Blutbad [10]

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Das Gelände wurde in Richtung des Waffenlagers immer begehbarer, weshalb wir sehr schnell voran kamen. Alles verlief problemlos und wir trafen auf keine einzige Person, was mir allerdings ein mulmiges Gefühl bereitete. Jedoch wandelten sich diese Zweifel in pures Adrenalin um, als wir das Lager von weitem erkennen konnten. Wir suchten uns einen Platz, um ungesehen das Gelände zu inspizieren. Es war ruhig, zu ruhig, aber ich redete mir ein, dass alles in Ordnung sei. Ein Blick zu MJ sagte mir, dass sie das Gleiche dachte. Wir blickten uns um, konnten aber nichts Verdächtiges entdecken.
"Okay dann zeig mir deine Geheimgänge!", forderte ich sie auf und wir schlichen uns näher heran, bis wir direkt vor einem ungefähr fünf Meter hohem Bauwerk standen.
Ihr Blick schweifte suchend über die Mauer bis sie einen Lüftungsschacht fand und mit ihrer Brechstange das Gitter entfernte. "Na hopp du Spinne. Rein mit dir." Sie machte eine einladende Handbewegung.
Ich krabbelte in den Schacht und tastete mich vorwärts, während MJ sich noch ein letztes Mal umsah, bevor sie mir folgte. Ungefähr wusste ich Bescheid, wolang ich musste. Zweimal rechts abbiegen, dann über vier Kreuzungen der Schächte gerade aus, links abbiegen und wir waren dort. Vorsichtig löste ich das Gitter von der Öffnung und legte es neben mir ab. Fast lautlos ließen wir uns auf den Boden fallen und schauten uns um. Das Lager war riesig! Die Regale gefüllt mit Waffen stapelten sich bis unter die circa acht Meter hohe Decke! MJ's Augen leuchteten, das war das reinste Paradies für sie, doch da war noch etwas anderes in ihrem Blick.
"Was willst du haben? Ist doch alles da, oder?", fragte ich sie und versuchte, ihren Blick zu deuten.
"Nein man... das komplette Lager ist verlassen, aber es fehlt keine einzige Waffe! Welcher Soldat auf nem Stützpunkt haut bitte ohne seine Waffe ab?! Ganz ehrlich Pet, mir gefällt das hier gar nicht. Obwohl es echt irgendwie ein Paradies ist!", entgegnete sie. In ihrer Stimme schwang zunehmend Skepsis, aber auch Euphorie mit.
"Lass uns schnell ein paar Sachen holen und dann weg hier!" Ich beäugte ein Regal, nahm zwei Granatwerfer und drückte einen davon MJ in die Hand. Sie schien zufrieden mit meiner Wahl und suchte sich selbst ein paar kleinere Waffen, dazu natürlich reichlich Munition. Mir genügte der Granatwerfer, ich war nicht so der Typ für Waffen. Aber solange ich noch nicht genau wusste, zu was ich fähig war, wollte ich auf Nummer sicher gehen.
Wir verbrachten höchstens zehn Minuten da drinnen, doch durch die Schächte konnten wir nicht so voll bepackt zurück gehen. Also musste ein Plan her und zwar schnell!
Durch die Tür gehen schien wohl am Sinnvollsten zu sein.
"Pet? Wirf mir mal noch eine von den großen Knarren rüber! Notfalls schieß ich auch den Weg frei oder mach nen Spießbraten aus denen. Du krabbelst schön an die Decke und machst die von oben platt. Klingt das nach nem Plan?"
"Wir wissen doch nicht, was uns da draußen erwartet...", bezweifelte ich und hoffte auf ihr Verständnis, doch sie war sehr überzeugt von ihrem Vorhaben.
"Du hast gegen Thanos gekämpft und lebst noch - die da draußen werden dein kleinstes Problem sein, was auch immer hinter der Tür auf uns wartet. Also - bist du dabei?" Sie hatte eindeutig das Talent, mir Selbstvertrauen und Mut zu geben. Und das brauchte ich gerade wirklich dringend, also nickte ich nur und positionierte mich über der Tür an der Wand.
Ich wollte gerade ansetzen und bis drei zählen, da stieß sie schon die Tür auf und stürzte sich mit einem Kriegsschrei in den Gang. Doch der Schrei verstummte sehr schnell und ich sah auch Warum, als ich ihr in den Gang folgte. Es war niemand zu sehen, der gesamte Gang war menschenleer. Wo waren all die Soldaten hin?
"MJ? Ist das normal?" Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mehr bekam ich nicht heraus und ich merkte selbst, wie unsinnig sich das anhörte. Sie sah mich nur mit ihrem "Ist-das-dein-Ernst-jetzt"-Blick an und ging mit erhobenen Waffen voran. Ich konzentrierte mich verstärkt auf leise Geräusche, in der Hoffnung jemanden zu finden.
Nach jeder Biegung wappneten wir uns für einen Angriff, doch der blieb aus. Wir bewegten uns immer näher zum Ausgang, da nahm ich ein feines, leises Geräusch war. Ich blieb stehen und lauschte angestrengt. MJ kam langsam zurück, sie war ein paar Meter vor mir gelaufen, und sah mich fragend an.
Mit einem leichten Kopfnicken zeigte ich ihr die Richtung an und folgte dem gleichmäßigen Klang, der sich wie ein Tropfen anhörte. Wir schlichen nebeneinander zu der angelehnten Tür, hinter der sich der Raum verbarg, aus der es zu kommen schien und positionierten uns, bereit, zuzuschlagen. Ich wollte erneut ansetzen und bis drei zählen, aber MJ war mal wieder schneller. Sie stieß die Tür auf, machte einen Schritt in den Raum, sprang jedoch erschrocken zurück.
Mir schlug fauliger Gestank entgegen, der so beißend war, das mir die Augen tränten. Ich machte einige Schritte in den Raum hinein und blinzelte ein paar Mal.
Es war ein Waschraum, denn an der Decke waren viele verzweigte Rohre und es standen überall Badewannen mit integrierten Duschen herum. Doch mir stockte der Atem, ich schnappte nach Luft und musste dagegen ankämpfen, mich nicht zu übergeben.
An der Decke des Raumes baumelten Leichen. Der Boden schwamm förmlich in Blut. Und inmitten dieses Massakers stand eine mir wohlbekannte Person. Der einzige lebende Mensch zwischen all den Toten. Laureline.

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Jemand von euch eine Ahnung, was Badewannen mit integrierten Duschen sind? Nein? Ich auch nicht :D
Und tut mir leid, dass das Ende irgendwie nach Horrorstory aussieht. Aber das ist nunmal mein böses Ich ^^

Das Schicksal hat HumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt