Kapitel 16

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Elisabeth

»Oh, das ist echt süß. Das ist jetzt schon die dritte Rose, die du bekommst«, strahlte Victoria. Ich wiederum starrte die Rose an, die demonstrativ auf dem Küchentisch stand. Unter der kleinen Vase war ein Zettel an mich adressiert.

Victoria hatte recht. Diese Geste war eindeutig an mich gerichtet, und auch wenn ich sie sehr zu schätzen wusste, so gehörten Rosen nicht wirklich zu meinen Lieblingsblumen. Dies war schon der dritte Tag, an dem ich in die Küche kam und eine Rose für mich bereitstand. »Hast du bisher nie gesehen, wer sie hier hingestellt hat, Victoria? Du bist doch etwas früher hier als ich«, merkte ich an und nahm den Zettel zur Hand.

Die Ältere lachte auf und schob die klein geschnittenen Zwiebeln beiseite. »Ach, Kindchen, es ist doch mehr als offensichtlich, von wem diese Geste ist«, stellte sie grinsend fest. Ich hob eine Braue und schaute skeptisch auf die Rose.
Um ehrlich zu sein, traute ich so etwas Levi nicht zu. Dazu kam noch, dass er seit knapp einer Woche gar nicht da war. Er war mit einer kleineren Gruppe zum gefallenen Bezirk aufgebrochen, um einen Weg zu finden, diesen wieder zu retten. Jedoch wusste ich nichts Genaueres. Weil er mir nicht mehr erzählen wollte. Anscheinend wusste Victoria nichts davon. Während ich mir Gedanken darum machte, ob es ihm gut ging, wurde ich schon zum dritten Mal von einer Rose überrascht. Wer immer es gut meinte. So wirklich schien derjenige mich nicht zu kennen. Oder es war ihm egal, ob ich Rosen mochte. Seufzend steckte ich den Zettel ein und widmete mich der Wäsche.

*

Belanglos legte ich die Wäsche zusammen und seufzte tief. Während ich eins von Levis Hemden in meinen Händen hielt, wurde mir unglaublich schwer ums Herz. Ich vermisste ihn und ich machte mir Sorgen! Ich biss mir auf die Unterlippe und presste das Hemd kurz an meine Brust.
Hoffentlich war alles in Ordnung und er kehrte unversehrt wieder zurück!

Einige Minuten blieb ich so stehen, bis mir wieder der Zettel von heute Morgen in den Sinn kam. Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass die Blumen von Levi kamen. Warum sollte er mir nicht Bescheid geben, dass er wieder da war, und stattdessen Rosen für mich bereitstellen? Die ich noch nicht einmal wirklich mochte.

Doch einerseits ... woher sollte er das wissen? Was war, wenn er es wirklich war und mir so seine Gefühle zeigte? Was das anging, war er ja sehr unbeholfen und unsicher ...

Mit diesen Gedanken faltete ich den Zettel auseinander. Auf ihm war nur ein Satz notiert: "Komme heute Abend, nach Sonnenuntergang, auf das Dach, meine Liebe."

Ungläubig schob ich die Brauen zusammen. Sollte ich dieser Aufforderung folgen? Irgendetwas in meinem Inneren sagte mir, dass es nicht Levi sein konnte. Doch gleichzeitig war ich mir auch nicht ganz sicher. Er tat schon viele Dinge, mit denen ich niemals gerechnet hätte.

Mein Herz machte einen großen Sprung als ich aus dem Fenster sah. Die Sonne würde in wenigen Minuten untergehen. Hörbar atmete ich aus und steckte den Zettel wieder ein. Was hatte ich schon zu verlieren? Wenn es doch Levi war, war ihn die Überraschung definitiv gelungen!

Wenn nicht ... dann würde ich Demjenigen erklären, dass ich keine Rosen mochte!

Levi

»Wie süß.«

Ausdruckslos verengte ich die Augen, und bedachte meinen Trupp mit einem finsteren Blick, während ich auf mein Pferd stieg. Augenblicklich verstummten die zwei Weiber und schauten nur schmunzelnd auf den kleinen Lilienstrauß in meiner Seitentasche. »Steht da nicht so herum! Wir treten den Rückweg an!«, knurrte ich tonlos und riet vor. Ich hatte keine Zeit mehr, mich nach etwas anderem umzuschauen. Wenn wir wieder zurück waren, wären die Marktstände schon längst nicht mehr aufgebaut.

Ich war eh komplett unsicher, was ich Elisabeth hätte schenken können. Die Freude darüber, dass ich wieder zurück war, fand ich dann doch selbst übertrieben. Ich presste nachdenklich die Lippen zusammen und machte mir schon wieder Gedanken darüber, ob Lilien richtig waren.
Nur weil ich sie immer dabei beobachtet hatte, wie sie summend welche in die Vase gestellt hatte, hieß das doch, nicht, dass das ihre Lieblingsblumen waren.

Ich schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich machte ich mir gerade wieder zu viele Gedanken!

Elisabeth

Zögerlich trat ich auf das Dach und schaute mich um. Doch lediglich der Abendwind gab mir seine Anwesenheit preis. Ich seufzte tief und wandte mich um.

Ich war auf einen der ältesten Tricks der Welt hereingefallen! Wie dumm war ich denn auch? Es machte sich einfach einer einen Spaß daraus es auszunutzen das ich Levi vermisste. Denn was zwischen uns beiden war, war nun auch kein Geheimnis mehr unter den Rekruten. Jedoch hatte die Sache noch einen bitteren Nachgeschmack, weil heute mein Geburtstag war.
Aber das konnte keiner wissen. Ich hatte eh nie viel davon gehalten.

»Du bist tatsächlich gekommen.« Meine Augen weiteten sich und ich wirbelte hektisch herum. Mein anfängliches Lächeln verschwand jedoch, als ich Alfred erblickte.

Was? Wie war er um diese Zeit ins Hauptquartier gekommen? Und viel wichtiger, was tat er hier? Er war nur unser Lieferant, er hatte hier nichts verloren!

»A-Alfred ...?«, entkam es mir ungläubig. Bis ich verstand, was vor sich ging.

Wie blind war ich bloß gewesen? Seid ihm Levi damals vom Platz gejagt hatte, hatte ich ihn nicht mehr gesehen.

Mit einem strahlenden Lächeln kam er auf mich zu und breitete die Arme aus. »Alles Gute zum Geburtstag, meine Liebste!«, säuselte er und nahm mich stürmisch in die Arme. Woher wusste er davon?

»A-Alfred! Was ... wie ...« Ich stemmte meine Hände gegen seine Schulter und schob ihn von mir. »Was machst du hier? Du dürftest um diese Zeit gar nicht hier sein!«

Doch Alfreds Grinsen verschwand nicht. »Ich lasse dich doch an deinem besonderen Tag nicht alleine, meine Schöne«, lächelte er. »Ich hoffe doch sehr, die Rosen haben dir gefallen.«

»A-Alfred ... ich weiß deine Geste zu schätzen. Aber ... bitte hör auf mir weiterhin Annoncen zu machen. Ich fühle mich ja geehrt, aber -«

»Schon gut, meine Schöne. Mein Vater sagt, du bist nur schüchtern. Und dass man das Herz einer Frau gewinnen muss! Und nun bin ich hier! Ich lasse dich nicht alleine! Bei mir musst du nicht jeden Tag darum bangen, ob ich lebend nach Hause komme!«, fuhr er unbeirrt fort und nahm mein Gesicht in seine Hände. »Ich schwöre dir, bei mir wirst du es gut haben! Mein Vater hat schon mit dem Richter gesprochen. Es spricht nichts dagegen. Wir können in zwei Tagen die Formulare unterschreiben!« Völlig überfordert von seinen Worten, blinzelte ich. Noch ehe ich zum Sprechen ansetzen konnte, zog mich Alfred dichter zu sich und küsste mich. »Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz! Bald sind wir Mann und Frau!«

ᵃᵗᵗᵃᶜᵏ ᵒᶰ ᵗᶤᵗᵃᶰ ᶠᶠJemand der auf dich wartet •LevixOC• [abgebrochen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt