Kapitel 15

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Ich saß auf der Bank auf der Terrasse, als ich dabei zusah, wie Charles Erik erschießen sollte. "Tut mir leid, mein Freund, aber ich kann dich nicht erschießen.", entschuldigte der Telepath sich und ließ die Waffe sinken. Grob nahm Erik die Hand mit der Waffe seines Freundes und hielt sich den Lauf der Pistole an seine Stirn. "Ach, komm schon. Ich weiß, dass ich sie aufhalten kann. Du sagst doch immer selbst, dass wir uns selbst fordern sollen." "Lilith hatte einen sehr guten Gedanke. Wenn du weißt, dass du die Kugel aufhalten kannst, dann forderst du dich selbst nicht." Ich warf Charles einen bösen Blick zu. Er soll meine Gedanken nicht lesen. Er schaute zum Satelliten. "Versuche es zu uns zu drehen." Fragend schaute Erik erst Charles und dann mich an. Unwissend zuckte ich die Schultern. Er streckte die Arme aus und versuchte es zu bewegen. Doch es passierte nichts. "Weißt du, manchmal glaube ich, Konzentration liegt irgendwo zwischen Wut und Gelassenheit.", meinte Charles. Er suchte in Eriks Kopf eine schöne Erinnerung. Dann versuchte er es nochmal und es funktionierte! Freudig sprang ich auf und rannte zu Erik. Er fing mich auf und wirbelte mich durch die Luft. Als er mich wieder hinstellte, waren unsere Gesichter kaum von einander entfernt. Er hatte so schöne Augen.

Natürlich musste Moira den Moment ruinieren. "Kennedy macht seine Ansprache." Die Ansprach beunruhigte mich sehr. In Kuba musste Shaw sein. Also mussten meine Freunde, meine Kinder und Moira dort hin. Erik schickte alle früh ins Bett.  

Als ich an diesem Abend zu Raven ins Zimmer kam, saß sie wie in einer Schockstarre auf dem Sessel. "Oh Gott!" Schnell rannte ich zu ihr und kniete mich vor sie. "Raven? Raven! Komm wieder zu dir!" Ich schüttelte sie leicht an den Schultern. Sie war in ihrer natürlichen Form. Sie begann zu weinen und legte ihren Kopf auf meine Schultern. "Hank hat gesagt, wir würden nie akzeptieren werden.", schluchzte sie, "Wir sind anders." Ich stieß sie sanft von mir, damit sie mir in die Augen schauen konnte. "Hör mir jetzt sehr gut zu, Raven. Du bist die schönste, netteste und klügste junge Frau die mir im Leben begegnet ist. Wer deine Schönheit nicht erkennt, hat deine Liebe nicht verdient." "Das sagst du bloß, weil du meine Freundin bist.", warf sie ein und schluchzte. "Ja und genau das ist die wichtigste Antwort, die du bekommen kannst, weil ich dich am besten kenne. Du brauchst die Akzeptanz aller Leute nicht, wenn du die Liebe derjenigen bekommen kannst, die dir am Herzen liegen."

Ich hatte mein Zimmer aufgeräumt und ging zu Erik und Charles in die Bibliothek. Wie jeden Abend hatten sie ein Glas Scotch in der Hand und spielten Schach. "Wir müssen Shaw aufhalten.", begann Charles schon wieder die Diskussion. "Ich werde ihn töten, Charles. Das weißt du. Du hast die ganze Zeit gewusst, warum ich hier war. Aber die Dinge haben sich verändert. Wenn die Kubamission startet, werden die Menschen wissen, dass Mutanten existieren. Shaw, wir, sie werden keinen Unterschied machen. Sie fürchten sich vor uns. Und diese Angst wird zu Hass führen." Nun begann Charles zu sprechen. "Nicht, wenn wir einen Krieg aufhalten. Nicht, wenn wir Shaw aufhalten. Nicht, wenn wir unser Leben riskieren." "Sie tun das selbe für uns." "Wir müssen die besseren Männer sein, Erik." "Wir sind bereits die besseren Männer. Wir sind die nächste Stufe der menschlichen Evolution. Du hast es selbst gesagt." "Nein!", widersprach Charles. "Bist du wirklich so naiv, Charles, dass du denkst, dass sie nicht ihrem Überlebensinstinkt folgen werden? Oder ist es Arroganz?" "Wie bitte?" Dieser Streit artet sich aus. "Ab morgen werden sie sich gegen uns wenden. Aber du bist blind, weil du denkst, sie sind alle wie Moira." "Du denkst, sie wären alle wie Shaw.", konterte Charles. Er beugte sich vor und sprach langsam und deutlich. "Hör mir jetzt sehr gut zu, mein Freund, du wirst keinen Frieden finden, wenn du Shaw tötest." "Friede war nie eine Option." 

Killing will not bring you peaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt