20. Des Hexers Handwerk

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Der Weg zurück zu Olgierd ist beschwerlich, es regnet in Strömen und ich muss auf die Rose achten. Wenn sie mir kaputt geht, war alles umsonst, also setze ich mich unter einen Baum und warte, bis der Regen nachlässt. Tut er aber nicht. Es ist, als wollte das Schicksal nicht, dass ich zu Olgierd gelange. Oder O'Dimm macht das. Wie auch immer, es ist lästig, gibt mir aber die Gelegenheit mir einen Plan auszudenken.

Fakt ist, dass ich noch mehr Informationen über Olgierd brauche. Ich muss mich auf viele Eventualitäten vorbereiten, bei Gaunter O'Dimm weiß man nie. Ist Olgierds dritter Wunsch erst erfüllt, kann sonst was passieren.

O'Dimm spielt gerne Spiele und lügt dabei nie. Er führt einen an der Nase herum und wenn man seine Wünsche geäußert hat dreht er den Spieß um und alles ist noch schlimmer als vorher. Dabei bezeichnet er sich selbst als reisenden Kaufmann. Ich hasse ihn.

Wenn ich Olgierd retten will, dann muss ich mir ein Spiel ausdenken, in dem ich O'Dimm schlagen kann. Ich bin nicht umsonst von Beruf Monsterschlächter, dieser Mann ist auf jeden Fall eins und muss schleunigst beseitigt werden. Ich werde drei Wünsche an ihn äußern, wenn ich ihn das nächste Mal sehe. Das wird wohl sehr bald sein. Keine Ahnung wo er sich im Moment aufhält, aber da ich ja sein Stellvertreter bin, wird er mich wohl sowieso bald aufsuchen.

Mein erster Wunsch wird lauten, dass ich mehr über Olgierd wissen will. Der Wunsch dürfte für ihn leicht zu erfüllen sein.

Besonders diese Narbe an Olgierds Kopf gibt mir zu denken. Kann es sein, dass er sich die Unsterblichkeit gewünscht hat, weil diese Verletzung tödlich war? Wenn sie es ist, und wenn ich O'Dimm besiege, dann wird Olgierd sicherlich nicht mehr Unsterblich sein. Wie ich O'Dimm kenne, wird er Olgierd dann wieder in den Zustand versetzen, in dem er sich vor seinem Wunsch befand. Mit anderen Worten, er wird an der Kopfverletzung sterben. Es kann nur so sein.

Bedeutet ich muss mir etwas von ihm wünschen, dass Olgierd heilt. Aber O'Dimm darf das nicht wissen, sonst bringt er Olgierd auf irgendeine andere Weise um. Lässt sein Herz aus Stein wieder zu Fleisch und Blut werden und trotzdem nicht schlagen oder so. Das kann ich nicht zulassen.

Also überlege ich mir, was ich von O'Dimm verlangen könnte. Etwas, das auf der Stelle heilt, aber nicht verrät, dass ich Olgierd damit heilen will.

Während ich da im Regen unter dem Baum sitze, betrachte ich die lila Rose. Es ist so eine wunderschöne Blume. Olgierd hat sie extra für Iris ausgesucht. Sein letztes Geschenk sollte nicht einfach nur irgendeine langweilige Blume sein, sondern eine lilafarbene. Er hat sich gemerkt, welche Vorzüge die ihren waren und schenkte ihr sogar noch die Katze und den Hund. Und ich hatte gedacht, er hätte nicht zugehört, als sie diesen Wunsch äußerte. Im Pavillon, als sie malte und er las. Er hat alles um sich herum genau mitgekriegt. Ein Hund der ihr die Füße wärmt und eine Katze die mit einem Wollknäuel spielt.

Er hat ihr den Wunsch erfüllt, zwar zur falschen Zeit, aber er hat es getan.

Zur falschen Zeit...

Das ist es! Ich werde O'Dimm um ein Heilmittel bitten, dass ich in der Vergangenheit einsetzen kann. Er soll mich eine Zeitreise machen und eine Person retten lassen. Er weiß, dass Yennefer tot ist und wird denken, ich will sie retten, aber...

Ich lehne den Kopf an den Baum an. Yennefer ist tot. Die Toten soll man nicht wecken. O'Dimm wird mir mit dem Heilmittel nur erlauben, eine einzige Person zu retten, und das wird Olgierd sein.

Meinen letzten Wunsch darf ich ihm gegenüber erst äußern, wenn sich Olgierds Schicksal entscheidet. Äußere ich ihn vorher, fliegt mein Plan auf.

Ich muss ihn um ein Spiel bitten. Das ist seine Spezialität. Er liebt Spiele, darauf wird er sofort eingehen. Wenn ich gewinne, können Olgierd und ich unsere Seelen behalten. Wenn er gewinnt, dann bekommen wir seine. Alles oder nichts.

Die Seelen der HexerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt