Kapitel 5

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Elisabeth

Die ganze Zeit über schwiegen ich und Levi. Lediglich ein paar Worte kamen über seine Lippen, während er mir Hanjis Räumlichkeiten zeigte. Diese kam uns prompt, mit Eren, auf dem Rückweg entgegen, und bat mich noch einige Utensilien für sie auf dem Markt zu besorgen und damit es schneller ging, schaffte sie es tatsächlich Levi dazu zu verdonnern, mich zu begleiten.

Nach wie vor war die Stimmung zwischen uns schweigsam. Und diese Atmosphäre war mir mehr als unangenehm. Mit ausdrucksloser Miene starrte Levi auf den Zettel, den Hanji mitgegeben hatte. Mit vorsichtigen Schritten trat ich näher, um auch einen Blick auf die Liste zuwerfen.

»Wozu brauch Vierauge denn bitte Schwarzwurzel? Das ist keine Liste für ihre Tests, sondern eine ganz gewöhnliche Einkaufsliste! Das faule Stück! Mich für so etwas Unwichtiges einzuspannen!«, knurrte Levi gereizt und übergab mir den Zettel.
Er hatte recht. Es war ein gewöhnlicher Einkaufszettel. Dennoch amüsierte mich seine Reaktion schon etwas.

»Zu zweit erledigt sich diese unwichtige Sache ganz von alleine«, sprach ich ihm lächelnd zu.

Levi jedoch rollte mit den Augen und verschränkte die Arme. »Ich habe weitaus Besseres zu tun! Was glaubt Shitty Glasses denn?! Dass ich keine Unterlagen zu bearbeiten habe?!«

»Dann helfe ich dir, nachdem wir das hier erledigt haben. Eren ist jetzt sowieso Hanji behilflich. Also würde das passen«, schlug ich vor. Levis Blick wanderte zu mir. Einige Sekunden schaute er mich undeutbar an. Bis er nur die Mundwinkel verzog und weiter den Markt entlang ging.

War das jetzt ein Ja? Undurchsichtig wie immer …

Schmunzelnd nahm ich seine Reaktion hin und schloss zu ihm auf. Da wir die Besorgungen aufteilten, ging es relativ schnell die Liste abzuarbeiten. Lediglich Leinenstoff fehlte noch auf meiner Liste. Mit einem gemischten Gefühl näherte ich mich der Schneiderstube. Alle möglichen, fertig genähten, Kleidungsstücken lagen vor dem Laden ausgebreitet. Repräsentativ zeigten sie Wohlstand und Glanz. Kleidung für das einfache Volk war wahrscheinlich in der hintersten Ecke zu finden.

Ich selbst besaß nur zwei Kleider. Wobei ich diese nie als Kleider betrachtete. Sie waren einfach. Gut für die Arbeit in der Küche. Alles andere als glanzvoll. Zudem hatte der Stoff schon sehr gelitten. Diesbezüglich kam ich mir etwas fehl am Platz vor, mit meinem zerschlissenen Kleid zwischen den eleganten Stoffen zu stehen. Betrübt wandte ich meinen Blick weg, von einem herausstechenden Kleid. Es war nicht besonders prunkvoll, oder anmutig. Aber dennoch hatte der Schnitt etwas Leichtes und es war tausendmal schöner anzusehen, als den Lumpen den ich trug.

Das Gelächter einiger reichen Frauen versuchte ich weitgehend zu ignorieren. Auch wenn ihre Blicke und ihre Kommentare schon weh taten. Leider hatte ich nun mal nicht das Glück einen Händler zum Ehemann zu haben. Diese Weiber gaben doch nur das Geld ihrer hart arbeitenden Männer aus! Selbst der Verkäufer musterte mich skeptisch, als ich mich nach den Leinenstoffen erkundigte. Wahrscheinlich war er der Annahme ich könnte sie eh nicht bezahlen.

»Unglaublich, was sich das einfache Frauenzimmer rausnimmt«, nuschelten zwei Frauen hinter mir. »Kleidung für diese Schicht ist doch beim Fischmarkt zu finden.«

»Wahrscheinlich ist sie selbst gerade dem dreckigen Fluss entsprungen«, pflichtete die eine Frau der anderen bei, ehe sie in garstiges Gelächter ausbrachen.

Ich presste die Lippen zusammen und presste den geflochtenen Einkaufskorb an meine Brust.
Bis sich plötzlich eine warme Hand auf meine Schulter platzierte. Irritiert drehte ich meinen Kopf zur Seite. »Oii! Warum dauert das hier so lange?«, murmelte Levi und sah von mir zum Verkäufer. »Sie haben die Frau doch gehört, was sie haben möchte!«

Sofort nahm der alte Mann Haltung an. »H-Hauptgefreiter Levi. Welch eine Ehre Sie in meinem Laden -«

»Laber nicht herum und zeige uns die Stoffe! Wir sind in Eile!«, unterbrach Levi ihn scharf und verschränkte die Arme.

Der Verkäufer nickte hastig. »S-Sehr wohl!« Ehe er hinten ins Lager verschwand. Genervt massierte sich Levi die Schläfe und ging etwas im Laden herum, zu den Kleidern. Die beiden Frauen, die hinter mir waren, beobachteten ihn mit Abstand.

»Oii! Elisabeth!«

Ich zuckte kurz zusammen, bevor ich zu ihm ging. »J-Ja?«

»Sag mal, wie lange willst du noch mit diesem Kleid herumlaufen?«, hakte er tonlos nach und überprüfte den Stoff einiger Kleider.

Ich blinzelte überfordert, bis ich den Blick sinken ließ. »N-Nun ja, ich bin nicht in der Position mir jeden Tag aussuchen zu können, was für ein Kleid ich trage«, flüsterte ich betrübt.

»Dann werde ich dein Kleid flicken. Zum Arbeiten reicht es noch. In dieser Zeit trägst du das«, brummte er kühl und nahm gezielt sogar das Kleid, was mir zuerst ins Auge gestochen war. Derweil kam der Verkäufer auch aus dem Lager zurück.

»Oii! Meister! Beweise mir deine geschulten Augen. Dieses Kleid, würde es ihr passen?«, fragte Levi bei ihm nach.

Der Verkäufer blickte genauso wie ich verwirrt drein, ehe er zunächst meinen Körper und dann das Kleid musterte. »Sicher doch. Ihre Statur entspricht denen der meisten Frauen. Einheitsgröße.« Levi sah auf das Kleid herab und nickte verstehend, ehe er, mit dem Kleid im Arm, zur Theke ging. Schnell schweifte sein Blick über die Leinenstoffe, gezielt nahm er das mit den gesuchten Massen und der Verkäufer packte alles ordentlich ein. Ohne weiter auf ihn zu achten, warf Levi einen kleinen Beutel Münzen auf die Theke und verließ den Laden. Vollkommen perplex von dieser Aktion folgte ich ihm verzögert.

Hatte … hatte Levi mir gerade ein Kleid zum Geschenk gemacht?

»L-Levi, das … ich …«, ich brachte kein richtiges Wort heraus. Mir wurde noch nie etwas gekauft.
Seine Geste rührte mich gerade und mein Herz wurde von einer wohligen Wärme umgeben.

»Schon gut«, brummte Levi und schaute stur nach vorne. »Wir haben jetzt alles. Lass uns zurückgehen! Und nächstes Mal, wenn du auf den Markt musst, ziehst du dieses Kleid an!« Letzteres war irgendwie mehr ein Befehlston. Gerührt und dankbar wischte ich eine kleine Träne aus meinem Augenwinkel und nickte.

ᵃᵗᵗᵃᶜᵏ ᵒᶰ ᵗᶤᵗᵃᶰ ᶠᶠJemand der auf dich wartet •LevixOC• [abgebrochen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt