Levi
Ich nickte verstehend. Es war keine besondere Überraschung, wie Erwin die Aufstellung meines Teams geändert hatte. Und ich konnte damit leben. Es waren weniger Schwachköpfe dabei als erwartet.
Gerade als ich mich erhob, um sein Büro zu verlassen, platzte Shitty Glasses erneut rein. Sie war die Person, die ich gerade am wenigsten sehen wollte! Mit einem beschwingten Lächeln übergab sie Erwin den Bericht des heutigen Trainings mit Eren.
»Für die Expedition können wir seine Fortschritte gut gebrauchen«, nickte Erwin zufrieden.
Hanjis Brillengläser funkelten auf. »Nicht wahr? Nicht wahr?! Er hat sich wirklich mehr als angestrengt!«, erzählte sie freudig und wandte sich zu mir. »Oh, ach so Shorty. Wegen vorhin. Ich glaube, ich muss dir etwas -«
»Tcch! Ich hab dafür keine Zeit! Im Gegensatz zu dir wollte ich noch weitere Vorbereitungen treffen!«, zischte ich und verließ einfach den Raum, um mich auf keine Diskussion einzulassen. Ich musste meine Unachtsamkeit in den Griff kriegen! So etwas wie heute Morgen beim Training durfte mir auf keinen Fall nochmal passieren!
*
Unregelmäßig atmete ich aus und stützte mich an meinen Oberschenkeln ab. Nur langsam beruhigte sich meine Atmung. Es begann bereits zu dämmern, und ich war immer noch nicht ganz zufrieden mit den Ergebnissen! Doch es wurde dunkel und das Training würde an Effekt verlieren. Ich musste wohl einsehen, dass es genug war.
Genervt strich ich mir den Schweiß von der Stirn, und bemerkte erst jetzt wie nass meine Kleidung war. Widerlich!! Verächtlich verzog ich das Gesicht und ließ die Haken meines Manövers nach vorne schnellen. Augenblicklich wurde ich in die Luft gezogen und flog durch die Baumkronen Richtung Fluss. Wenigstens dieses ekelhafte Gefühl an meinen Händen wollte ich wegwaschen. Mit einem Satz landete ich gekonnt auf den Boden und schritt Richtung Fluss.
Jedoch blieb ich drei Bäume davon entfernt stehen, als ich Elisabeth erkannte. Sie saß auf einem Stein nahe dem Fluss und sortierte die nasse Wäsche. Ich biss mir kurz auf die Unterlippe.
Warum war sie so spät noch hier draußen?
Zunächst wollte ich näher herantreten. Stoppte jedoch in meinem Vorhaben. Ich hatte sie heute Morgen ohne ersichtlichen Grund an geraunt, obwohl sie es nur gut gemeint hatte. Ich war so ein Schwachkopf!! Angespannt atmete ich aus und lehnte mich mit dem Rücken gegen den Baum, sodass sie mich nicht sehen konnte. Mit verschränkten Armen stand ich einfach nur da. Lauschte der Melodie, die Elisabeth summte und schloss die Augen.
*
»Shitty Glasses, das hier ist kein Spielplatz!«, raunte ich lautstark und durchschnitt im Vorbeifliegen den Nacken des Titanen, während ich auf den nächsten zuflog. Gekonnt machte ich eine Halbdrehung in der Luft und landete auf dem Kopf des Titanen. Ich verengte die Augen und ließ die abgenutzten Klingen aus dem Griff, direkt in seine Augen gleiten. Dann hakte ich neue ein und durchtrennte auch seinen Nacken. Mit dem hässlichen Vieh zusammen kam ich am Boden auf und stieg vom dampfenden Fleischhaufen herunter. Hanji lief mit verärgerter Miene auf mich zu, während ich Eren dabei beobachtete, wie er sich gerade um den letzten Abnormen gekümmert hatte. Deren Kopf rollte umher wie ein überreifer Apfel.
»Shorty, was sollte das? Ich wollte den einen doch gefangen nehmen!«, kreischte mich Vierauge hysterisch an. Ich hingegen schob ihr Gesicht weiter von mir weg.
»Der Weg für den Transport wäre viel zu weit! Außerdem haben wir unser Ziel erreicht! Wir liegen so schon zwei Tage hinter dem Zeitplan von Erwin, und sollten uns jetzt auf den Rückweg machen! Wir können von Glück reden, dass niemandem etwas passiert ist, bei dieser Anzahl Abnormer. Jäger sei Dank«, brummte ich nur und ließ Vierauge einfach so stehen. Der Trupp war offensichtlich mehr als fertig und erschöpft. Doch sie mussten bis zum Einbruch der Dunkelheit durchhalten. Mit lautstarkem Befehl wies ich zum Weiterrücken an, und wir setzten unseren Weg fort. Nochmals wies ich jeden Einzelnen auf Wachsamkeit und überlegte Handlungen hin. Vor allem Shitty Glasses!
*
»Sag bloß, du bist immer noch sauer? Mensch, jetzt sei doch nicht so grummelig! Es ist doch alles nach Plan verlaufen! Und das wichtigste, alle sind wohl auf!«, trällerte mir Hanji am Abend ins Ohr und legte den Arm um mich. »Also setz mal endlich ein anderes Gesicht auf!«
»Noch sind wir nicht heil angekommen!«, knurrte ich nur und schob sie von mir. »Warum bist du heute so unerträglich energiegeladen und aufdringlich Vierauge?«
Das Mondlicht spiegelte sich in ihren Brillengläsern wider und sie lächelte mich undeutbar an. »Weil ich jetzt endlich die Zeit habe, um mit dir zureden!«, murmelte sie plötzlich unheimlich ernst.
Ich verschränkte die Arme und hob eine Braue. »Ach so? Verschone mich mit deinen Beobachtungen der Abnormen!«, brummte ich und sah in den Himmel.
Hanji kicherte auf. »Es geht um Elisabeth«, flüsterte sie. Kaum merklich weiteten sich meine Augen. »Und Gesichtsentgleisung in drei, zwei, eins …«, schmunzelte sie, während ich wieder den Kopf zu ihr wandte. »Genau! Jetzt guckst du nicht mehr so grummelig!«, feixte sie. In dem Bruchteil einer Sekunde verengten sich meine Augen und ich verzog die Mundwinkel. »Oh, wieder vorbei.«
»Vierauge! Jetzt rede schon und stell meine Geduld nicht auf die Probe!«, knirschte ich ungehalten, weil ich mich gerade vorgeführt fühlte.
»Hm, vielleicht solltest du wissen, dass Elisabeth neulich nicht nur bei dir war, um deinen Umhang zurückzubringen«, murmelte sie und ging mit großen Schritten um mich herum. Fast wie ein kleines Kind, das ein Geheimnis wusste.
»Kann sein. Weiß ich nicht«, entgegnete ich rau.
»Ja. Du hast sie ja nicht ausreden lassen«, stellte Hanji scharf fest.
Ich biss mir auf die Unterlippe. »Vierauge! Entweder du redest oder ich beende an dieser Stelle die Unterhal -«
»Es geht um diesen Lieferjungen, Alfred.« Mein Kiefer spannte sich an. »Hast du eine Ahnung, warum Elisabeth sich noch so spät mit ihm getroffen hatte?«, fuhr Hanji fort und kam vor mir zum Stillstand.
»Tcch! Vielleicht wollten sie über die nahende Hochzeit sprechen?«
Vierauge stöhnte ungläubig auf und hielt sich fassungslos den Kopf. »Du bist zwar der stärkste Soldat der Menschheit, aber was das betrifft, bist du auch nur ein Mann. Total begriffsstutzig!«
»Vierauge!!«
»Mein Gott! Sie hat diesen Burschen abgelehnt! Sie hat nein zu seinem Antrag gesagt!« Meine Augen weiteten sich. Hanji hingegen lachte amüsiert auf. »Da ist Shorty mal sprachlos«, kicherte sie und klopfte mir auf die Schulter. »Da fällt dir wohl kein zynisches Kommentar ein, was?«, schmunzelte sie und ging zum Lager zurück.
Ich stand einfach nur da und fuhr mir durchs Haar. Was … war ich doch für ein Schwachkopf gewesen …!
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ᵃᵗᵗᵃᶜᵏ ᵒᶰ ᵗᶤᵗᵃᶰ ᶠᶠJemand der auf dich wartet •LevixOC• [abgebrochen]
FanfictionElisabeth ist eine junge Frau, die nicht viele Ansprüche besitzt. Sie ist froh ein Dach in dem Hauptquartier des Aufklärungstrupps gefunden zu haben. Dort versucht sie das Leben der Soldaten so angenehm und leicht zu gestalten, wie es ihr nunmal mög...