"Nun sind wir ganz alleine", sagte die Frau. Nochmal sah sie zur Tür bevor sie sich mir zuwandte, mit der Fernbedienung fest in der Hand. Ich erwartete, dass sie den Knopf erneut drücken würde. Doch stattdessen legte sie die Fernbedinung auf die Kommode, kam mit schnellen Schritten auf mich zu und fragte: "Alles okay mit dir?" Ihre grünen Augen sahen mich besorgt an. "W-Wie bitte?", fragte ich völlig perplex. "Es tut mir echt Leid! Tat der Stromschlag sehr weh?" Ich verstand absolut gar nichts mehr. Gerade war sie noch so kalt und jetzt auf einmal sorgte sie sich? War das so eine Zuckerbrot und Peitsche Nummer? "Ich hoffe, ich hab nicht zu fest zugeschlagen, es sollte nur authentisch wirken. Es tut mir Leid, falls ich dich verletzt haben sollte", sagte sie schnell, als sie meinen Blick bemerkte. "Was?", fragte ich überfordert. "Oh, stimmt ja. Also zuerst: mein Name ist Mila. Und deiner?" "Jona", meinte ich noch immer von der Rolle. "Freut mich dich kennenzulernen", sagte sie mit einem freundlichen Lächeln. Sie hielt mir ihre Hand hin, welche ich nach kurzen Zögern nahm. Sie schüttelte diese kurz und sprach dann weiter. "Mein Vater hielt es für eine gute Idee, mir einen Sklaven zum Geburtstag zu kaufen. Er dachte, ich würde mich freuen, aber so etwas ist nichts für mich. Man kann doch keine Menschen sich halten wie Haustiere und sie die Drecksarbeit erledigen lassen! Das ist abartig und falsch! Wie dem auch sei, er hat dich also gekauft und jetzt bist du mein Sklave. Aber ich werde dich nicht so behandeln. Keineswegs!" Ich konnte nicht glauben, was hier gerade passierte. Das schien mir alles ein schlechter Witz zu sein. "Aber was sollte das dann vorhin und woher kam der Stromschlag und das Ganze?", fragte ich vorsichtig nach. "Der Stromschlag kommt von einem Chip in deinem Nacken, welchen man dir eingepflanzt hat, als du bewusstlos warst und nun ja, wenn er merkt, dass du nicht viel nutzt oder ich dich nicht so behandle, wie einen Sklaven, wird er dich wieder verkaufen. Und ich denke andere Besitzer werden deutlich schlechter mit dir umspringen. Deshalb muss ich so tun, als sehe ich dich auch als Sklaven. Aber keine Sorge, ich werde es so gut vermeiden wie möglich, dir weh zu tun. Solange bis du lang genug da bist, dass ich sagen kann, ich kann dich nicht hergeben, weil ich mich zu sehr an dich gewöhnt habe. Dann kann ich auch normal mit dir umgehen."
Das waren wirklich viele Informationen auf einmal und ich brauchte einen Moment, um das zu begreifen und zu verarbeiten. "Innerhalb dieses Zimmers oder wenn wir alleine sind, kannst du gerne normal mit mir reden und mich beim Vornamen nennen, aber wenn jemand dabei ist, dann nenn mich bitte nur Miss, okay? Außerdem musst du darauf hören, was ich dir sage, sonst geht die ganze Sache schief und will dich wirklich nicht ausliefern." "Wieso tust du das für mich?", fragte ich ernst. Sie lächelte sanft. "Weil ich denke, dass du schon vorher genug gelitten hast und nicht will, dass das weiter geht. Ich will, dass du mehr oder weniger normal leben kannst. Ich sehe es in deinem Blick, du hast in letzter Zeit wohl viel durchgemacht, oder?" Ich nickt nur und lächelte auch. Sie sah kurz auf ihre Armbanduhr und meinte dann: "Okay, ich muss jetzt wieder nach unten, sonst merken sie vielleicht etwas. Bleib du hier und ließ ruhig etwas, wenn jemand kommt, legt dich zusammengekrümmt aufs Bett. Ich komme gegen 17 Uhr wieder. Dann sind die Bodyguards bei der Besprechung mit meinem Vater." Sie zog ihre Uhr von ihrem Handgelenk und übergab mir diese. "Hier, nimm sie. In diesem Raum gibt es keine Uhr. Wir sehen uns später!", sie lief zur Tür und wollte gerade gehen, als ich rief: "Warte!" sie drehte sich zu mir um und ich sagte: "Danke." Sie lächelte und antwortete: "Gerne." Damit verschwand sie aus der Tür und ließ mich alleine.
In der Zeit durchstöberte ich das Zimmer und fand nichts wirklich interessantes, außer die Bücher. Das Zimmer hatte einen schönen ländlichen Ausblick auf ein weites Feld und eine Mühle. So hatte ich mich vor das Fenster gesetzt und vor mich hin geträumt. Ich vermisste meine Eltern und sogar meine nervige, kleine Schwester. Sicherlich belegte sie gerade mein Zimmer und war froh darüber, meine Konsole besetzten zu können ohne das ich mich darüber beschwerte. Sie war gerade 12 Jahre alt, ein Biest und sie ging mir immer auf die Nerven, aber jetzt fehlte mir ihre Stimme und ihre dämlichen Sprüche, wie sie mich meistens nur Ji-Ji nannte, weil das ein Spitzname aus unserer Kindheit war und ihr Grinsen, wenn sie mich in Monster Hunter besiegte und dann ihren Siegesruf ausführte. Und egal was war, sie schob die Schuld immer auf mich, zeigte ihren Hundeblick und kam am Ende immer damit durch. Eine typische kleine Schwester nun mal, aber jetzt wollte ich nichts lieber, als mit ihr zu zocken und ihren bescheuerten Schlachtruf zu hören. In Gedanken schwelgend bemerkte ich nicht, wie die Zeit verging und sich die Tür öffnete und Mila dort mit Klamotten in der Hand stand. "Jetzt ist es sicher. Komm mit", sagte sie und ich erhob mich von der Fensterbank um ihr zu folgen. Sie führte mich durch das Haus zu einem Badezimmer und übergab mir die Klamotten. "Ich denke, die sollten dir passen. Geh ruhig duschen. Im Schrank findest du Shampoo und im Regal liegen Handtücher. Ich warte im Wohnzimmer auf dich. Komm einfach zu mir, wenn du fertig bist." Ich nickte und lächelte. "Gut. Ach ja, das Wohnzimmer ist den Gang entlang, die Treppe runter und die dritte Tür links." Wieder nickte ich und sie drehte sich lächelnd um und ging.
DU LIEST GERADE
My own hell
Любовные романыErik ist ein Außenseiter, der sich nicht gerne auf andere Menschen einlässt und lieber alleine seinen Weg geht. Als er aber dann mit seiner Klasse auf Abschlussfahrt nach New York geht, wird der Kalifornier Zeuge eines Mordes. Daraufhin wird er enfü...