denn je und glaubte ihm nicht. Als ich dann aufwachte und etwas trinken wollte, sah ich schon den Blick, mit dem meine Mutter ihn ansah. Ich ging wieder ins Bett und kaum hatte ich mich zugedeckt, hörte ich wie meine Mutter auf ihm rumhackte. Es tat mir in dem Moment so leid und ich hatte mir einfach gewünscht, ich wäre nie aufgewacht und etwas trinken gegangen.

Ich liebe meinen Vater, auch wenn er lügt und ein Arschloch ist. Ich weiß das alles, aber er ist mein Vater. Wie kann man einfach aufhören seinen Vater zu lieben?

Er wird diesen August heiraten und ich kann seiner Verlobten jetzt schon nicht in die Augen sehen. All die Lügen, die mein Vater ihr auftischt, tun mir so weh. Wie kann man Menschen nur anlügen? Ich verstehe es nicht.

Meine Mutter hatte danach ein paar Beziehungen. Einer ihre Ex-Freunde ist mein Papa, den ich nie hatte. Er kam, er wohnt in scheiß Stuttgart und ich in Brandenburg, zu mir nach Hause, weil ich Magendarm hatte und brachte mir Cola mit. Nur, weil ich krank war. Meiner kam zwar auch vorbei, aber ich weiß ganz genau, er würde keine sechs Stunden vergeuden nur, um zu mir zu kommen, weil ich mir die Seele aus dem Leib kotze. Bittere Wahrheit, aber so ist es.

Oder immer, wenn ich mich verletzt hatte, musste meine Mutter es ihm mitteilen. Gleichzeitig erzählte sie es auch ihrem besten Freund.

Die Reaktion meines Vaters:
»Gut.«

Die Reaktion meines Hummelpapas (ja, so nenne ich ihn. Fluffi ist auch einer der Namen):
»Oh, nein! Küss Hanni von mir und wünsch ihr gute Besserung und bla, bla, bla ... «

Oder wie gesagt, er mietet sich mal eben ein Auto und kommt zu uns gedüst.

Ich liebe beide, aber bei meinem Hummelpapa weiß ich, ich bin zwar nicht sein leibliches Kind, aber ich bin trotzdem sein Kind. Und egal, wie viel ich geschrien habe und geweint, er liebt mich. Er ist nicht gegangen, er war nicht genervt, er hat mich geliebt.
Und ich liebe ihn, wie ein Kind seinen Papa nun mal liebt.

IgelkindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt