15. Wein, Geschichten und eine durchzechte Nacht

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„Meine Familie...hat sich verschuldet," beginnt er also, und es scheint ihm nicht wirklich leicht zu fallen, darüber zu reden. Das könnte soetwas wie ein Vertrauensbeweis sein, merke ich.

„Schlechte Investitionen in ein Sägewerk, Ernteausfall, verlorener Prozess. Wenn es kommt, dann dicke."

Ich nicke. Da hat er recht.

„In ein paar Wochen wären wir wieder auf die Beine gekommen, doch Horst Borsody kaufte die Schuld und verlangte die sofortige Rückzahlung. Ich bettelte, und flehte, ich riss mir auf seiner Schwelle das Hemd auf! Es war vergebens..."

Ich weiß nicht, wie es ist, aus Reichtum abzustürzen, alles zu verlieren, was man hat. Seit ich mich zurückerinnere hatte ich immer nur eine Rüstung am Leibe und zwei Schwerter auf dem Rücken. Eine kleine Tasche mit Nahrung dabei. Später hatte ich eine Geliebte, dann eine Tochter. Ich sehe sie nicht als meinen Besitz an, natürlich nicht. Doch es ist schön zu wissen, dass Ciri irgendwie zu mir gehört. Und jetzt vermacht mir die Herzogin von Toussaint auch noch Land. Ein kleines Weingut, und ich bin völlig überfordert damit, eigenen Grundbesitz vorweisen zu können. Gut, dass ich Barnabas-Basilius habe.

„Ich war bei der Auktion und sah wie parfümierte Wichser das Schwert meines Vaters kauften, die Totenmaske meiner Mutter, das Zaumzeug meines Bruders!" fährt Olgierd fort,"Horst hat gut daran verdient." sagt er und nun sieht er doch zornig aus.

Bei dieser Sache ging es also nicht nur darum, einen Haufen Kohle zu machen, sondern sich an den Borsodys zu rächen. Da Horst tot ist, kann Olgierd zufrieden sein.

Mit abfälligem Blick sieht er zu dem kleinen Metallhaus hinüber.

„Dann wundert mich nicht, warum du die Borsodys nicht leiden kannst."

„Das war erst der Anfang. Die Eltern meiner Iris erfuhren vom Unglück meiner Familie...und die Verlobung mit ihr war futsch. Sie fanden einen anderen für Iris. Diesen dämlichen ophirischen Kronprinzen. Ich dachte, ich muss sterben vor Zorn! Ich ging zur Taverne, trank eine Runde, und noch eine, prügelte mich und trank weiter. Und dann..."sagt er und ballt die Fäuste,"bat ich den Falschen um Hilfe."

Gaunter O'Dimm. Offensichtlich.

„Und dann?" hake ich vorsichtig nach.

„Ahh," seufzt er und lehnt den Kopf hinter sich an der Wand an, streckt die Beine aus,"was dann passiert ist? Nichts als ein dampfender Haufen Scheiße, das kannst du mir glauben."

Ich nehme sein Glas und fülle ihm Wein nach, auch mir selbst fülle ich das Glas wieder und erhebe es dann, um mit ihm anzustoßen. Auch er hebt seines an und sieht mich fragend an. Worauf will ich anstoßen?

„Auf deine Stärke und Durchhaltevermögen."

Wir stürzen den Wein hinunter. Somit ist eine Flasche leer.

„Ich mag dich, Hexer," sagt er.

„Gleichfalls."

„Du hast mir von deiner Tochter erzählt. Die würde ich gern mal kennenlernen."

„Nächstes Mal bringe ich sie gern mit."

„Wie heißt sie?"

„Ciri."

„Hmm, ein schöner Name."

„Für ein noch schöneres Mädchen." Olgierd lächelt.

„Ich habe mir auch immer Kinder gewünscht. Eine süße kleine Tochter, oder einen frechen Sohn...oder gleich beides."

„Kann mir dich mit Kindern gut vorstellen," sage ich, sein Blick wandert zu mir herüber.

„Findest du?"

Die Seelen der HexerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt