Ich schlug meine Augen auf. In meinem Zimmer war es dunkel, so dunkel, dass selbst ich nichts mehr sah. Ich hörte nur die Herzschläge der Menschen aus den umliegenden Wohnungen. Was mich allerdings verwunderte, war, dass ich Hughs Herzschlag nicht, wie gewohnt, aus Richtung Wohnzimmer hörte, sondern von Richtung Fußboden. Ich versuchte, mich zu erinnern, wer in der Wohnung unter mir wohnte, aber ich wusste es nicht mehr. Warum sollte ich mir das auch merken?
Anscheinend hatte Hugh bemerkt, dass ich wach geworden bin, denn ich hörte, wie er aufstand. Er fing an, in Morsezeichen mit dem Fuß auf den Boden zu stampfen: I-C-H-H-O-L-F-R-U-E-H-S-T-U-E-C-K. Seine Schritte entfernten sich und ich stand kurzerhand auf.
Im dunklen Zimmer sammelte ich meine Klamotten vom Boden auf und zog sie an. Da ich nur schwarze Shirts und Hosen besaß, war es egal, dass ich nicht sah, was ich anzog.
Als ich meine Zimmertür öffnete, blendete mich die Sonne, die durch die Fensterfront fiel, sodass ich meine Augen schließen musste. Die Helligkeit hinter meinen Liedern ließ nach und ich öffnete die Augen wieder. Gähnend schlurfte ich durchs Wohnzimmer in die Küche.
Anders als gestern Abend war mein Apartment nun hell beleuchtet. Die Einrichung war in schwarz und weiß gehalten. Die Möbel, sowie sämtliche Dekoration. Der einzige Farbtupfer war ein Strauß Blumen, der in einer Glasvase auf dem Küchentisch stand. Meine Haushälterin lag großen Wert darauf, dass immer Blumen im Haus waren.
Mein Apartement hatte ein großes Wohnzimmer, eine offene Küche mit anschließendem Esszimmer, zwei Badezimmer und 5 weitere Räume, wovon ich eins als Schlafzimmer, eins als Gästezimmer, eins als Büro und zwei als Trainingsräume benutzte. Diese zwei Zimmer lagen direkt nebeneinander und ich hatte einfach einen Durchbruch gemacht.
Da alle Flächen in der Küche glänzten und nirgendwo etwas rumstand, nahm ich an, dass Mira, meine Haushälterin, schon hier war. Ohne sie wäre das hier der reinste Saustall.
Ich nahm zwei Teller aus einem der Wandschränke und kramte zwei Messer und zwei Gabeln aus einer Schublade. Nachdem ich diese gegenüber der Herdplatte auf die Anrichte gestellt und zwei Barhocker davor gestellt hatte, stellte ich eine Pfanne auf den Herd und machte Spiegeleier.
Es stapelten sich bereits sieben Spiegeleier auf einem Teller und ein weiteres brutzelte gerade vor sich hin, als ich jemanden die Treppe im Flur hochrennen hörte und kurz darauf den Schlüssel, der die Haustür aufschloss.
Ich packte auf das achte Ei auf den Teller und setzte mich auf einen der Barhocker. Hugh erschien in meinem Blickfeld mit einer Tüte voller belegter Brötchen und zwei Coffe-To-go Bechern. Sofort roch es nach heißem Kaffe und frischen Brötchen, was mir das Wasser im Mund zusammen laufen ließ. Seufzend ließ sich Hugh neben mir fallen und riss die Brötchentüte auf. Ich schnappte mir einen Kaffebecher und trank direkt einen Schluck. Dass ich mir die Zunge verbrannte störte mich nicht, denn der Schmerz hörte sofort wieder auf, als mein Körper heilte.
Nachdem Hugh sich zwei Brötchen und 3 Spiegeleier auf den Teller getan hatte, fing ich ebenfalls an, zu essen.
Während wir schweigend und Frühstück verdrückten, dachte ich wieder über Leah nach. Was machte sie gerade? War sie überhaupt schon wach? Ging es ihr gut? Aber die Frage, die mir am meisten unter den Nägeln brannte, war, wieso, zu Hölle, ich mich das ganze fragte.
Klar, hatte auch ich schonmal für eine Frau geschwärmt, aber normalerweise hatte ich meine Gefühle und Gedanken unter Kontrolle. Nur das hier war anders. Ich war sicher nicht in sie verliebt, aber etwas zog mich zu ihr, etwas, dass ich nicht kannte und das war nicht gut. Denn wenn ich die Kontrolle verlor, konnte es für alle in meiner Umgebung gefährlich werden.
Hugh riss mich aus meinen Gedanken, indem er meinen Teller, den ich kaum angerührt hatte, zu sich zog. Empört verteidigte ich mich, indem ich ihn so hart auf gegen den Arm boxte, dass er samt Stuhl auf den Boden fiel und dabei seinen leeren Teller mitriss. Es klirrte laut, als der Teller zerbrach und ein dumpfes Geräusch entstand, als Hugh knapp neben den Scherben auftraf.
Fluchend rappelte er sich hoch und durchbohrte mich mit einem bösen Blick. Schulterzuckend stocherte ich in meinem Essen rum, fing aber nun endlich an zu essen. Ich grinste, als ich, mein Frühstück kauend, Hugh dabei zusah, wie er die Scherben aufräumte, die Essensreste wegwischte und den Stuhl wieder hinstellte.
Als er mit aufräumen und ich mit essen fertig war, stellten wir das übrig gebliebene Geschirr in die Spülmaschine und die Becher, sowie die Tüte, schmissen wir in den Müll.
"Was sollen wir machen?", fragte er mich.
Meine Antwort war simpel: "Trainieren"
Ich musste unbedingt meine Gedanken sortieren und das konnte ich am besten beim Training. Die scharfen Klingen und die Feuerkraft der Gewehre beruhigten meinen Verstand und ließen mich klarer denken.
"Find ich gut. Ähm, ich weiß, dass du Trainingsklamotten in der Basis hast, aber willst du wirklich so raus gehen?" Mit einem kritischen Blick beäugte er mein Outfit.
Ich blickte an mir herunter und seufzte. Ich hatte die gleiche Kleidung wie gestern an. Diese waren immer noch blutverkrustet, was nur dazu führte, dass ich weiterhin an Leah und diese mysteriöse Anziehung denken musste.
"Ich geh mich umziehen. Und hör bitte auf, das Haupthaus basis zu nennen."
Das Haupthaus, oder Basis, wie Hugh es nannte, war der zentrale Punkt unseres Orderns. Hier konnten alle Mitglieder wohnen, es gab genug Plätze für Gäste aus unterschiedlichen Ländern, die komplette untere Etage war ein riesiger Trainingsraum, wo es alles gab, um jegliche Kampfsportart zu trainieren; Ebenso im Garten. Wir hatten eine eigene Krankenstation, sowie ein Labor, wo die Tabletten gelagert wurden, eine Bibliothek, ein eigenes Museum, dass von den Ordensmitgliedern gefüllt wurde, die vor uns kamen, und noch so viel mehr, dass man ein ganzes menschliches Leben damit verbringen könnte, das Haupthaus zu erkunden.
Nachdem ich mir eine kurze Trainingsshorts und ein sauberes t-Shirt angezogen hatte, stand ich Startbereit neben Hugh, welcher bereits im Flur wartete und konnte gar nicht schnell genug anfangen, auf etwas mit meinem Dolch einzuschlagen. Ich musste meine Gedanken unbedingt von Leah ablenken.
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Die Chroniken der verborgenen Jäger
FantasyAls Elijah und Hugh blutüberströmt vor Leah stehen, ahnt keiner von ihnen, dass sie eine große Rolle in deren Welt spielt. Denn erst als sie erfahren, dass Leah und Elijah ein besonderes Band verbindet, erkennen sie, dass es Mächte gibt, die gegen d...