chapter 6

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Ich zünde meine Zigarette an und schiebe das Rad neben mir her. Ich bleibe bei der roten Ampel stehen und nehme einen kräftigen Zug. Sollte jemals rauskommen, dass die Beziehung zwischen Adam und mir nur fake ist, wird es Probleme geben. Vor allem, da Leon gesagt hat, dass er Adam schon mal geküsst hat. Was ist, wenn er mehr als nur meinen Bruder geküsst hat? Das braucht nur einer ausplaudern und dann ist die ganze Sache aufgeflogen. 

Ich lasse meinen Kopf in den Nacken fallen und seufze genervt. Wann wäre überhaupt der perfekte Zeitpunkt, um mit Adam Schluss zu machen? Gibt es den überhaupt? Oder bin ich in dieser Beziehung, bis einer von uns von der Schule geht? 

Die Ampel schaltet auf grün und ich schiebe mein Rad zur gegenüberliegenden Straßenseite. Ich nehme den letzten Zug meiner Zigarette und werfe den Rest auf den Boden, ohne zu schauen, wo sie landet. Ich biege in die Einfahrt des Hauses meiner Grams ein und stelle das Rad neben die Haustüre.  "Hey, Grams!", rufe ich durch das Haus, woraufhin sie antwortet, sie sei in der Küche.

"Wie geht es dir, Schätzchen?", fragt sie mich, als ich mich neben sie stelle. "Ganz gut. Was gibt es denn zu essen?", frage ich und sie zeigt wortlos auf den Herd, auf dem ich Schnitzel sehe. Ich nicke und setze mich zum Tisch, nehme das Handy aus der Hosentasche und warte, bis sie mir das Essen bringt. 

"Liv", sagt Grams und stupst meinen Ellenbogen an. Ich schaue sie erwartungsvoll an und sie zeigt auf den Teller vor mir. Ich lege mein Handy zur Seite und fange an zu essen.

-

"Ugh, Leon!", schreie ich, als er mich mit Sand vollschüttet. "Du bist unglaublich!" Leon lacht mich allerdings nur aus und fotografiert mich dabei, wie ich versuche den Sand aus meinem Mund zu bekommen. "Das ist genial", stellt er fest und packt sein Handy weg. "Das poste ich später" Ich werfe ihm einen genervten Blick zu und überdrehe meine Augen. "Die Rache kommt noch", drohe ich ihm. 

Leon und ich sind alleine auf den Strand gefahren, um Quality-time miteinander zu verbringen. Wir wollten nicht in die Stadt fahren, weswegen wir beschlossen haben, dass wir auf den Strand gehen. Von Levi, Liam, Sarah und Cole haben wir nichts gehört, worüber wir nicht böse sind, denn wir wollen zu zweit Zeit verbringen und nichts mit den anderen machen. Deswegen hoffen wir auch, dass sie uns nicht fragen, wo wir sind. 

"Wenn das nicht Leon und seine Neue sind", sagt jemand, der hinter mir steht. "Sammy, das ist immer noch meine kleine Schwester", sagt Leon. "Hey, Sammy", begrüße ich ihn. "Hey, wie auch immer dein Name ist", lächelt er zurück. "Liv", sage ich und strecke meine Hand nach ihm aus, um mich richtig vorzustellen. "Interessiert mich nicht", erwidert er, schüttelt aber meine Hand. Ich zucke mit den Schultern und bin mit einem Haargummi, das auf meinem Handgelenk war, meine Hare zusammen. 

"Was willst du?", fragt Leon genervt. "Ich wollte Hallo sagen, wie es gute Freunde eben tun", sagt Sammy, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. "Na dann, hallo. Du kannst wieder gehen", sagt mein Bruder und seufzt genervt, als er sieht, dass Sammy noch immer da ist. "Setz dich doch zu uns", schlage ich vor. "Ersthaft, Liv?", fragt Leon genervt und sieht dabei zu, wie sich Sammy auf meine Handtuch niederlässt. "Das hat ja noch gefehlt", murmelt Leon. 

"Also, was wollen wir machen?", frage ich, um die kurze Stille zu unterbrechen. "Ich habe keine Ahnung", sagt Sammy. "Aber ich brauche eine Zigarette", sagt Leon und ich werfe ihm genervt eine Packung zu, nachdem ich mir selbst eine genommen habe. "Langsam solltest du dir echt eine eigene Packung zulegen, Leon", stelle ich fest. 

"Ich hätte von euch nicht gedacht, dass ihr raucht", sagt Sammy geschockt, wobei es mir nicht klar ist, ob er wirklich geschockt ist oder es nur vorspielt. "Sehen wir etwa wie ein Good Girl und ein Good Boy aus? Wenn ja, dann sollten wir etwas daran ändern, Liv", sagt Leon. Sammy grinst und schüttelt den Kopf. "Eigentlich nicht, aber eure Brüder und eure Freunde sind Good Boys. Sie sehen war wie die typischen Bad Boys aus, aber sie sind so erbärmlich good. Es ist peinlich mit anschauen zu müssen, wie aus deinem ehemaligen besten Freund so ein Lappen wird.", sage Sammy genervt. 

"Tja? Was kann ich sagen, diesen Effekt hat Levi auf alle. Cole und Sarah waren so anders anfangs, ich weiß nicht, wie Levi es geschafft hat, sie zu so etwas zu ändern, aber damit muss man leben, Sammy. Wir können es nicht rückgängig machen", erwidert Leon und nimmt einen Zug seiner Zigarette. "Du klingst nicht so, als würdest du diese Veränderung genießen", stelle ich fest. "Sie sind langweilig geworden. Es macht keinen Spaß mehr, etwas mit ihnen zu machen", sagt er und schaut in die Richtung des Ozeans. 

Ich werfe mich auf mein Bett und mache meine Hosenknöpfe auf. Ist Levi wirklich so manipulativen, dass er Cole und Sarah so stark verändert hat? Levi wollte schon immer das Gute aus den Menschen rausholen, es würde mich nicht wundern, wenn er versuchen würde, die alte Liv aus mir rauszuholen. Ich war damals so zerbrechlich und schwach, ich wusste nie, was ich ohne meine Brüder machen soll. Aber dann gingen sie und ich war plötzlich auf mich alleine gestellt und ich habe mich weiterentwickelt, bin zu der Person geworden, die ich heute bin, und bin nicht ein kleines Bisschen sauer deswegen, weil ich mich selbst gefunden habe. Würde Levi zu mir kommen und versuchen, die Liv, die er noch kennt, aus mir rauszuholen, wird er keinen Erfolg haben. Dieser Teil von mir liegt tief vergraben und kann nicht mehr befreit werden - wenn man es überhaupt befreien nennen kann. 

Ich nehme mein Handy in die Hand und schaue meine Nachrichten an. 

[Instagram] @leoneg hat dich in seiner/ihrer Story markiert 

Ich sehe mir das Bild an und muss bei dem Anblick lachen. Die Sonne steht tief, weswegen das ganze Bild in einen Orangenen getaucht ist. Ich lache Leon - beziehungsweise die Kamera - an und halte meine Haare hoch, um sie auszuschütteln und den Sand loszuwerden. Es ist ein schönes Bild, weswegen ich es screenshotte und daraufhin so bearbeite, dass es in meinen Instagramfeed passt. 

Ich lade das Bild hoch und markiere meinen Bruder, ich schreibe in die Caption "sunny beach" und füge eine Sonne dahinter ein. 

Ich sehe mich meine weiteren Nachrichten an und sehe zehn Snaps, die von meinen Freunden in Phoenix oder von Sarah kommen. 

[iMessage] Sarah: wo bist du?

[iMessage] Sarah: bist du mit Leon? der ist auch nicht da

[iMessage] Sarah: Deine Brüder machen sich Sorgen um dich, sie waren bei Grams, aber sie sagt, du wärst vor Stunden gegangen

Ich überdrehe meine Augen und werfe mein Handy neben mich. Ich kann doch selbst auf mich aufpassen, weswegen ich nicht verstehe, warum meine Brüder und Sarah so ein Drama darum machen. 

Ich höre eine neue Benachrichtigung und drehe mich zur Seite, damit ich mein Handy sehen kann.

[iMessage] Sarah: Oh, du warst mit Leon

[iMessage] Sarah: Ich hoffe, ihr hattet eine schöne Zeit

Ich lege ohne zu antworten das Handy wieder weg und fange an, meine Haare mit einem trockenen Handtuch trocken zu drücken. 

Ich höre, wie die Dusche ausgeschalten wird, was heißt, dass ich mir gleich meine Haarprodukte aus dem Badezimmer holen kann. Ich warte, bis die Tür aufgemacht wird und trete ein. Ich drehe mich direkt zu dem Wandschrank und spüre nur die Arme, die um mich gelegt werden.

"Na? Liv?", flüstert mir Sammy ins Ohr. Sein noch nasser Oberkörper drückt sich gegen meinen Rücken. Ich lege meinen Kopf in den Nacken zurück und spüre safte Küsse auf meinem Hals.

LIVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt