Elisabeth
Wie erstarrt stand ich mit dem Rücken an die kalte Mauerwand gepresst. Vor mir der stärkste Soldat der Menschheit, der seine Stirn gegen meine Halsbeuge gelehnt hatte. Nicht im Begriff erklären zu können, was er gerade tat, oder was in ihm vorging. Die feinen Haarsträhnen seines Ponys kitzelten meine Haut, als er seinen Kopf leicht hob, und abgespannt aufseufzte. Unweigerlich legte sich eine leichte Gänsehaut über meinen gesamten Körper, als sein warmer Atem meinen Teint streifte.
Ruckartig legte ich den Kopf zur Seite und keuchte undefinierbar auf. Levis plötzliche Nähe ließ mich nervös und unsicher werden. Jedoch war sie mir auch nicht unangenehm. Viel mehr war ich überrascht, dass er selbst diese Nähe suchte und aufbaute.
Doch so schnell er mir so zu nahe gekommen war, nahm er auch wieder Abstand zu mir. »Entschuldige. Ich … bin wohl wirklich einfach nur müde«, murmelte er tonlos. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten, oder dich in Verlegenheit bringen, Elisabeth.«
»Schon … schon gut«, entgegnete ich und mein Blick fiel auf das Hemd, was er mir noch vor wenigen Minuten abgenommen hatte. Es lag nun auf dem Boden. Auf den schmutzigen Boden. Automatisch beugte ich mich zu diesem herunter, jedoch ging auch Levi diesen Reflex nach, und so beugten wir uns beide gleichzeitig herunter.
Aber war ich schneller und nahm es in die Hand. »Keine Sorge. Ich werde es morgen einfach nochmal waschen, sobald die Rekruten mir ihre Wäsche nach dem Training gegeben haben«, merkte ich lächelnd an.
Levi musterte mich eine ganze Weile einfach nur stumm. Ausdruckslos. Bis er nickte und in die Richtung des Flures schritt, auf dem sein Zimmer lag. Eine Weile sah ich ihm nach, bis er um die Ecke gebogen war.
Schwermütig atmete ich aus. Mein Puls begann sich langsam zu beruhigen, während ich sein Hemd an meine Brust drückte. Seine plötzliche Nähe hatte meine Knie weich werden lassen. Jeder Muskel in meinem Körper war so angespannt, dass ich wie versteinert war. Diese Wärme, die von ihm ausging und sein Duft.
Hatte ich den Hauptgefreiten schon immer so intensiv wahrgenommen?Ich war über meine eigene Reaktion mehr als verwirrt. Dieser Stromstoß, der mich durchfuhr, als sein Atem meine Haut streifte. Normalerweise war es mir äußerst unangenehm, wenn mir ein Mann so zu nahe kam. Was auf meine Zeit im Untergrund zurückzuführen war. Aber bei ihm …
Ich seufzte und beschloss, nachdem ich sein Hemd in den Waschraum gebracht hatte, auch zurück in mein Zimmer zugehen.
*
Levi»Hast du das gerade gesehen? Eren hat doch eindeutig auf meine Aufforderung reagiert! Er macht immer mehr Fortschritte. Hach, zu schade, dass wir nicht den ganzen Tag Tests machen können«, trällerte Vierauge verträumt und notierte sich die Ergebnisse des heutigen Experiments in ihr Notizbuch.
Ich verschränkte die Arme. »Tcch! Dennoch ist seine Reaktionsfähigkeit zu langsam. Außerdem hat heute sein Arsch aus dem Nacken geguckt. Mit den Ergebnissen können wir uns noch nicht sehen lassen!«, argumentierte ich gereizt.
Hanji hob ungläubig eine Braue und verzog die Mundwinkel. »Heute bist du echt muffig! Muffiger als sonst, Shorty! Was passt dir denn jetzt wieder nicht? Zeig doch mal etwas Begeisterung!«
»Tcch! Ich glaube, ich muss mir von jemanden, der kaum was von Hygiene hält, nicht sagen lassen, dass ich muffig bin.«
Hanji blickte sich hektisch um. »Was? Wer? Wer wäscht sich hier nicht?« Ich rollte mit den Augen und atmete hörbar aus. »Erzähl mir nicht, du bist immer noch sauer, weil ich Elisabeth gefragt habe, ob sie mir wieder assistieren würde?«, fuhr sie fort und blickte mich mit großen Augen an. Währenddessen beobachtete ich, wie Ackerman, Jäger auf die Beine half.
»Wenn man in Betracht zieht, was letztes Mal passiert ist, ja, dann finde ich deine Bitte ziemlich unüberlegt!«
»Ach was! Diesmal soll sie mir nur helfen, die Berichte über die Experimente chronisch zuordnen. Du weißt ja, ich habe es nicht so mit Ordnung. Und Erwin hat mich schonmal zusammen gestaucht, weil ich einen Bericht verschlampt hatte.«
»Kein Wunder! Du bist nicht gerade ein Genie, was das Beherrschen des Chaos angeht!«, brummte ich und wandte mich um. Ohne weiter auf Vierauge zu achten, ging ich den kleinen Felsvorsprung herunter.
Hastig folgte sie mir. »Also siehst du? Ist doch gar nicht so schlimm! Das kannst du jawohl kaum verbieten. Erwin hat dies auch befürwortet und Elisabeth schien es auch wichtig zu sein, ein bisschen mehr helfen zu können«, setzte Hanji das Thema fort.
Ich verzog nur die Mundwinkel. Da ich momentan viel mit Hanji zusammenarbeitete, war nun auch gezwungenermaßen Elisabeth mehr in meiner Nähe. Ob mir dies gefiel? Ich wusste es nicht. Nach wie vor war mir die Sache vor zwei Tagen am Abend mehr als unangenehm. Ich hatte die Beherrschung verloren und einen Teil meiner schwachen Seite gezeigt. Was war nur los mit mir?
Ich erwiderte nichts auf der Aussage von Vierauge, und zusammen mit Jäger und Ackerman gingen wir zurück zum Hauptquartier. Während wir am Trainingsplatz vorbeigingen, sah ich Elisabeth, die sich mal wieder, viel zu rücksichtsvoll, um die Rekruten kümmerte. Dankend nahmen sie das Wasser von ihr an, ehe sie wieder ihren Übungen nachgingen. Unbewusst beobachtete ich sie weiter, während ich weiter ging.
»Obwohl sie uns schon so viel hilft, und abnehmt, will sie immer mehr machen. Vielleicht sollten wir ihr den Umgang mit dem 3D-Manöver beibringen«, schlug Hanji nachdenklich vor.
Ich brummte kehlig auf. »Es ist gut so wie es ist. Sie sollte ein normales Leben führen, unter dem Volk, und nicht unter uns!«, entgegnete ich.
»Normales Leben? Das könnte sie doch gar nicht mehr! Außerdem strahlen ihre braunen Augen immer so süß, wenn sie helfen kann«, schwärmte Hanji.
Ich schob die Brauen zusammen. »Braune Augen? Elisabeth hat Grün-Graue Augen. Putz deine Brille!«, murmelte ich, und wandte den Blick wieder geradeaus.
Vierauge grinste mich breit von der Seite an. »Grün-grau, ja? Soso«, schmunzelte sie. Ich wiederum hatte kein Verständnis für ihr sonderbares Verhalten. »Du scheinst sie ja ganz genau zu beobachten, Shorty.«
Ich verengte die Augen. »Was laber -«, ich unterbrach das Vorhaben meines bissigen Kommentars, als ich bemerkte, wie Elisabeth zu uns kam.
»I-Ist alles in Ordnung? Eren sah vollkommen fertig aus«, stellte sie besorgt fest und sah mich und Hanji abwechselnd an. Wobei ihr Blick zu mir eher flüchtig war.
Vierauge kratzte sich am Hinterkopf. »Ja ja. Vielleicht habe ich ihm nur wieder zu viel abverlangt«, kicherte sie.
Elisabeth atmete erleichtert aus, bis sie ein Stück näher kam. »Ich … ich habe es leider noch nicht geschafft, mich um die Berichte zu kümmern. Aber, sobald die Rekruten ihr Training beendet haben und ich die Wäsche fertig gemacht habe, hätte ich Zeit dir zu helfen!«
Hanji hatte recht. Elisabeth Augen strahlten bei dem Gedanken ihrer neuen Aufgabe. Leicht ließ der Wind ihr Haar wehen. Gleichzeitig trug er mir ihren angenehmen Duft entgegen. Meine Muskeln spannten sich leicht an.
»Schon gut, Elisabeth. Keinen Stress. Erledige erstmal das, was du für wichtig hältst. Wo meine Räumlichkeiten sind, weißt du ja«, trällerte Vierauge.
Elisabeth blinzelte. »Ähm, nein. Deswegen bin ich hier. Ich wollte fragen, ob du -«
Vierauge klopfte mir urplötzlich auf die Schulter, und ging einfach an uns vorbei. Mit einem breiten Grinsen winkte sie uns zu. »Shorty zeigt dir den Weg! Ich muss jetzt noch was mit Eren besprechen. Bis später!«, summte sie und schloss zügig zu Jäger und Ackerman auf.
Ich biss mir gereizt auf die Unterlippe. Diese …!
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ᵃᵗᵗᵃᶜᵏ ᵒᶰ ᵗᶤᵗᵃᶰ ᶠᶠJemand der auf dich wartet •LevixOC• [abgebrochen]
FanfictionElisabeth ist eine junge Frau, die nicht viele Ansprüche besitzt. Sie ist froh ein Dach in dem Hauptquartier des Aufklärungstrupps gefunden zu haben. Dort versucht sie das Leben der Soldaten so angenehm und leicht zu gestalten, wie es ihr nunmal mög...