Elijah

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Nervös trommelte ich auf der Tischplatte rum. Es war gleich zehn Uhr und der Club würde öffnen. Die letzten Soundchecks wurden gemacht, immer wieder hörte ich, wie die DJ's Teile bekannter Lieder spielten, welche kurz verstummten, man hörte Menschen laut Anweisungen geben, dann wurde das gleiche Lied nochmal gespielt. So ging das jeden Abend. Aber nie war ich so nervös, wie heute. Meine Angestellten würden den Laden schmeißen, wie immer, aber heute würde ich Leah wiedersehen.

Die Musik spielte nun ohne Unterbrechung und ich hörte die üblichen Geräusche einer beginnenden Party. Ich sah aus den großen Fenstern meines Büros direkt auf die Tanzfläche. Dort befanden sich tatsächlich die ersten Menschen. Ich trommelte schneller mit meinen Fingern.

Es klopfte an der Tür. Das konnte nur heißen, dass sie da war. Ich schlug mit der flachen Hand auf den Tisch; wieso war ich so nervös?

Ich stand auf und ging zur Tür, immer wieder fuhr ich mit meinen Fingern durch meine Haare. Vor der Tür hielt ich inne. Sollte ich wirklich?

Bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, umfasste ich die Türklinke und riss die Tür auf.

Und da stand sie: Neben einem meiner Türsteher sah sie noch kleiner aus als ich sie in Erinnerung hatte, sie hatte ein Crop-Top an, was an ihr um Meilen besser aussah als an den tausenden Frauen, die ich täglich in meinem Club sah. Und auch ihre High-Waist-Jeans stand ihr perfekt.

Endlich traute ich mich, ihr in ihre wunderschönen grauen Augen zu sehen. Auch sie blickte direkt in Meine. So standen wir mehrere Sekunden, bis der Mann neben ihr sich räusperte und dann anfing zu sprechen: "Ehm, sie hat das Zeichen an ihrem Armband."

Ich nickte ihm zu und er verschwand die Treppe nach unten in der Menschenmenge. Sie betrachtete das Armband, versuchte, das zu erkennen, von dem der Türsteher gesprochen hatte. Ich trat einen Schritt auf sie zu und streckte meine Hand aus, wartete, bis sie mir zögerlich ihre Hand entgegen streckte. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich Skepsis ab, die sie erfolglos versuchte, zu überspielen; ich konnte ihr aufgeregtes Herz schlagen hören. Als ihre Haut meine berührte, schlug auch mein Herz schneller. Ich zeigte ihr das Zeichen, was ich darauf gemalt hatte. Sie zuckte nur die Schultern und zog ihre Hand weg. Ich ließ die Luft raus, von der ich gar nicht bemerkt hatte, dass ich sie angehalten hatte. Ich brachte wieder etwas Abstand zwischen uns. Seit wann war es hier so warm?

"Komm rein, dann kann ich dir einiges erklären.", sagte ich heiser und lief in mein Büro. Sie blieb an der Türschwelle stehen: "Nicht, dass du mir noch was antust", sagte sie mit einem grinsen. Ich drehte mich zu ihr und grinste sie ebenfalls an: "Du hättest mich sterben lassen können. Ich würde sagen, lass es drauf ankommen."

Sofort wurden wir wieder ernst, da wir beide definitiv zu nervös waren, um herumzublödeln.

Ich lehnte mich an meinen Schreibtisch, sie blieb ein paar Schritte vor mir stehen. Nachdem ich mich geräuspert hatte, fragte ich sie: "Also, was willst du wissen?" Ich wusste, das war ziemlich unsensibel und wahrscheinlich sollte ich anfangen, ihr einiges zu erklären. Als ich also gerade damit anfangen wollte, kam sie mir zuvor: "Also", bemühte sie sich um eine sichere Stimme, "meine erste Frage: Wieso hast du mich nicht einfach normal eingeladen, sondern in Form eines Armbands?". Sie hob ihren Arm hoch, sodass ich das besagte Armband sah und verschränkte dann die Arme.

"Wenn man Menschen auf diese Weise einläd, weckt das mehr Interesse und die Chance, dass sie wirklich kommen, ist höher. Hat bei dir ja auch geklappt." Das beantwortete zwar ihre Frage, jedoch runzelte sie die Stirn; Versuchte vermutlich gerade, herauszufinden, welche Art Mensch ich war. Sie schien aus mir nicht schlau zu werden, da sie ihre zweite Frage stellte: "Und wieso hat dein Freund dich angeschossen?" Ich entschied mich, ihr doch ausführlicher zu antworten, schließlich wusste ich nicht, welche Art Verbindung wir hatten und wollte das unbedingt herausfinden. Ich holte tief Luft und fing an: "Das hat einen ziemlich harmlosen Grund. Wir haben verstecken gespielt. Auf unsere Weise, also mit Waffen. Einer versteckt sich, der andere muss ihn suchen, jedoch ist es uns erlaubt, den anderen mit allen Möglichen Mitteln außer Gefecht zu setzen. Die Waffen haben wir von der Organisation, der wir angehören. Das ist zwar etwas komplizierter, aber im Grunde genommen sind wir Menschen, die ziemlich gut in Kampfstilen trainiert sind und alle möglichen Arten von Aufträgen annehmen. Damit wir dabei nicht direkt draufgehen, nehmen wir Tabletten. Menschen außerhalb unserer Organisation ist es verboten, sie zu nehmen. Es gibt auch nur eine Hand voll Leute, die das Rezept kennen, welche alle zu uns gehören. So gelangt es nicht an die Öffentlichkeit. Das was du gesehen hast, war ein Unfall. Wir müssen die Tabletten regelmäßig nehmen, damit sie ihre Wirkung nicht verlieren. Gerade wenn man sie erst seit 17 Jahren nimmt, wie ich. Da ich vor unserem Spiel keine genommen hatte, konnte ich nicht schnell genug heilen. Denn das ist eine der Wirkungen. Wir heilen innerhalb von Sekunden." Während ich geredet hatte, hatte Leah nichts gesagt, sie stand nur da und hörte zu. Als ich fertig war nickte sie: "Hört sich irgendwie logisch an."

Logisch? Ich hatte mit jeder Reaktion gerechnet, aber nicht damit, dass sie mir sagte, dass sie es logisch fand. "Also das mit dem schwarzen Blut liegt also auch an den Tabletten?", schlussfolgerte sie. "Ja, das Blut, die Haare, die Augen werden schwarz, die Haut bleicht aus. Zumindest bei den meisten. Bei manchen ist es stärker zu sehen als bei anderen. Bei mir ist es extrem, da ich sehr früh angefangen habe, die Tabletten zu nehmen. Mit sieben Jahren um genau zu sein." , sagte ich und fuhr mir demonstrativ durch meine rabenschwarzen Haare.

"Ich glaube, ich brauche was zu trinken.", sagte Leah plötzlich, "Auch wenn das ganze aus irgend einem Grund für mich logisch klingt, als wüsste ich schon immer, dass es irgendwelche Organisationen von Tablettenabhängigen gibt, welche aus Spaß aufeinander schießen." Grinsend reichte ich ihr eine Flasche Whiskey, welche ich aus einer Schreibtischschublade geholt hatte; So hatte ich es noch nicht betrachtet. Sie schraubte die Flasche auf und nahm einen großen Schluck. Sie hielt die Flasche in der Hand, während sie weiter sprach: "Und wieso wolltest du dich nochmal mit mir treffen? Du hättest mich einfach weiter im Dunkeln lassen können. Oder hattest du Angst, ich verrate euch an die Behörden?" Ich lachte kurz auf. "Nein, die Behörden interessieren sich nicht für uns, in dem Sinne, dass sie uns einsperren wollen. Im Gegenteil, sämtliche Behörden heuern uns sogar von Zeit zu Zeit an. Und das nicht nur hier. In jedem Land. Vor sehr langer Zeit wurde ein Pakt geschlossen, wir helfen ihnen, im Gegenzug sind wir von allen Gesetzen befreit. Wir können machen, was wir wollen." Ich erwartete, Leahs Herz schneller schlagen zu hören, ihre Angst zu riechen, aber da war gar nichts. Sie nahm es einfach so hin. "Du hast meine erste Frage nicht beantwortet", bemerkte sie. Ich ging auf sie zu. Sie wich nicht zurück. Wir standen nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ich nahm ihr die Whiskey-Flasche aus der Hand und stellte sie auf den Boden. Nachdem ich mich zu ihr runter gebeugt hatte, sagte ich leise: "Wir beide haben eine Verbindung und das spürst du auch, sonst würdest du nicht hier stehen." Ihr Atem stockte, dann senkte sie den kopf und flüsterte: "Ja, ich spüre es auch."

Die Chroniken der verborgenen JägerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt