Am Morgen darauf erwache ich mit leichten Kopfschmerzen, aber sie sind definitiv noch ertragbar. Schwerfällig rolle ich mich aus dem Bett und gehe auf den Flur hinaus, um das Bad aufzusuchen. Im Flur liegt Lambert noch auf dem Boden und schnarcht, er hat es wohl nicht mehr bis zu seinem Zimmer geschafft und ist auf halbem Wege eingeschlafen. Ich muss grinsen und lasse ihn dort liegen. Wenn ich ihn jetzt in sein Zimmer schleife wird er nur wach, soll er in Ruhe auf hartem Boden seinen Rausch ausschlafen.
Heute ist der große Tag. Besser wir sind alle so ausgeruht wie möglich.
Beim Pinkeln überlege ich, welche drei Elixiere es denn noch gleich sind, die bei der Kräuterprobe verabreicht werden. An eines erinnere ich mich gut, das kam gleich zuerst damals und schmerzte auch am meisten. Es nennt sich Muttertränen-Elixier. Keine Ahnung wer sich solche Namen ausgedacht hat. Das zweite ist Queckensaft, und dafür brauchen wir unbedingt noch die Rückenmarksflüssigkeit eines Gabelschwanzes. Ich grinse. Das lasse ich Lambert nachher machen.
Nur das letzte Elixier, es will mir einfach nicht wieder einfallen. Der alte Vesemir hat sie seit meiner eigenen Kräuterprobe nicht mehr oft erwähnt, es wurden ja sowieso keine Proben mehr gemacht. Mist. Ich werde im Labor nachforschen müssen.
Auf dem Weg zurück in mein Zimmer entdecke ich Olgierd, der auch schon auf den Beinen ist. Überrascht beäugt er den auf dem Boden schnarchenden Lambert, sieht dann fragend mich an. Ich lege nur einen Finger an die Lippen und lächle. Nicht wecken.
Olgierd grinst und schleicht auf leisen Sohlen weiter, an mir vorbei. Allerdings nicht ohne unsere Hände kurz berühren zu lassen.
In meinem Zimmer ziehe ich eine schwarze Hose, Stiefel und ein lockeres weißes Hemd an. Hier bedarf es keiner schweren Rüstung. Kaer Morhen ist mein Zuhause und nicht die grobe Wildnis.
Unten in der Küche bereite ich erst einmal ein Frühstück zu. Rührei mit Speck. Ich habe ewig nicht mehr Frühstück für so viele Leute zubereitet, aber es macht mehr Spaß als gedacht.
Angezogen von dem Duft nach gebratenem Speck betritt schon bald Ciri die Küche.
„Na? Schon wach?"
„Ja, ich habe nicht sonderlich fest geschlafen und auch nicht lange. Ich bin viel zu aufgeregt."
„Hmm, kann ich verstehen. Wir machen das alles ganz in Ruhe, keine Sorge."
Ciri nickt langsam, dann nimmt sie einige Teller aus dem Schrank und deckt den Tisch. Nach kurzer Zeit kommen auch Eskel und Olgierd dazu, sie setzen sich an den Tisch und unterhalten sich. Als letztes trudelt Lambert ein, der sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf hält.
„Na? Wieder übertrieben gestern?" zieht Ciri ihn auf. Lambert murrt nur etwas unverständliches und pflanzt sich an den Tisch.
Schließlich ist das Frühstück fertig und wir hauen ordentlich rein.
„Also," beginne ich kauend,"der Plan sieht vor, heute die Kräuterprobe vorzubereiten und dann durchzuführen. Ihr wisst ja, dass man die Elixiere sofort nach dem brauen einsetzen muss, da sie so reaktionsfreudig sind. Wir müssen die Zutaten für die Elixiere besorgen. Lambert, würdest du wohl einen Gabelschwanz in der Nähe ausfindig machen und mir seine Rückenmarksflüssigkeit bringen?"
Lambert murrt noch immer, nickt aber. Begeisterung sieht anders aus.
„Eskel, würdest du die Instrumente mit Alkohol reinigen?"
„Was ist mit der Folterbank?"
„Die benutzen wir nicht. Ich weiß, dass sie nützlich bei sowas ist, aber Ciri wird nicht gefoltert. Vergesst nicht, dass einziger Vorwand ihrer Mutation ist, dass sie nicht so schnell altert. Wir werden so wenig Mutagene einsetzen wie nötig, damit es ihren Körper nicht zu sehr belastet."
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Die Seelen der Hexer
Fiksi PenggemarSeit der Kampf mit der Wilden Jagd vorbei ist, zweifelt Geralt immer öfter daran, dass Ciri wirklich in Sicherheit ist. Ängste weichen dem Gefühl, endlich sei alles gut für alle Beteiligten. Der Hexer macht sich auf um stärker zu werden, noch mehr a...