Leah

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Als ich in die Küche kam blickte ich in die Richtung des einzigen Fensters im Raum und erschreckte mich so sehr, dass ich einen Schritt nach hinten machte. Vor dem Fenster stand tatsächlich jemand. Genau gesagt zwei blutbesudelte Männer. Allerdings war das Blut schwarz, was ich aber auf die Dunkelheit draußen schob.

Ich brauchte ein paar Minuten, bis ich mich von meinem Schreck erholt hatte. Doch ich erkannte, wie ernst die Lage war, an der Angst in den Augen des einen Mannes, der den bewusstlosen Anderen im Arm hielt. Mit meiner Hand wies ich Richtung Haustür und sagte, laut genug, dass ich hoffte, der Mann hörte mich, dass er dort hin kommen sollte.

Anscheinend hatte er mich gehört, denn er schleppte den anderen in die gewiese Richtung. Ich eilte aus der Küche und blickte in Nelly verwirrtes Gesicht. "Schnell, er verblutet.", sagte ich im vorbei gehen, bevor ich die Haustür öffnete und die beiden Männer rein ließ.

Nelly schaltete schnell:"In die Küche, da können wir ihn auf den Tisch legen"

Genau deswegen mochte ich Nelly so sehr; Sie fragte nicht lange, sondern tat etwas. Ich eilte wieder in die Küche. Der große Tisch in der Mitte stand noch voll mit Schüsseln voller Teig, Backförmchen und Zutaten, welche ich achtlos vom Tisch fegte. Klappernd fielen sie zu Boden, der Teig lief aus den Schüssel und verteilte sich über dem Boden.

Der Mann hiefte den Bewusstlosen auf den Tisch:"Wir brauchen ein paar Handtücher, die wir auf die Wunde pressen:"

Doch Nelly hatte bereits etliche Küchentücher geholt und drückte sie mir in die Hand:"Er hat Recht: Press die auf die Wunde, ich rufe den Notarzt."

"Das ist nicht nötig.", sagte der Mann und kramte in einer Hosentasche, bis er eine Verpackung mit schwarzen Tabletten hervorholte. "Die geben wir ihm. In wenigen Minuten müste es ihm schon wieder besser gehen." Wenn er meinte. Ich trat an den Tisch und presste ein Handtuch auf die Wunde. Dabei fiel mir auf, dass sein Blut wirklich schwarz war. Kurz zuckte ich zurück, das kam mir jetzt wirklich etwas komisch vor: ein angeschossener Mann mit schwarzem Blut wird am späten Abend von einem Mann hier her gebracht, der den Notarzt nicht holen will, sondern lieber selber Arzt spielt mit ein paar Tabletten?

Ich schluckte das komische Gefühl herunter und drückte nun fest auf die Wunde. Das erste Handtuch war schon Blutgetränkt, weshalb ich ein zweites nahm.

Und tatsächlich nahm der Mann eine Tablette und legte sie dem anderen in den Mund. Zu meiner Verwunderung schluckte er sie runter. War er doch nicht so bewusstlos, wie ich gedacht hatte?

Der Mann nahm mir die Handtücher ab und presste sie nun selber auf die Wunde. "Ich bin übrigens Hugh, der Bewusstlose hier ist Elijah, ich hab ihn angeschossen." Verdattert trat ich zurück.

Er wollte nichts weiter tun, als zu versuchen, die Blutung zu stoppen und Smalltalk zu machen? Anscheinend schon, denn jetzt wirkte er nicht mehr so verängstigt, wie noch vor ein paar Minuten, als er vor dem Fenster stand.

Weningstens hatte ich Zeit, mir die beiden Männer genauer anzugucken: Hugh war groß und hatte Sonnengebräunte Haut und tiefschwarze, kurze Haare, war Muskelbepackt. Elijah war noch größer und muskulöser als Hugh, aber war so Blass, dass schwarze Adern leicht unter der Haut durchschienen. Seine Haare waren ebenfalls rabenschwarz, aber länger und durcheinander gewuschelt.

Während ich die Beiden musterte, stellte Nelly sich neben mich. Lisa war immernoch zu schockiert und saß, mit einer Decke über den Beinen, auf dem Sofa, auf dem ich zuvor mit Nelly saß.

So standen wir einige Minuten da, beobachteten, wie die Blutung immer weniger wurde und schließlich ganz aufhörte.

"Wo sollen die Tücher hin?", Hugh drehte sich mit einem Lächeln zu uns um.

"Gib her. Kümmer du dich weiter um ihn." Nelly nahm die Tücher entgegen und verschwand damit in dem kleinen Badzimmer.

Doch anstatt sich um Elijah zu kümmern, stellte Hugh sich neben mir. "Geht es ihm gut?" War meine erste Frage, sehr geistreich, ich weiss.

"Ja. Wir müssen die Tabletten, die ich ihm gegeben habe, regelmäßig nehmen. Sie bewirken, unter anderem, dass wir sehr schnell heilen, weshalb es auch nicht so schlimm ist, wenn wir verletzt werden. Ich habe ihn angeschossen, weil ich nicht wusste, dass es viel zu lange her ist, seitdem er die letzte Tablette genommen hat. Mach dir keine Sorgen. Sein Stoffwechsel trotzdem noch schnell genug sein, die Tablette wirkt innerhalb weniger Minuten."

"Ok" Mehr fiel mir dazu nicht ein. Tabletten, die übermenschliche Fähigkeiten verliehen, Freunde, die sich gegenseitig anschossen. Das alles kam mir surreal vor.

Warte, angeschossen?! Wo hatte er eine Waffe er und wo ist sie jetzt? Bei keinem konnte eine Waffe entdecken.

"Wenn du ihn angeschossen hast, wo ist deine Waffe?" War es wirklich so schlau, ihn danach zu fragen, vielleicht war er ja gefährlich.

"Draußen. Ich habe unsere Waffen vor der Tür gelassen. Ich wollte euch nicht erschrecken. Wir wollen euch nichts tun, wir brauchten nur Hilfe."

Mein Bauchgefühl sagte mir, dass er nicht log.

Die Chroniken der verborgenen JägerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt