Shai wusste, wie die Dinge liefen, sie war schließlich schon fast vier Monde alt. Dennoch hinderte sie diese Tatsache nicht daran, eine ganze Menge Fragen zu stellen und diverse Dinge auszuprobieren. Zum Beispiel beobachtete sie sehr gerne ihre Clangefährten.
Am Abend erzählte sie dann immer einem ihrer Väter, oftmals waren auch beide zum Zuhören da, von den neusten Erkenntnissen und Ereignissen des Tages.
„Manche Katzen sind lieb zu mir.", teilte sie eines Abends Pinienglut mit, während sie sich in sein Bauchfell kuschelte. Er hatte den weicheren Bauch, dafür hatte Moostatze allerdings die flauschigsten Pfoten der Welt.
„Aber manche schauen mich auch ganz komisch an, als ob sie mich gar nicht da haben wollen. Das mag ich nicht."
„Ach, weißt du.", miaute Pinienglut und zuckte mit den Ohren und schien mit dieser Tatsache ebenfalls so gar nicht zufrieden. Dennoch war sein Stimme ruhig, als er fortfuhr: „Im Leben wird es immer Katzen geben, mit denen du nicht ganz so gut klar kommst. Das ist normal und geht jedem so. Das ist allerdings nicht so wichtig, weil es auch immer welche geben wird, die dich dafür doppelt so lieb haben. Man sollte trotzdem versuchen, möglichst freundlich zu anderen zu sein.
Als Shai am darauffolgenden Abend Moostatze von derselben Erkenntnis erzählte, meinte er nur: „Alle, die dich komisch anschauen, sind doofe Käferhirne und kommen später mal in den Wald der Finsternis. Und jetzt lass uns schlafen und was Schönes träumen, ja?"___
Mit den anderen beiden Jungen im Bau konnte man auch viel Spaß haben. Himbeerjunges und Abendjunges waren beide sehr nett, meistens zumindest, wobei Abendjunges stets einen Tick sanfter war, als ihre oft vorlaute Schwester.
Himbeerjunges ärgerte Shai leider manchmal auch etwas, obwohl sie es eigentlich nie Böse meinte.
„Shaijunges!", rief sie zum Beispiel gerade, als Shai doch so schön mit Nachdenken beschäftigt war, „Kommst du mit? Wir wollen mit der Schnecke Rumwerfen spielen."
„Ich heiße Shai.", erklärte sie ihr stolz, „Nicht Junges. Den Namen hat mir meine Mama gegeben."
„Das klingt aber komisch.", maulte das andere Junge, „Ich finde das doof, dass dein Name anders ist als unserer. Richtig blöd, dass du keinen Normalen hast."
„Vielleicht kriege ich später einen Schülernamen.", miaute sie etwas verunsichert, „Das muss ich mir noch überlegen."
„Ich mag deinen Namen.", mischte sich Abendjunges ein und schaute Shai aus blauen Augen freundlich an, „Er ist ein wenig komisch, aber klingt trotzdem schön und meine beste Freundin bist du sowieso."
„Was?", schrie Himbeerjunges, „Sie ist meine beste Freundin, nicht deine!"
„Wohl!", widersprach deren Schwester und die Diskussion nahm ihren Lauf.
„Wer die Schnecke am Weitesten werfen kann, ist ihre beste Freundin, okay?", schlug Himbeerjunges schließlich vor und alle drei Jungen liefen los, um das Spiel auf der großen Lagerlichtung auszuprobieren. Es stellte sich heraus, dass Shai ihre eigene beste Freundin sein musste, denn ihre Schnecke flog am Weitesten und wäre wahrscheinlich sogar noch weiter geflogen, wenn nicht Muschelnases Gesicht im Weg gewesen wäre, an dem das schleimige Tier dummerweise hängen blieb. Er schüttelte lächelnd den Kopf, als seine beiden Töchter und ihre Spielgefährtin sich vor belustigtem Schnurren gar nicht mehr einkriegten.„Ja, aber das geht irgendwie ja nicht.", gab Abendjunges zu Bedenken, sobald sie sich beruhigt hatte, „Du kannst kaum deine eigene beste Freundin sein."
„Nee. Wahrscheinlich nicht.", stimmte Shai zu, auch wenn ihre Väter ihr stets sagten, sie könne alles sein, was sie wollte.
Die drei Jungen brüteten noch eine ganze Weile über diesem schwerwiegendem Problem, doch beschlossen letztendlich, es ein anderes Mal zu klären und die frischgefangene Beute Rostfeders als interessanter einzustufen. Rostfeder brachte immer die leckersten Beutestücke mit, fand Shai zumindest, aber man musste aufpassen, sie nicht zu ärgern, denn sonnst konnte es sein, dass sie ein Eichhörnchen oder eine dicke Amsel auf den Kopf des Missetäters fallen ließ. Dann musste man sich darunter hervorkämpfen, wenn man so klein war wie Shai, und hatte am Ende nur den Mund voll Federn oder Fell. Ansonsten war sie aber toll.
Zwar nicht so toll wie Pinienglut und Moostatze, die sie allein im Geschichtenerzählen gnadenlos übertrumpften, aber das war ja ohnehin klar.Zusatz: „Moostatze, was ist eigentlich ein Titel?"
„Etwas ganz Abscheuliches, meine Kleine."
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Moospfote mag aber nicht
FanfictionKurz gesagt geht es um einen Schüler namens Moospfote, der immer miese Laune hat und nichts und niemanden leiden kann. Außer vielleicht Pinienpfote.