5

82 4 0
                                    

Es war langweilig. Langweilig und verdammt nochmal so dunkel, dass man seine eigene Hand vor Augen kaum sehen konnte. Wir hatten beschlossen unsere Handy Taschenlampen nur im Notfall zu benutzen und so saßen wir nun auf dem dreckigen Boden eingeschlossen und hinter Gittern.

Ich konnte förmlich spüren und es in seinen Augen ablesen, wie schwer es Lucas gefallen war uns hier einzusperren. Wir hatten einen wirklich guten Draht zueinander und doch wusste er, dass es so besser war. Ich wusste nicht wie lange wir hier saßen, da ich zuerst gefühlte zwei Stunden heulend in Jona's Armen auf dem Boden gekniet hatte.

Mir war nicht bewusst gewesen, wie nah ich ihm in diesem Moment doch war und hätte ich nicht tiefe Trauer und Schmerzen empfunden, so hätte ich mich vermutlich an ihn gedrückt und mich einfach wohl gefühlt.

Wir hatten Besuch von Gwen bekommen, von Noah und auch Xemi hatte einmal kurz vorbei geschaut.

Er fand es im Gegensatz zu allen anderen lustig, dass wir wie Schwerverbrecher irgendwo im Untergrund von London im Knast saßen.

Lachend war er durch den Raum geflogen, das nahm ich jedenfalls an, da seine Stimme ständig herumwanderte. Sehen konnte ich nichts.

Keiner von uns war bisher gesprungen, keiner hatte ein Schwindelgefühl wahr genommen. Ich nahm an erneut als erste von uns die Gegenwart zu verlassen, da auch bei meinen Eltern der Abstand zwischen den Unkontrollierten Zeitsprüngen nie besonders groß war.

Ich fragte mich, wie man unserer Schule erklären wollen würde, dass wir fehlten.

Hiermit entschuldige ich meine Tocher für den Unterricht. Sie ist zurzeit in einem dunkeln Raum eingesperrt, da sie jederzeit in der Zeit springen könnte.

Dieser Gedanke brachte mich zum Kichern. Ein wahnsinnig lautes Geräusch in einem so stillen Raum. Es brachte mir vermutlich zwei verständnislose Blicke ein, doch in diesem Moment wurde der Raum von einem dunklen Grün erhellt und ich vermutete, dass einer der beiden gesprungen war.

,,Jona? Esra? Seit ihr noch da?"

Ich bekam nur eine Antwort. ,,Jona ist glaube ich weg. Aber ich. Ich bin noch da."

Ich nickte, aber das konnte sie ja nicht sehen.

,,Okay"

Nur wenige Sekunden war er weg. Da saß er wieder bei uns, nachdem der Raum erneut in tiefgrünes Licht getaucht wurde.

,,Und?" Ich war neugierig.

,,Niemand war da. Ich konnte lediglich die dumpfen Stimmen zweier anderer Gefangenen vernehmen. Vermutlich saßen sie ganz vorne."

Wieder nickte ich und nahm schon bald selber ein Ziehen in der Magengegend wahr.

,,Bis gleich" ,flüsterte ich, ehe ich von dem Licht geblendet wurde, welches mich umgab.

Ich landete hart auf dem Boden und rieb mir über den Oberarm. Etwas berührte genau dort meine Hand und ich schreckte zurück. Es war weich gewesen, wie ein Stück Stoff. Mein Handy in der Hosentasche war leicht heraus zu bekommen und mit wenigen Handgriffen hatte ich die Taschenlampe eingeschaltet.

Ich leuchtete durch den Raum, doch mein Lichtstrahl war erst in der Mitte angekommen, als ich das Handy vor Schreck fallen ließ, schnell wieder aufhob und etwas feuchtes an meiner Hand spürte. Ich leuchtete noch einmal auf den Boden und danach an die Decke, ehe ich zu schreien begann. So schnell wie möglich rannte ich rückwärts Richtung Wand, doch stolperte ich über etwas, was mich erneut zu Boden riss. Es war ein Stuhl.

Es war exakt der Stuhl, auf dem der Mann vor mir stand, bevor er sich erhängt hatte und sein Blut eine tiefrote Pfütze unter seinen Füßen gebildet hatte. Das Blut, welches nun an meiner Hand klebte und der Mann welcher mitten im Raum an einem Strick hing.

Ich hörte nicht auf zu schreien und nahm Schritte wahr, die sich der Zelle näherten.Vermutlich die Schritte eines Wächters, doch bevor er den Raum auch nur betreten hatte, fand ich mich nach wie vor schreiend in der Gegenwart wieder.

______________________________________________________

RosenrosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt