Kapitel 1- Klassenfahrt

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"Erik? Erik!" "Ja, ich komme ja schon!", schrie ich genervt wärend ich meinen Koffer schloss und ihn die Treppen runterschleppte. Meine Mutter empfing mich mit einem genervten Blick. "Da bist du ja endlich!", meckerte sie. "Was soll der Koffer?", fragte mein Vater, "Ziehst du aus?" Ich seufzte, doch als ich seine Fahne roch, wurde mir einiges Klarer. Ich ignorierte ihn und meine Mutter und zog stattdessen meine Schuhe an.

Meine Eltern konnten mich nicht wirklich leiden, weil ich damals ein Unfallkind war. Meine Mutter war 16 als sie mit mir schwanger war, was sie komplett zerstörte, mein Vater hielt sowieso nur zu ihr, weil sie nach seiner Meinung nach, eine Kanone im Bett war, aber er hatte schon mehr als eine Affäre. Meine Mutter war aber abhängig von ihm, da sie Arbeitslos war und er das ganze Geld ranschaffte. Tolle Familienverhältnisse.

Dazu kam auch noch, das ich auf Jungs stehe, was dem ganzen natürlich noch die Krone aufsetzt. Meine Mitschüler können mich genau so wenig leiden. Ich bin der Außenseite, der "Schwuchtel", der Typ mit dem eiskalten Blick. Letzteres stimmt tatsächlich. Nachdem ich meine Schuhe angezogen und meine Jacke mir geschappt hatte, verabschiedete ich mit einem knappen "Tschüss, bis in zwei Wochen" und lief los in Richtung Bushaltestelle. Mit dem Bus ging es dann zur Schule, wo bereits ein großer Reisebus wartete. Ich verstaute mein Gepäck und stellte mich an einen verlassenen Platz. "Morgen, Freak", begrüßte mich Jona mit einem breiten fiesen Grinsen. Ich funkelte ihn nur an und starrte wieder auf mein Handy.

Eins muss gesagt sein: mein Outing war eher unfreiwillig. Jona war mal mein bester Freund gewesen und meine erste große Liebe. Als wir dann in der 8 Klasse im Landschulheim waren, schaffte ich es im zu sagen, was ich wirklich für ihn empfand. Doch er lachte nur, nahm mich nicht ernst und sagte: "Was? Du und schwul? Du bist der Mädchenschwarm unserer Schule und willst mir echt erzählen, dass du schwul und in mich verschossen bist?" Ich nickte daraufhin nur und bat ihn, niemanden davon zu erzählen. Doch ich hätte es besser wissen müssen. Am nächsten Tag wusste es noch keiner, am zweiten seine beiden Freunde, am dritten die ganze Klasse und nach einer Woche die ganze Stufe. Es waren keine leichten Zeiten für mich. Alle meine Freunde ließen mich hängen, hatten Spaß daran, mich zu ärgern. Seitdem her bin ich so kalt und abweisend. Sie fingen an mich in Ruhe zu lassen, fanden mich gruselig, hielten mich für gewalttätig. Aber so nahmen die bescheuerten Sprüche mindestens etwas ab.

Warum Jona sagte, ich sei ein Mädchenschwarm? Nun ja, ich hatte blonde kurze Haare, blaue Augen und war ca.183cm groß: die perfekten Voraussetzungen für einen Fuckboy, doch leider, leider stand ich auf Jungs.

Der Lehrer riss mich aus meinen Gedanken und schnauzte mich an, ich solle doch endlich in den Bus steigen. Ich grummelte nur und er fügte noch ein "bitte" hinzu, was mich zufrieden lächeln ließ. Ich stieg in den Bus, welcher uns zum Flughafen bringen sollte und setzte mich auf einen freien Doppelplatz in der Mitte. Die Fahrt begann. Au revoir Kalifornien und hallo New York. Die Busfahrt über starrte ich aus dem Fenster, den Flug über war ich aber deutlich verkrampfter. Es war das erste mal, dass ich flog und ich hasste es. Das war mir einfach nicht geheuer. Bei der Landung fiel mir dann ein Stein vom Herzen.

Mein ersten Eindruck von New York war eigentlich enttäuschend. Ja, es war groß und bunt, aber meine Erwartungen waren anders gewesen. Aber so war es nun mal. Immerhin war unser Hotel recht schick. Ich musste mir ein Zimmer mit drei anderen Idioten teilen, welche von mir genauso begeistert waren wie ich von ihnen. Also einigten wir uns schnell auf die Betten und sprachen dann kein Wort mehr miteinander. Ich war einfach nur froh, meine Ruhe zu haben.

Nach einer Besichtigungstour ließen die Lehrer uns dann im Hotel alleine. Die Jungs aus meinem Zimmer veranstalteten natürlich eine Saufparty mit dem geschmuggelten Alkohol. Aus Angst, ich würde sie verpfeifen, boten sie mir auch was an und wer würde schon kostenlosen Alkohol ablehen. Ich trank also etwas mit, doch nur ein Glas. Ihrgendwann um 3 Uhr morgens hatten dann die meisten entweder gekotzt oder lagen schlafend im Bett, wie ich zum Beispiel.

Am nächsten Morgen wurden wir früh geweckt. Natürlich zu einer erneuten Tour, die keinen interessierte. Doch nach drei zum sterben langweiligen Stunden waren wir dann erlaubt, für zwei Stunden durch die Stadt zu streifen. Treffpunkt war dann wieder hier. "Aber geht nicht zu weit weg!", warnten noch die Lehrer, doch natürlich hörte keiner zu und die Leute zerstreuten sich. Ich wollte mir ein Café suchen, in dem ich die Zeit totschlagen konnte. Also zog ich alleine los.

Nach einiger Zeit schaffte ich es echt, mich zu verlaufen. Verzweifelt fragte ich nach dem Weg, doch die meisten hatten entweder Angst vor mir oder waren unhöflich. Ich seufzte. "Na super. Und jetzt?" Also entschied ich mich dazu, einfach weiter durch die Gegend zu irren um einen wenigstens ein wenig bekannten Punkt zu finden. Fehlanzeige. Am Ende sah ich nicht mal mehr Menschen, die an mir vorbeiliefen. Ich seufzte noch mal. "Wieso immer ich?", fragte ich mich selbst. "Hast du was ich brauche?", hörte ich plötzlich eine Stimme in unmittelbarer Nähe sagen. Ich zucke leicht zusammen. Was? Doch dann merkte ich, dass man gar nicht mit mir sprach. Ich sah drei Männer in einer kleinen Gasse um einen vierten stehen. Schnell ging ich in Deckung. Ich hätte weiterlaufen sollen, doch ich war zu neugierig.

"S-Sir, ich konnte nicht!" Der an die Wand gedrängte Mann sah verzweifelt und eingeschüchtert aus. Die zwei Muskelprotze, die links und rechts von im standen, ließen in nicht aus den Augen. Vor dem Mann, stand ein gut gebauter Anzugträger. Er hatte seine schwarzen Haare gegeelt nach hinten gelegt und sah den Mann vor sich ruhig an. Doch sein Blick war eiskalt und jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ich beobachtete weiter das Geschehen. "Du konntest nicht? Du hattest drei Wochen Zeit. Mehr als genug." "J-Ja! A-aber ich habe stattdessen was anderes!" Der Anzugträger sah in Neugierig an. "Ich höre", sprach er so ruhig wie auch vorhin. Hektisch kramte der Mann in seiner Tasche und holte etwas raus, was ich nicht erkennen konnte. Der Anzugträger sah es sich genau an. "Schlechte Ware", stellte er kalt fest. "S-Sir bitte! Gebt mir noch Zeit!" "Davon hattest du genug." Er nickte den beiden breit gebauten Männern zu, welche verstanden und ein Messer zogen. "Nein! Nein! Sir bitte!" Der Anzugträger grinste als einer der breit gebauten Männern dem Typen die Kehle durchschnitt. Meine Augen weiteten sich und ich atmete geschockt auf. Shit! D-d-das hatte ich gerade nicht gesehen, das war gerade nicht passiert! Ich ging ein paar Schritte rückwärts und stieß gegen einen Mülleimer, der laut krachend umflog und die Männer auf mich aufmerksam machte." Oh shit! Sie starrten mich überrascht an, bevor der Anzugträger wieder grinste und sagte: "Bringt ihn mir, er hat zu viel gesehen. Aber lebend." Ich bekam Panik. Ich löste mich aus meiner Schockstarre und rannte los, doch ich wusste nicht, dass es noch einen dritten Mann gab, der plötzlich vor mir auftauchte und mir in den Magen schlug. Ich keuchte auf und ging auf die Knie. Ich hustete und bekam erneut Panik. Der Typ vor mir packte meine Arme und zog mich mit sich. Ich versuchte mich zu wehren und trat dem Typ ins Schienbein, woraufhin er mich losließ, doch seine beiden Freunde hielten mich sofort wieder an jeweils einem Arm fest und zwangen mich vor dem Anzugträger auf die Knie. "Lasst mich los!", fauchte ich und hörte nicht auf mich hin und her zu reißen. Ein weiterer Schlag in den Magen ließ mich erneut keuchen und ich hörte auf, mich zu bewegen. Ich blickte zu Boden. Scheiße, scheiße, scheiße! Der Anzugträger packte mein Kinn und riss es nach oben, sodass ich ihn ansehen musste. Er musterte mich genau. Dann beugte er sich runter und hauchte mit verführerischer Stimme in mein Ohr: "Dich behalte ich." Ich erstarrte. Was hat er da gerade gesagt? Im nächsten Moment spürte ich einen Stich im Nacken und mein Bewusstsein schwand. "Träum was schönes", flötete der Anzugträger noch, bevor ich in den Armen der Muskelpackete erschlaffte und das Bewusstsein verlor.

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