25

59 2 0
                                    

Ein lautes Tuten riss mich aus meinem erholamen Schlaf. Es war nicht mein Wecker, das wusste ich, denn meiner hörte sich anders an. Etwas bewegte sich an meiner Taille und mir fiel ein, dass ich bei Jona geschlafen hatte. Sanfte Küsse verteilten sich auf meiner Haut.

,,Aufstehen mein Engel, wir müssen zur Schule."

Lächelnd drehte ich mich zu ihm um.

,,Engel?", fragte ich ihn. Mein Freund lächelte zurück und liebkoste mein Ohr, ehe er hinein flüsterte:

,, Ja, denn du bist wie ein Engel. Herabgesandt vom Himmel, um mich zu lieben und zu beschützen. Du könntest nie jemandem etwas zu leide tun und deshalb bist du mein Engel."

Ich lachte und konnte spüren, wie seine Brust vibrierte, als er ebenfalls anfing zu lachen.

,,Wie poetisch du doch bist."

Ich neigte meinen Kopf, um ihn besser beobachten zu können. Seine wuscheligen blonden Locken standen zu allen Seiten ab und die haselnussbraunen Augen schauten mir verschlafen entgegen. Mit meinem Zeigefinger fuhr ich sanft die konturen seines kantigen Gesichts nach und verlor mich in ihnen.

,,Bella, wir sollten jetzt aufstehen. Auch wenn ich wirklich gerne noch ein paar Stunden hier liegen bleiben würde."

Ich setzte einen Schmollmund auf und bewegte mich langsam, rückwärts aus dem Zimmer. Jona hielt mich nicht auf. Im Flur stieß ich mit Esra zusammen, die ihre Waschsachen in der Hand hatte und anscheinend auf dem Weg ins Bad war. Ich zuckte vor Schreck zusammen.

,,Bella?! Was zur Hölle hast du um diese Uhrzeit in Jona's Zimmer zu suchen?"

Beschämt schaute ich zu Boden. Ich hatte völlig vergessen ihr zu erzählen, dass ich nun mit ihm zusammen war.

,,Ich... "

Abwartend schaute sie mich an und wartete auf eine Antwort. In diesem Moment öffnete sich die Zimmertür hinter mir und Jona drückte mir im Vorbeigehen einen Kuss auf die Wange. Ich sah die Überraschung in Esras Gesicht, die sich zur Wut umzuwandeln schien.

,,Rosabella Leora de Villiers, möchtest du mir zufällig etwas mitteilen?"

Mein Gesicht lief knallrot an und ich war nicht in der Lage, mehr als einzelne Satzfetzen heraus zu bringen. Schließlich jedoch gelang mir ein vollständiger Satz.

,,Jona und ich sind ... ein Paar?"

Vorsichtig sprach ich diesen Satz aus und mehr wie eine Frage, als eine konkrete Aussage, doch Esra verstand.

,,Ach ja?! Und du hieltest es nicht für nötig deine beste Freundin darüber zu informieren? Du hast mir ja nichtmal erzählt, dass du in ihn verliebt warst und das, obwohl es für jeden, wirklich für jeden, offensichtlich war. Na danke auch und wegen dir kann ich jetzt warten bis Jona im Bad fertig ist."

Schnellen Schrittes stapfte sie davon in Richtung Badezimmer. In der Wohnung, in der sie lebte befand sich ein eigenes Bad, jedoch war dieses zur Zeit defekt, weshalb sich alle das Etagenbad teilten. Abgesehen natürlich von meinen Eltern und mir.

Niedergeschlagen stolperte ich die Treppe hinauf, wo ich bereits die Stimme meiner Mutter hörte.

,,Gideon, wo ist Bella? Sie ist nicht in ihrem Zimmer und im Bad ist sie auch nicht."

Ich öffnete die Wohnungstür und tippte ihr auf die Schulter. Gwen drehte sich um.

,,Hey, hier bin ich ja. Entschuldige mich, ich muss mich fertig machen."

Mit einem Stapel Anziehsachen auf dem Arm schloss ich mich im Bad ein und meine Tränen begannen zu fließen. Ich hasste Streit, denn er machte mich psychisch total fertig. Hinzu kam, dass ich mich mit Esra noch nie gestritten hatte. Sie war immer für mich da gewesen und ich immer für sie, ohne Ausnahme. In der Dusche stellte ich das Wasser auf heiß. Dampfschwaden breiteten sich im Raum aus und die Fenster und Scheiben beschlagen. Heißes Wasser vermischte sich mit meinen salzigen Tränen und färbte meine Haut rot. Als ich fast fertig war stellte ich das Wasser eiskalt und mir entfuhl ein kurzer Schrei, als es auf meine Haut traf.

Ich trat aus der Dusche und föhnte meine Haare. Dann sah ich mich im Spiegel an. Meine Huat war krebsrot, doch ansonsten sah ich aus wie immer. Meine braunen Haare fielen wellig über meine Schultern und meine Augen leuchteten. Eines saphirblau, das andere smaragdgrün. Meine Tränen erloschen und es klopfte an der Tür, mein Vater.

,,Bella ist alles in Ordnung? Ich habe dich schreien gehört."

Es war süß, dass er sich Sorgen um mich machte.

,,Alles in Ordnung. Das Wasser war plötzlich kalt, geht aber wieder."

An seinen Schritten hörte ich, dass er davon ging. Ich zog mich an und holte meine Schultasche aus meinem Zimmer. Es erinnerte mich an gestern Nacht und ich erschauderte. Schnell rannte ich die Treppen herunter ins Esszimmer, wo bereits alle an ihrem Platz saßen und auf mich warteten. Mein Stuhl war als einziger noch frei. Er stand zwischen Esra und Jona. Bemüht normal zu wirken setzte ich mich hin und murmelte allen ein Guten Morgen zu. Schweigend aßen wir vor uns hin. Ab und zu tauschte ich einen lächelnden Blick mit Jona, wofür ich einen Todesblick von Esra erhielt. Ich verstand, dass sie sauer war, doch ich ertrug es nicht.

,,Ihr müsst los."

Ein kurzer Blick auf die Uhr und ich war aufgesprungen. Gideon und Gwen drückte ich noch einen kurzen Kuss auf die Wange, genau wie die anderen beiden ihren Eltern auch, und schnappte erneut nach meiner Tasche.

Nebeneinander liefen wir den Bürgersteig entlang zur Bushaltestelle. Jona hielt meine Hand.

,,Glaubt ihr wir bekommen den Geschichtstest von letzter Woche wieder?"

Jona sah uns nacheinander an.

,,Ich denke schon, schließlich hatte Mrs. Dale genug Zeit ihn zu korrigieren."

Esra ignorierte uns und lief mit starrem Blick weiter geradeaus, bis wir am Bus ankamen. Selbst hier setzte sie sich nicht, wie immer, zu uns, sondern saß alleine ganz vorne.

,,Was ist mit ihr loß? Warum ignoriert sie uns? Habe ich irgendwas falsches gesagt?"

Ich legte meinen Kopf an seine Schulter und schloss die Augen.

,,Nein, das ist es nicht. Ich habe ihr nicht gesagt, dass wir zusammen sind, noch nicht einmal dass ich in dich verliebt bin."

Jona nickte und ich spürte, dass er begann zu grinsen.

,,Es klingt so toll, wenn du das sagt."

Ich zögerte, ehe ich mich zu ihm beugte und ihn küsste. Es war das erste Mal, dass wir so etwas in der Öffentlichkeit taten, doch es fühlte sich gut an, wie immer. Ich versank vollkommen in unsere Welt und vergaß alle Menschen im Bus, bis mir jemand auf die Schulter tippte. Es war Esra.

,,Wir sind da."

Ich wollte etwas erwidern, doch sie war bereits in der Menschenmasse verschwunden, die auf den Schulhof .

RosenrosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt