"Wow", war das einzige, was mir einfiel. Das Wort 'Anwesen' war nicht untertrieben gewesen. Ich stand neben Elijah vor dem riesen Gebäude, welches mitten im Wald thronte und sich unzählige Meter nach links und rechts erstreckte. Ich starrte hinauf zu den 5 Stockwerken über mir und bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Wie schafften sie es, dieses Gebäude geheim zu halten? Elijah sah mich an und lachte über mein Staunen. Das raue Lachen jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich versuchte, es zu verstecken, war mir aber sicher, dass er es bemerkt hatte. Nachdem ich das Gebäude noch ein bisschen angestarrt hatte, fasste ich mich wieder und blickte Elijah auffordernd an. Der lachte immer noch leise, setzte sich aber in Bewegung und öffnete die große Eingangstür. Naja, schon fast Eingangstor. Ich lief an ihm vorbei ins Innere und wieder blieb ich vor Stauen stehen. Soweit das Auge reichte gab es hier alles, was ich mir auch nur im entferntesten vorstellte, wenn ich das Wort 'Kämpfen' hörte. Ich ging weiter ins Innere des Raumes und sah mich genauer um. Überall lagen und hingen Waffen aller Art, es gab eine große Tribüne, einen großen Boxring und Spiegelwände. Es gab etliche Türen, die in weitere Räume führten und durch ein Fenster konnte ich Krankenbetten kennen. Elijah trat hinter mich und zeigte auf besagtes Fenster: "Die Krankenstation. Wenn man mit geladenen Waffen spielt, verletzt man sich." Ich konnte sein Grinsen nicht sehen, aber ich spürte es förmlich. Ich drehte mich um und sah ihn direkt an. "Ich denke mal nicht, dass du mir eine geladene Waffe geben wirst. Also, womit fangen wir an?", fragte ich ihn. Wir standen uns jetzt so nahe, dass ich seinen Atem spüren konnte, was mein Herz dazu brachte, wieder etwas schneller zu schlagen. "Nein, ich werde dir keine Waffe geben. Noch nicht. Ich würde meine Körperteile nämlich gerne behalten. Zuerst werden wir sehen, wie sehr ich deinen Körper überhaupt belasten kann.", erklärte er und ich wusste jetzt schon, dass das hier sehr anstrengend werden würde. Ich würde nicht sagen, dass ich unsportlich war, aber gegen Elijah verlor ich definitiv.Elijah fing an, auf einer Laufbahn, die an der Wand entlang einmal durch die ganze Trainingshalle führte, zu laufen und ich schloss zu ihm auf. Er steigerte das Tempo und schon bald fing ich an, schneller zu atmen. Nach zwei Runden auf der Laufbahn war ich nass geschwitzt und hatte Schnappatmung. Ich blieb stehen und stütze meine Hände auf meine Oberschenkel. Elijah blieb vor mir stehen und drehte sich um. Nicht eine einzige Schweißperle glänzte auf seiner Stirn und seine Atmung war so ruhig wie am Anfang. "Was ist los?", neckte er mich. Ich sah ihn böse an und versucht, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Er schaffte es, mich zu einer weiteren Runde zu überzeugen, bevor ich aufgab und mich einfach auf die Bahn legte. "Ganz schlechte Idee.", kommentierte er das und zog mich wieder hoch. Er machte noch immer nicht den Anschein, als würde das Laufen ihn sonderlich anstrengen. Wortlos reichte er mir eine Wasserflasche, die ich sofort austrank.
Danach führte er mich zu mehreren Matten, die im Kreis lagen und erklärte mir die Übungen, die ich machen musste. Zirkeltraining, wie ich es hasste. Nach dem dritten Durchgang war ich wieder komplett fertig, aber zu meiner Genugtuung hatte auch Elijahs Atmung angefangen, schneller zu werden. "Das reicht.", meinte Elijah und ich atmete erleichtert auf. Das brachte ihn wieder zum lächeln und kurz verlor ich mich in diesem Lächeln. Ich konzentrierte mich wieder auf meine Atmung, bevor er bemerken konnte, wie ich ihn anstarrte. Dann drehte er sich von mir weg und verschwand hinter einer der Türen. Kurz darauf kam er allerdings wieder und hielt nun zwei Schwerter in der Hand. Er lief zu einer Stelle, die nicht aus Matten bestand und auf der wir einen festeren Stand hatten. Er reichte mir eines der Schwerter. Es war schwerer, als ich erwartet hatte. Fasziniert strich ich mit meinen Fingern darüber, doch sobald ich einer der scharfen Seiten berührte, quoll hellrotes Blut aus einem kleinen Schnitt an meinem Finger. Schnell zog ich meine Hand zurück. "Vorsicht, das ist scharf.", sagte Elijah unnötigerweise, ging aber zur Krankenstation, kam mit meinem Pflaster zurück und verband meinen Finger. Dann zeigte er mir, wie ich das Schwert halten musste, damit ich mich nicht selbst verletzte. Meine Beine stellte ich ebenfalls so hin, wie er es mir zeigte und dann forderte er mich auf, ihn anzugreifen. Kurz zögerte ich, erinnerte mich dann aber daran, dass er meinen Schlag sowieso mit Leichtigkeit parieren konnte und sollte ich doch treffen, würden ihm die Tabletten das Leben retten. Ich hoffte zumindest, dass er sie diesmal nicht vergessen hatte. Also schlug ich einfach drauf zu und wie ich erwartet hatte, parierte er meinen Schlag, sodass ich das Klirren des aufeinander treffenden Metalls hörte. Ich versuchte es nochmal und nochmal, doch nie traf ich. Dann tauschten wir und ich sollte parieren. Doch auch wenn Elijah mir vorher zeigte, wie ich welche Schläge konterte, schaffte ich es kein einziges mal und obwohl ich deutlich spürte, wie Elijah sich zurück hielt, hatte ich etliche Schnitte an Armen und Beinen, als Elijah sein Schwert sinken ließ und auch diese Trainingseinheit für Beendet erklärte.
Meine Muskeln brannten, da das Schwert so schwer war und ich war mal wieder aus der Puste. Diesmal holte Elijah einen ganzen Verbandskasten und wir setzten und auf die Tribüne. Während er meine Wunden mit irgend einer Paste bestrich und danach überall Pflaster draufklebte, wunderte ich mich, dass hier sonst niemand war. "Wo sind eigentlich Hugh und die Anderen?", fragte ich Elijah, welcher gerade vor mir kniete, um einen Schnitt an meinem Bein zu verbinden. Er schaute zu mir hoch. "Die trainieren draußen. Ich habe ihnen gesagt, dass wir hier drinnen trainieren und sie wollten uns in Ruhe lassen.", beantwortete er meine Frage. "Müssen sie nicht auch bald mit ihrem Training fertig sein?", wunderte ich mich. Wieder fing er an zu lachen: "Nein, wir haben nur eine Stunde trainiert. Normalerweise trainieren wir mehrere Stunden am Stück." Ich antwortet nicht, sondern war einfach nur froh, dass wir das nicht taten. Und auch wenn ich die Anderen gerne kennen lernen würde, freute ich mich doch, dass wir alleine waren. Zudem wusste ich immer noch nicht, was ich von der ganzen Sache halten sollte. "Zumindest weiß ich jetzt, wo wir anfangen müssen, zu trainieren.", unterbrach er meine Gedanken und ließ sich wieder neben mir nieder. Und obwohl ich mir nicht sicher war, was ich davon halte sollte, wusste ich doch, dass es das Richtige ist. Außerdem freute sich etwas in mir, mit Elijah Zeit zu verbringen. "Also", sagte ich mit einem Grinsen, "Wann fangen wir an?"
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Die Chroniken der verborgenen Jäger
FantasyAls Elijah und Hugh blutüberströmt vor Leah stehen, ahnt keiner von ihnen, dass sie eine große Rolle in deren Welt spielt. Denn erst als sie erfahren, dass Leah und Elijah ein besonderes Band verbindet, erkennen sie, dass es Mächte gibt, die gegen d...