Kapitel 30- Letzte Worte

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"Au!....Autsch!....Arg!" Immer wieder hörte man das Fluchen und die Schreie durch die Flure des Hauses hallen. Alexander war aus dem Krankenhaus entlassen worden und ich kümmerte mich von da an um ihn. "Aua, Erik!", fluchte er erneut. Ich nahm die Pinzette mit dem Tupfer und dem Desinfektionmittel von seiner Wunde und seufzte. "Entschuldigung, aber du musst da jetzt durch." "Aber es tut weh!", entgegnete er. "Ich hab auch schon Schmerzen aushalten müssen und einige waren mindestens so schlimm wie das hier. Also beiß die Zähne zusammen und halt die Klappe du Riesenbaby", meckerte ich ihn an. Er schien ziemlich überrascht zu sein. "Wie redest du denn bitte mit mir?", empörte er sich. "Ich rede mit dir so wie ich will, denn jetzt sitze ich am längeren Hebel. Normalerweise bist du stärker als ich, aber jetzt, da du verletzt bist, bin ich Top und du Bottom." Alexander packte meinen Hemdkragen und zog ich ruckartig zu sich runter. "Ich bin selbst Einhändig noch stärker als du, Erik." Ich grinste und küsste ihn einfach. Er schien überrascht, doch ich lachte nur. "Glaub das ruhig weiter. Aber ich nutze meine Chance, solange ich sie noch habe, denn danach werden wir sowieso wieder tauschen, da bin ich mir sicher." "Wie gemein von dir, du nutzt meine Situation für deine Zwecke aus." Ich näherte mich erneut seinem Gesicht und sagte: "Das hab ich mir von dir abgeguckt." Und jetzt lächelte auch er.

Ich Verband seine Schulter noch und räumte danach die Verbandssachen auf. Schließlich kletterte ich zurück aufs Bett und ließ mich neben Alexander fallen. Ich kuschelte mich zu ihm und zog die Decke über uns. Es war bereits spät und Zeit um schlafen zu gehen. Ja, ich schlief bei Alexander. Ich hatte eigentlich auch mein eigenes Zimmer, aber da verbrachte ich nur wenig Zeit. Zudem war sein Bett groß genug für uns beide. Schon bald hörte ich sein ruhiges Atmen und vernahm das gleichmäßige Senken und Heben seines Brustkorbs. Ich war erleichtert, dass er eingeschlafen war, denn ich würde es nicht tun. Ich stand vorsichtig auf, darauf bedacht, Alexander ja nicht zu wecken. Ich schloss leise die Tür hinter mir und tappste dann ins Wohnzimmer. Dort schmiss ich mich auf die Couch und sah fern. Ich konnte nicht schlafen, schon seit Tagen nicht. Jede Nacht sah ich so lange fern, bis ich meine Augen nicht mehr offen halten konnte. Und wenn ich dann schlief, dann auch auch nicht lange, nur um die drei Stunden. Ich war auch dementsprechend Müde, aber vor Alexander ließ ich mir nichts anmerken.

Früh am Morgen kam Alexander die Treppen nach unten zu mir in die Küche. Eigentlich war es mir lieber, wenn er noch liegen blieb um sich zu schonen, aber er bestand darauf herum zu laufen, um wieder in Form zu kommen. "Morgen", murmelte er verschlafen als er mich erblickte. "Guten Morgen", flötete ich zurück. "Ich hab uns Frühstück gemacht." Er setzte sich an den Tisch und ich servierte ihm die Pancakes. "Das sieht echt gut aus", meinte er. "Wie lange bist du schon wach, dass du uns so ein Essen zaubern konntest?" Ich setzte mich zu ihm und lächelte. "Gar nicht so lange", sagte ich um ihn zu beruhigen. "Ungefähr eine Stunde." Es war natürlich eine Lüge und es fühlte sich auch falsch an, ihm das vorzuspielen, aber es war nur zu seinem Besten, da er sowieso schon genug zu tun hatte. "Ich bin heute Nachts aufgewacht und du warst nicht da, Erik. Wo warst du?" Ich lächelte schief. "Nur auf dem Klo." "Eine halbe Stunde lang?" Oh, verdammt. "Ähm...nun ja, mir ging es nicht so gut." Alexander zog eine Augenbraue hoch. "Du hast auch tiefe Augenringe", bemerkte er. "Na gut", sagte ich nun. "Ich hab nicht so gut geschlafen, okay?"  "Wieso bist du denn gleich so gereizt?" "Ich in nicht gereizt!", rief ich...gereizt. Verdammt noch mal, jetzt wusste ich genau, was er tat.

"Erik, du kannst mich nicht anlügen. Ich bin ein Mafiaboss. Du kannst mich nicht hinters Licht führen. Ich habe bemerkt, dass du jeden Abend mein Bett verlässt und nicht wieder kommst. Ich erkenne auch Schlafmangel, wenn ich ihn sehe, so wie bei dir. Jetzt sag schon, was los ist. Liegt es an mir, willst du nicht bei mir sein?" "Ich sah ihn erschrocken an. "Was? Nein! Natürlich nicht! Es liegt nicht an dir!" "Woran dann?" Ich schluckte schwer. Ich sollte ihm besser die Wahrheit sagen, alles andere wäre unfair ihm gegenüber. "Ich kann nicht mehr schlafen, Alexander." Er sah mich besorgt an und griff unter dem Tisch nach meiner Hand. Er hielt sie sanft fest, was mir ein Gefühl der Sicherheit gab. "Ich- Also-...Ähm-" Ich bekam es einfach nicht raus. Plötzlich stand Alexander auf, griff erneut nach meiner Hand und zog mich ins Wohnzimmer. Er setzte sich und zog mich auch drauf. Dann schloss er mich in seine Arme und hielt mich einfach nur fest. Woher wusste er nur, was ich gerade brauchte?

"Ich bin ein Monster", sagte ich plötzlich, nachdem es eine ganze Weile still war. Alexander schwieg einfach nur und wartete darauf, dass ich weiter sprach. Doch das tat ich nicht. Also sprach er: "Du bist kein Monster, Erik. Jason war vielleicht eins oder ich, aber nicht du." "Doch. Leider doch. Du weißt, dass Jason erschossen wurde, oder?" "Alexander nickte nur. "Ich war es. Ich habe ihn getötet, Alexander." Er sah mich geschockt an. Er wusste es nicht und das jetzt zu hören...ich an seiner Stelle wäre auch überrascht. "Ich bin ein Mörder! Ich bin ein abstoßendes Monster!" Alexander drückte mich an sich und ich schluchzte. "Du bist kein Monster. Nicht für mich. Du hast mir das Leben gerettet, Erik. Dank dir hat die Kugel nicht mein Herz erwischt." "Aber dafür musste Jason sterben!" "Er war selbst für sein Schicksal verantwortlich." Ich vergrub mein Gesicht in seinem Arm. "Jedes Mal, wenn ich die Augen schließen, sehe ich ihn vor mir, blutend, röchelnd, sterbend. Und ich höre immer wieder seine letzten Worte." Ich schluchzte erneut und holte tief Luft. ">Jetzt hast auch du Blut an deinen Händen kleben. Jetzt bist du nicht besser als ich oder sonst einer von uns.  Am Ende, war ich doch in wenigstens einer Sache dein erster. Aber wie wirst du damit umgehen>?" Das waren die letzten Worte von Jason und jene verfolgten mich seit dem her, bis in meine Träume.

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