Beiläufig bemerkte ich, wie Leah immer wider zu uns sah und sich dabei mit Isa unterhielt. Zwischendurch schnappte ich Gesprächsfetzen auf, musste mich aber mehr darauf konzentrieren, nicht von Hugh zerstückelt zu werden. Nachdem wir das Training ein paar Minuten später beendeten, befestigte ich meinen Dolch an meinen Stiefeln und ging mit Hugh zu Isa und Leah. Isa strahlte uns wie immer an, aber Leah sah skeptisch zwischen mir und Isa hin und her. Ich sah Isa an und hob eine Augenbraue. Was hatte sie ihr erzählt? Ich setzte mich neben Leah und Hugh setzte sich neben Isa. Unbewusst rückte Leah näher an mich heran und ich musste kurz grinsen, woraufhin sie mich fragend ansah.
Ich winkte ab und wollte gerade dazu ansetzen, etwas zu erwidern, als ich Geräusche hörte. Schritte und ein Klacken, das beim Laden von Waffen entstand. Die Geräuschen kamen nur dumpf und leise durch die dicken Backsteinmauern, aber ich war mir sicher, mich nicht getäuscht zu haben. Ich sah zu Hugh und Isa und auch sie bestätigten mir mit einem Nicken, dass sie sie ebenfalls gehört hatten. Sofort schrillten bei mir alle Alarmglocken und ich stand wortlos auf und bedeutete Leah, mitzukommen. Sie verstand nicht, aber ich zerrte sie einfach mit mir. Als sie protestieren wollte, hielt ich ihr den Mund zu. "Draußen ist jemand. Du bleibst hier", raunte ich und schob sie in den Raum, der der Tribüne am nächsten war. Es war eine von vielen Waffenkammern und ich hoffte, dass sie nicht auf dumme Ideen kam und sich unabsichtlich mit einer der Waffen verletzte. "Bleib hier! Und halt die Tür verschlossen!", machte ich ihr noch einmal deutlich und schloss die Tür, bevor sie noch etwas sagen konnte. Ich hörte Leahs genervtes Schnauben, bevor ich mich umdrehte und auf dem Weg zurück zu Isa und Hugh noch ein paar Waffen mitnahm. Die Beiden standen vor der Tribüne, zu der Richtung gedreht, aus der wir die Geräusche gehört hatten. Ich gab ihnen jeweils eine der Waffen, welche sie sofort durch luden und sich bereit machten, zu kämpfen. Meine Sinne waren zum Zerreißen gespannt, doch meine Atmung, mein Körper waren dank des jahrelangen Trainings komplett ruhig. So warteten wir, doch nichts geschah. Ich wollte mich gerade wieder entspannen, als wir ein weiteres Klicken hörten. Dieses war noch leiser als das zuvor. Wir schauten uns an.
Und dann ging die Welt in Flammen auf. Ich konnte nichts mehr hören, hatte nur noch einen monotonen Pfeifton in einen Ohren von der lauten Explosion. Ich sah nichts mehr außer Flammen und Rauch. Ich wurde von einer Druckwelle nach hinten geschleudert und blieb hustend auf dem Boden liegen. Ich spürte, wie der Aufprall mir meinen linken Oberarm und ein paar Rippen brach und war froh, als der Schmerz nach wenigen Sekunden abebbte und mein Körper die Verletzungen heilte. Wo waren Isa und Hugh? Ich stand auf und da noch immer alles voller Rauch war, tastete ich mich voran. Der Rauch brannte in meinen Augen und die heiße Luft in meinen Atemwegen. Nach ein paar Meter war ich an der Tribüne und tastete mir den Weg an ihr entlang. Das Brennen in meiner Lunge wurde schlimmer, also hielt ich mir den Stoff meines T-Shirts vor Nase und Mund, um zumindest nicht ganz so viel Rauch einzuatmen. Nach ein paar weiteren Metern sah ich eine Silhouette im Rauch und stieß mit jemanden zusammen. Automatisch ging ich in Angriffsstellung und wollte schon zuschlagen, als mir klar wurde, dass es genau so gut Hugh oder Isa sein konnten. Für Hugh war die Person aber definitiv zu zierlich und für Isa zu klein. "Elijah?", hörte ich ihre Stimme und mein Herz setzte einen Schlag aus. "Leah, was machst du hier?! Ich habe dir gesagt, du sollst in dem Raum bleiben!", fuhr ich sie an, schloss sie aber kurz darauf in eine Umarmung. Ich war einfach nur froh, dass ihr nichts passiert war. Mit dieser Reaktion schien sie nicht gerechnet zu haben, denn nur zögerlich legte auch sie ihre Arme um mich. "Wir müssen Isa und Hugh finden.", sagte ich nach wenigen Sekunden und löste mich wieder von ihr. "Wir sind hier!", hörte ich Hughs Stimme plötzlich neben mir und dann sah ich sie. Auch sie schienen weitesgehend unverletzt zu sein, hatten jedoch, wie ich, ihre Waffen verloren. "Wer war das?", fragte Isa und eine tiefe Männerstimme antwortete ihr: "Wir." Sofort machten wir uns wieder kampfbereit, lösten unsere Dolche aus deren Halterung und ich schob Leah hinter meinen Rücken. Der Rauch hatte sich etwas gelichtet, sodass ich jetzt sieben Männer sehen konnte, die am anderen Ende der Halle standen. Die Wand hinter ihnen wurde von der Explosion zerstört und auch sonst lagen überall in der Halle Schutt und Waffen verstreut, an manchen Stellen brannte es noch. "Was wollt ihr?", sagte ich mit fester Stimme und verstärkte den Griff um meinen Dolch. "Euren Tod.", knurrte der Mann wieder und ging auf uns los. Mit ihm setzten sich auch die anderen Sechs in Bewegung und richteten ihre Waffen auf uns. Ich schubste Leah unsanft weiter hinter die Tribüne , doch als der Mann Leah sah, hob er die Hand und befahl seinen Männern damit, nicht zu schießen. Er musterte sie einige Sekunden lang, bevor sich sein Blick verdunkelte. "Verräterin!", schrie er Leah an. Ich drehte meinen Kopf zu ihr, doch sie schien nicht zu wissen, wovon er redete, denn sie sah ihn nur ängstlich an. Dann musterte der Mann mich. Er legte den Kopf schief und lachte trocken. "Dann musst du Elijah sein. Rührende Geschichte, wirklich. Tötet sie alle!", meinte er und sofort eröffneten seine Männer das Feuer. Während ich den Kugeln auswich und hoffte, dass weder Hugh, noch Isa oder Leah etwas zustieß, arbeitete ich mich auf die Männer zu. Isa und Hugh folgten meinem Beispiel und bald war ich bei dem Mann, der als einziger geredet hatte, angekommen. Ich entwaffnete ihn, woraufhin er mir mit voller Kraft in den Bauch tritt. Wir kämpften solange, bis ich es schaffte, die Oberhand zu gewinnen und ihm mit meinem Dolch die Kehle durchschnitt. Dann nahm ich mir den nächsten vor und nach kurzer Zeit hatten Hugh, Isa und ich es geschafft, alle Männer kampfunfähig zu machen. Zögernd kam Leah hinter der Tribüne hervor und auf uns zu. Ich ging ebenfalls auf sie zu und zog sie auf halbem Weg wieder in eine Umarmung. Ich wollte nicht, dass sie die Leichen sah. Also schob ich sie, diesmal sanfter, in Richtung Krankenzimmer. Über die Schulter sah ich zu Hugh und Isa, welche mir zunickten und damit anfingen, die Leichen zu beseitigen. Woher wusste der Mann von unserer Geschichte und wieso hatte er Leah eine Verräterin genannt?
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Die Chroniken der verborgenen Jäger
FantasíaAls Elijah und Hugh blutüberströmt vor Leah stehen, ahnt keiner von ihnen, dass sie eine große Rolle in deren Welt spielt. Denn erst als sie erfahren, dass Leah und Elijah ein besonderes Band verbindet, erkennen sie, dass es Mächte gibt, die gegen d...