19. Die lila Rose

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Kälte. Beißende, tödliche Kälte schneidet mir ins Gesicht. Ich kann spüren, wie meine Hände und Füße binnen Sekunden durchfrieren und taub werden. So schnell ich kann renne ich den kleinen Hügel mit dem verschneiten Pavillon hinab und kämpfe mich durch den Schneesturm. Zuerst habe ich keine Ahnung, wo ich Unterschlupf suchen soll, es scheint keinen Ausweg aus dieser erbarmungslosen Kälte zu geben.

Doch dann entdecke ich eine offene Tür, ein Stück weiter links von den Treppen, die hinauf zum Haupteingang führen. Da ist der Eingang zu einem Keller. Ich hetze darauf zu, so schnell meine tauben Füße es mir erlauben und schlittere hinein, schließe die Tür hinter mir.

Keuchend lehne ich mich an die Wand und rutsche dann an ihr hinunter. Fröstelnd reibe ich mir die Hände und hauche ein wenig Feuer mit Igni hinein. Schon besser.

Olgierd ist verflucht. Das, was Gaunter O'Dimm, der Spiegelmeister und größtes Arschloch auf dieser Welt ihm angetan hat, ist schrecklich. Olgierd wollte nur das beste, da bin ich sicher. Er ist kein schlechter Kerl.

Jetzt verstehe ich auch, warum das Anwesen so aussieht, als hätte es gebrannt. Weil genau das passiert ist. Olgierd wollte nur O'Dimm beschwören, aber es ging schief und er beschwörte stattdessen ein Feuer. Missmutig wird mir klar, dass das letzte Anwesen, dass Olgierd bewohnt hat, sicher auch wegen ihm in Flammen stand. Einer seiner Leute meinte zu mir, sie seien beim Feiern ein wenig außer Rand und Band geraten, das war eine Lüge. Olgierd versucht noch immer, irgendwie aus diesem Pakt herauszukommen, unzwar unversehrt. Er sagte, wenn ich ihm seine drei Wünsche erfülle, dann ist er erledigt. Ob O'Dimm ihn umbringen wird??

Langsam verstehe ich, dass ich zu Olgierds Henker geworden bin. Fehlt nur noch das Beil in meiner Hand, das ihm den Kopf abhackt. O'Dimm weiß, dass Olgierd sich Wünsche ausdenkt, die nicht zu erfüllen sind. Zumindest nicht von O'Dimm selbst. Also hat dieser sich einen Hexer mit ins Boot geholt, denn für jemanden wie mich stellen Dinge wie Totenbeschwörung kein Hindernis dar.

Ich fühle nichts als Reue in diesem Augenblick, als mir klar wird, in was für einer Angst Olgierd in letzter Zeit leben muss. Und das nur, weil er sich so sicher war, ich könnte ihm seine Wünsche nicht erfüllen. Er hätte sie ja gar nicht erst geäußert, hätte O'Dimm ihn nicht dazu genötigt.

Ich vergrabe das Gesicht in den Händen.

Was Olgierd nicht weiß, ist: Nur so wird man den Spiegelmeister wieder los. Das mit der Schwarzmagie kann er lassen, das fackelt nur Häuser ab, bringt Menschen in Gefahr und beschwört O'Dimm sowieso nicht.

Man wird ihn nur wieder los, wenn man seinen Teil ihm gegenüber erfüllt. In diesem Fall ist das wohl sein Leben, dass er hergibt. Wenn ihm drei weitere Wünsche erfüllt werden, bekommt O'Dimm ein Leben, eine Seele.

Ich werde das verhindern. Ich werde Olgierd helfen und den verdammten Spiegelmeister schlagen. So ein Schicksal hat er nicht verdient.

Ich weiß nicht, was das für drei Wünsche waren, die er zuerst an O'Dimm geäußert hat. Nur einen kenne ich: Unsterblichkeit. Bei den anderen beiden kann ich nur raten, aber sie müssen ihn gehörig in die Scheiße geritten haben, wenn Olgierd O'Dimm so verzweifelt wieder loswerden will.

Nach einer Weile stehe ich wieder auf. Ich muss weiter. Die lila Rose will noch immer gefunden werden.

Durch eine Tür gelange ich in einen Keller, in dem Gartengerätschaften und Wein gelagert wird. Da sind Iris und Olgierd wieder, und auch Iris' Vater.

Nachdem ich auch diese Szene wieder richtiggestellt habe, geht es los.

Olgierd sitzt auf einem Stuhl und stürzt gerade einen Krug Bier herunter, sein Schwiegervater hält den Ehevertrag zwschen Iris und Olgierd in die Höhe, sie steht nur daneben und beobachtet alles mit fürchterlich traurigem Gesicht.

Die Seelen der HexerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt