11. Kapitel

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Ich schreckte hoch, was war das für ein Klingeln neben meinem Kopf. Schläfrig öffnete ich meine Augen und guckte verwirrt auf den Nachttisch. Mein Handy lag dort und klingelte nun schon seit 20 Minuten. Ich wischte nach rechts, um den Wecker auszustellen und sah, dass es erst 7:20 Uhr war. Wieso musste mein Wecker denn schon um diese Uhrzeit klingeln? Es ist doch noch Wochenende.

Blitzartig riss ich jedoch meine Augen nach ein paar Sekunden wieder auf. Gestern war Sonntag gewesen, was bedeutet, dass heute Montag war. Mein Wecker hatte gar keine Schuld gehabt, sondern ich. Heute war Schule und ich hatte verschlafen.
Schnell schwang ich die Beine über die Bettkante und stand auf. Doch mein Fuß erinnerte mich daran, dass ich langsam machen musste. Es war Gott sei Dank nicht mehr so schlimm, wie gestern, trotzdem musste ich mich noch schonen. Ich humpelte in das Badezimmer, machte mich schnell frisch, putzte Zähne und wusch mir meine Haare. Mit Turban eilte ich dann wieder in Ethan's Zimmer und zog mir schnell etwas an. Meine Krücken, mein Rucksack und schon war ich fertig. Das Handtuch noch schnell aufhängen, für föhnen war keine Zeit mehr, meine Haare würden auch so in der heißen Juniluft trocknen.

Ich schloss die Tür hinter mir und humpelte, so schnell ich konnte mit den Krücken die Treppe hinunter und in Richtung Tür. Dabei kam ich an der Küche vorbei, wo Ethan, Luisa und Grayson am Tisch saßen, Frühstück aßen und sich unterhielten.
Ruckartig erstarrte ich in meiner Bewegung und ging ein paar Schritte zurück. Nun war die Aufmerksamkeit von den dreien auf mich gerichtet. Bestimmt sah ich komplett irre aus, mit meinen nassen Haaren und den Krücken. "Warum sitzt ihr noch hier? Wir müssen los!" schrie ich fast schon ganz außer Atem. Alle drei guckten mich amüsiert an, sagten aber kein Wort, also schnappte ich mir nur einen Apfel, ging weiter und brüllte nur noch ein lautes "Tschüss." Wenn sie nicht reden wollten, musste ich auch nicht reden. Man hörte, wie Stühle über den Boden scharbten und wie Luisa und Grayson sich mit einem Kuss verabschiedeten. Danach kamen Schritte hinter mir den Flur entlang gelaufen. Luisa pieckste mir in die Seite und lief an mir vorbei mit den Worten : "Der letzte am Auto ist ein lahmer Sack!" Das wollte ich mir nicht bieten lasse, also humpelte ich so schnell ich konnte mit meinen Krücken aus dem Haus hinaus und zu Ethan's Auto. Natürlich war Luisa die Erste, aber ich war auch nicht die letzte, denn Ethan kam mit einem Grinsen im Gesicht auf uns zu. Luisa und ich gucken uns amüsiert an, denn wir waren schon immer ein bisschen anders. "Seid ihr fertig oder soll ich nochmal reinge..." doch ich Schnitt ihm das Wort ab indem ich schelmisch sagte : "Du bist doch nur eifersüchtig auf uns, weil du letzter bist und somit der lahme Sack." Woraufhin er mit : "Trotzdem bin ich immer noch dein lahmer Sack." antwortete, was mich ziemlich aus dem Konzept brachte. Ich spürte, wie die Röte in mein Gesicht schoss und stieg deshalb schnell in das Auto ein. Von draußen hörte ich nur ein herzhaftes Lachen, welches auch mich zum Schmunzeln brachte. Luisa und Ethan stiegen auch ein und los ging es.

Als wir an unserer Schule ankamen, war es erst 7:50 Uhr. Ich war froh, denn ich wollte nicht zu spät zum Unterricht kommen, sonst würde Mrs. Cooper einen riesen Aufstand machen und sich darüber beschweren, dass wir wichtige Zeit ihres Unterrichts verpassen würden. Ethan parkte auf einem der Parkplätze direkt vor der Schule, damit ich nicht so weit laufen müsste, wofür ich ihm sehr dankbar war.
Ein bisschen unschlüssig, wie ich mich verabschieden sollte, guckte ich Ethan an. Doch er zog mich über die Mittelkonsole hinüber und hüllte mich in eine innige Umarmung. Ich atmete seinen Duft ein, der nach Wald roch und erwiderte die Umarmung. Aus dem Augenwinkel sah ich Luisa, die mich nur mit einem breiten Grinsen im Gesicht anguckte und anzüglich mit den Augenbrauen wackelte, weshalb ich mich langsam von Ethan löste und im beim Aussteigen ein "Bis nachher." zurief. Er wartete bis wir im Gebäude verschwunden waren und fuhr dann wieder nach Hause, um an seinem Privatunterricht teilzunehmen. Am Tag zuvor wollte er mich überzeugen, dass er doch jetzt auch auf meine Schule gehen konnte, doch das redete ich ihm ganz schnell wieder aus, denn für die paar Wochen noch auf meine Schule zu gehen und dann seinen Abschluss zu machen wäre Blödsinn gewesen. Also würde er uns nach Schulschluss einfach wieder abholen.
Wir holten unsere Schulbücher für den Tag aus unseren Spinden und gingen dann zu unserer ersten Stunde. Kunst. Ich liebte es einfach mit dem Pinsel über die Leinwand zu wandern, damit jedes meiner Bilder seine eigene Geschichte erzählen konnte. Zu meinem Unglück mochte Mrs. Cooper mich nicht besonders, denn sie schätzt die Ruhe in ihrem Unterricht, damit jeder sich auf sein eigenes Bild konzentrieren konnte und durch nichts durfte das gestört werden. Da hatte sie die Rechnung aber ohne mich und Luisa gemacht, denn wir waren eigentlich nur am erzählen. Trotzdem konnte sie nichts dagegen tun, denn unsere Werke waren meistens die, die später einer der Besten waren und ausgestellt wurden. Also musste sie es wohl oder übel hinnehmen.
Am Ende der Stunde hatte ich ein neues Werk fast bis zur Hälfte fertig gestellt. Das Thema war 'Was beschäftigt dich gerade?'. Als ich das Bild betrachtete, wurde mir erst bewusst, dass ich ein Porträt von Ethan gemalt hatte. Mein Gehirn schaltete immer ab beim malen/zeichnen und meine Hand schwebte dann immer über das weiße Papier. Ethan's Augen starrten mich von dem weißen Papier an und wieder verlor ich mich in ihnen, obwohl es nur eine Zeichnung war. Luisa stupste mich von der Seite an und ich kam wieder zu mir. Wieso hatte er bloß so eine starke Wirkung auf mich? Ich gab es vorne bei Mrs. Cooper ab und sie zwinkerte mir nur mit einem geheimnisvollen Lächeln zu.

In der Pause bis zu unserer nächsten Stunde unterhielten Luisa und ich uns fast nur darüber, wie es weiter gehen sollte, denn bis ich 18 wäre, könnte ich doch nicht bei Ethan wohnen. Meine Eltern würden das nicht erlauben, diese paar Wochen bis zu den Sommerferien, damit hätten sie kein Problem aber danach? Oder auch während? Also beschloss ich bis zu den Sommerferien bei Ethan zu leben und danach wieder nach Hause zu ziehen. Wir könnten uns trotzdem jeden Tag sehen und manchmal könnte ich auch bei ihm schlafen oder Luisa als Ausrede benutzen. Das würde schon alles funktionieren.
Doch wir wurden in unseren Plänen unterbrochen von Samantha, die denkt, dass sie der wichtigste Mensch auf der Erde wäre und deshalb sich immer alles um sie drehen müsste. "Nur das du es weißt Hanna. Ethan gehört mir, also lass deine dreckigen Hände von ihm. Du bist nicht seine Mate sondern ich, damit du es verstanden hast." zischte sie uns beiden zu. Ungläubig guckte ich ihr hinterher und konnte es nicht fassen, weswegen ich Luisa nur mit einem verstörten Blick anguckte. " Ja, Samantha gehört auch zum Rudel und sie denkt Ethan gehöre ihr, aber hör nicht auf sie. Du bist Ethan's Mate und nicht sie. Sie möchte es nur gerne. Und damit du es weißt Ethan kann sie nicht ausstehen, denn immer hängt sie an ihm, wie ein kleines Kind und das hasst er." erzählte sie mit einem Schmunzeln im Gesicht. Ich konnte mich nicht zurück halten und lachte laut los, in das Luisa kurz danach auch mit einstieg. Alle guckten uns verstört an, doch das störte uns nicht, denn wir waren nunmal anders, als die anderen. Kurze Zeit nachdem wir uns beruhigt hatten, kam der Lehrer ins Zimmer und begann mit dem Unterricht. Ich hasste Mathe, diese ganzen Formel, wozu braucht man das später im Leben? Während ich mit Luisa quatschte, klopfte es laut an der Tür und wer hinein kam verschlug mir den Atem und ich starrte die Person nur böse an.

You are my mate *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt