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Am nächsten Morgen wachte ich mit einem enormen Glücksgefühl auf, sprang wie aus einem Toaster hin zu meinem Kleiderschrank. An jenem Morgen sollte es das edelste und kostenintensivste Anzug sein, den mein Schrank zu bieten hatte. Mit einem süffisantem Lächeln verzog ich mich ins Wohnzimmer und schenkte mir ein Glas Whiskey ein, ehe ich wohl wieder in Gedanken an den vergangenen Abend zurück besann. Keiner auf dieser Welt könnte mir dieses Bündnis nehmen. Oh, und wenn mein Vater es versuchen sollte, so mochte ich ihn darum bitten, dass er den Rückzug antritt. Bisher war es mir egal, wenn der die Sträflinge in meinem Reich mich nicht mochten, doch würde es um Lily gehen, war ich schon immer bereit für den Einzelkampf. Ihre Gegner würden bei lebendigen Leibe mitbekommen, wie sich mein Zorn in seiner Brust anfühlt. Sein letzter Atemzug würde ich auskosten. Diese blondhaarige Schönheit war der einzige Grund, weswegen ich im Dienste meines Vaters gewesen war. Ich würde immer für sie da sein und mein Wort spricht sich aus wie ein Versprechen. Seit Anbeginn dieser Zeit schätzte sie meinen Wert, meine Würde und all meine Eigenschaften.
„Lucifer, was machst du noch hier? Ich dachte, du bist schon über alle Berge." verlangte augenblicklich Maze zu wissen.
„Schsch,..."
Ich legte ihr meinen Zeigefinger auf die Lippen, schüttelte bedächtig den Kopf um ihr zu zeigen, dass sie still sein sollte.
„Hast du wieder eine Frau bei dir? Ohne mir etwas davon zu husten?"
„Nicht eine Frau..."
„Einen Mann. Bei einem Dreier wäre ich immer dabei!"
Ich verzog mein Gesicht und verdrehte meine Augen. Abermals schüttelte ich den Kopf und sah sie lieblich an.
„Nein, warte, sie war wieder hier. Nicht wahr, ich rieche diesen Duft vom Vorabend und es ist derselbe!"
Mit bestimmten Schritten folgte sie dem Duft und rückte ins Schlafzimmer auf. Wenige Zeit später kam sie wieder zurück und sah mich sehr orientiert an.
„Anscheinend hielt sie es nicht für nötig mit dir zu frühstücken, hmm?"
Mit einem fragenden Blick ging ich an die Frau vorbei und sah selbst, dass das Bett auf ihrer Seite gemacht war; als schliefe sie die Nacht nicht bei mir.
„Ich habe ihr gesagt, sie solle bleiben."
„Vergiss nicht, sie ist eine Wüstendämonin aus Edom. Von Rache, Zorn und Wut wird sie nie genug bekommen."
„Und doch ist sie auch ein Mensch mit Gewissen und Feingefühl." flüsterte ich in Richtung dem leeren Bett.
Mein Handy klingelte in jener Zeit und ich ging unüberlegt heran.
„Morningstar!"
„Decker, hier, wo bleiben Sie, wie haben ein neuen Fall?" ertönte auch schon die Stimme meiner Partnerin.
Ohne auf Chloe zu achten, erkannte ich einen Zettel auf ihrer Seite. Klein und fein. Dennoch nahm ich dies, als ich mich darüber beugte und sagte:
„Ich werde mich heute wohl nicht im Stande fühlen, Euch beraten zu können. Einen Tag werdet Ihr auch ohne mich aushalten!"
Ohne auf sie weiter zu achten, legte ich auf und besah mir den Zettel genauer. Aus frischem Pergament. Aus einer alten Zeit.
„Gratuliere, und was machen wir jetzt?" vorwurfsvoll fragte die kleine Dämonin skeptisch nach.
„Finden wir es einfach heraus!"
Ich öffnete den Zettel und las mir die zwei Sätze mit einer geschwungenen Schrift durch.
»Dein Vater hat mich geschickt. Du wirst dein Teufelsdasein erst wieder bekommen, wenn...«
Ihre Schriftzug danach war ausgeblichen, als wären die Worte nicht für mich bestimmt gewesen.
"Verdammt, Lily, warum zur Hölle bist du wieder zu Vater gegangen und nicht zu mir?"
Wiederholt in den letzten Stunden dachte ich darüber nach, über ihre Beweggründe, über die Worte von Kain, und über seine Worte ihrer Richtung. Sie wollte Kinder, doch Gott nahm ihr all jene, die sie außerhalb des Gartens gebar. Ich dachte zurück, dass auch dies meine Bestimmung war. Ich hatte mich damals deswegen von Vater abgewandt und stellte mich zwischen der Entscheidung, somit wurde auch ich zum gefallenen Engel.
"Ich bin wegen dir in der Hölle gelandet. Allein wegen dir." flüstert ich in mein nicht vorhandenen Bart und sah mich mit zusammen gepresster Faust im Spiegel an.
„Sie hat also dein Teufelsgesicht, wenn ich es recht zusammen reime?"
„Anscheinend hab ich all die Zeit in der falschen Richtung nachgeforscht. Ich war so geblendet vom Sündenmann oder Kain, dass ich das wahre Verbrechen nicht gesehen habe."
„Das Verbrechen, dass ausgerechnet deine Flamme es von deinem Dieb gestohlen hat?"
„Nein, das Vater wahrlich was damit zu tun hat."
Mazikeen schob ihre Mundwinkel vor und blickte erstaunt zu mir.
„So kann man das auch sehen. Was hast du vor?"
„Zuerst darf Amenadiel nichts hiervon wissen. Er mochte Lily schon damals nicht. Sie war in seinen Augen, wie es Vater sah: ein monströse Gestalt aus dem falschen Gefäß. Zweitens, sprich weder mit dem Detektiv noch mit Linda über all das hier. Es klingt so schon verrückt genug."
„Mehr als deine Identitätspreisgabe klingt deine Liebesbeziehung mit Sicherheit nicht verrückter." lachte Maze ungeduldig auf.
Sie zuckte ihre Messer und spielte damit, während ich ihr weitere Maßnahmen aufzeigte.
„Besten Dank, und was soll ich dem Detektiv sagen? Zum Beispiel mal wieder mit der Wahrheit konfrontieren? Sie glaubt mir so oder so nicht."
„Und sie wird immer noch sauer auf dich sein, wegen der Tat von gestern."
Sie warf das Messer auf und ab und genoss immer wieder das Fangen.
„Mit Sicherheit!"

Lucifers CryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt