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Während wir genüsslich Kaffee tranken, musterten Lucy und Paul uns mit prüfendem Blick. Williams Blick blieb die meiste Zeit über an Esra hängen.

,,Sag mal Jona, was hast du denn mit deinem Kopf gemacht?" , fragte Lucy schließlich in die Stille hinein. Ich antwortete ihr mit strengem Seitenblick zu Jona, dass er sich in der Vergngenheit einen überbraten haben lasse.

,,Oh etwa wie bei Gideon damals?" Neugierig schweifte ihr Blick immernoch zwischen uns umher. Esra, welche gerade dabei war ihren Apple Pie durchzukauen sprach das aus, worum sich meine Gedanken drehten.

,,Warum Gideon?"

Ihr fielen einige Krümel aus dem Mund und fragend sah sie zu meinem Dad hinüber.

,,Ich hatte mich auf einem meiner Zeitsprünge selber ohnmächtig geprügelt."

Beleidigt sah Gwen ihn an.

,,Und mir die Schuld dafür gegeben."

Gideon lächelte sie an und drückte einen sanften Kuss auf ihre Schläfe, nachdem er sich dafür entschuldigte, was er vermutlich schon des öfteren getan hatte.

Ich bewunderte die Beiden sehr für ihre ewige Liebe und versank in meinen eigenen Gedanken. Wollte ich das alles auch mit Jona erleben? Ich wusste nicht einmal, was unser Kuss zu bedeuten hatte und ob er mich mochte. Ich mochte ihn, das wusste ich, sehr sogar. Immer schon hatte ich ihn gemocht.

,,Bella?"

Alle im Raum sahen mich an und ich schüttelte verwirrt den Kopf.

,,Wie bitte?"

Gideon runzelte die Stirn.

,,Ich fragte dich soeben, ob es möglich wäre, dass du uns den Brief aushändigst."

Rose hatte im Atelier gesagt ich solle den Brief von Lucy und Paul in meine Tasche packen, wo ich ihn nun herausholte und ihn meinem Vater reichte. Sorfältig lasen meine Großeltern ihn sich schließlich durch.

,,Wir haben das nicht geschrieben, also noch nicht. Meine Schrift ist es schon. Tut mir leid, wir wissen nichts darüber."

Gwen nickte.

,,Okay trotzdem danke." Sie sah auf die große Standuhr neben dem Fenster und meinte, dass es an der Zeit wäre aufzubrechen.

,,Ich hab euch lieb Mum, Dad. Wir sehen uns." Nacheinander umarmten Gideon und Gwendolyn meine Großeltern.

,,Pass bloß auf Gwenny und deine Familie auf." Das riet Paul ihm jedes Mal.

Auch von William wurde sich verabschiedet und nun waren wir an der Reihe. Nacheinander umarmte ich Lucy, Paul und meinen Onkel William. Es klang echt bescheuert und zum ersten Mal konnte ich nachvollziehen, wie es sich wohl für Esra anfühlen musste. Schließlich war ich ihre Tante.

Als Esra sich vom Bruder meiner Mutter verabschiedete, hielt er sie einige Sekunden länger im Arm als alle anderen und schien ihr etwas zuzuflüstern. etwas, dass sie erröten ließ.

Es fiel niemandem sonst auf, denn die anderen waren ins Gespräch vertieft. Wir winkten den drei noch von der Droschke aus zu, welche vor dem Haus gewartet hatte, ehe wir losfuhren. Esra schien während der gesamten Fahrt in Gedanken zu sein und ich vermutete, dass sie an William dachte.

Ich fragte mich ob sie sich verliebt hatte, ob es sich bei ihr genau so anfühlte wie bei mir. Ging das so schnell? Ich wusste es nicht. In Temple angelangt, traten wir über alltägliche Dinge redend die große Wendeltreppe hinunter un dkamen bald im Alchemielabor an. Vorher jedoch fragte einer der Wachen uns nach der Parole, welche ich nicht einmal versucht hatte mir zu merken.

,,Felix qui potuit rerum cognoscere causas"

Verblüfft schaute ich Jona an, der sich den langen Spruch anscheinend tatsächlich gemerkt hatte. Auch Gideon schaute mit einem anerkennenden Blick zu ihm herüber.

,,Wow, wie konntest du dir das merken?"

Jona lächelte mir zu und mir stieg die Röte ins Gesicht.

,,Der Spruch hat mir gefallen. Glücklich, wem es gelang, den Grund der Dinge zu erkennen, das heißt er übersetzt."

Ich fragte mich, woher er denn Latein sprach und bemerkte nicht, dass Gideon, Gwendolyn und Esra bereits zurückgesprungen waren. Jona fasste mich an der Taille und zog mich an sich. Ich schaute ihm in seine wunderschönen Augen und unsere Gesichter kamen sich langsam näher. Sanft spürte ich seine Lippen schließlich auf meinen. Es beflügelte mich und ich trieb auf einer Wolte davon. Davon aus der realen Welt und hinein in unsere, Jonas und meine, ganz eigene Traumwelt, in der wir für immer zusammen sein würden, doch stieg schnell das Schwindelgefühl in mir auf und auch er schien es zu merken.

,,Treffen wir uns um 19 Uhr im Kaminzimmer?"

Lächelnd nickte ich. Ich käme nicht einmal auf den Gedanken nein zu sagen, denn dort konnte ich bei ihm sein. Konnte wieder davonschweben in Bella's und Jona's kleines Paradies, vorausgesetzt er würde mich noch einmal küssen. Länger und intensiver vielleicht, ich wollte ihn an meiner Seite spüren und nie mehr loslassen.

Jona drückte noch einen kurzen Kuss auf meinen Haaransatz, bevor wir beide im gleißenden Licht verschwanden.

RosenrosaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt