Prolog

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Das Mädchen rannte so schnell sie konnte. Der Kies knirschte unter ihren Füßen und sie wäre beinahe ausgerutscht, doch im letzten Moment fing sie sich wieder und sprintete weiter. Sie war schneller als ein normaler Mensch, doch ihre Verfolger waren mindestens genauso schnell. Der Kies hatte ihre Füße an einigen Stellen aufgeschnitten was furchtbar schmerzte. Sandalen waren nun mal einfach nicht die richtigen Schuhe um über die messerscharfen, kleinen Steinchen im Tartaros zu laufen. Endlich hatte sie ihr Ziel erreicht: Eine prächtige Halle aus weißen Marmor, die Akropolis des Hades. Der Erbauer dieser Festung hatte sehr auf die Details geschaut. Die Säulen waren mit feinen, aus Stein gehauenen Blumenranken verziert, die sich vom Boden bis hinauf zur Decke fein im Kreis herum wanden. Im Inneren des Gebäudes befand sich ein überwältigend schöner Garten, in welchem die Blumen so natürlich und richtig wirkten wie auf einer Wiese. Bei genauerem Betrachten konnte sie die kunstvoll verschlungenen Muster auf den Blütenblättern erkennen. Sie sahen aus als wäre jeder einzelne, filigrane Strich mit der Hand auf das Blatt gemalt worden. Dieser wunderschöne Anblick wurde jedoch von Phlegethon, dem Fluss des Feuers zerstört, der die Akropolis wie ein gewaltiger, brennender Zaun umgab und jeden der versuchte in das Innere des Gartens einzudringen gewaltsam mit sich riss. Ihr war jedoch klar, dass dieser Weg der einzige war über den sie entwischen konnte. Sie musste in das Zentrum des ,,Käfigs'' getarnt als wundervoller Garten, in welchem Hades Persephone nun schon so lange festhielt, dort war ein Portal. Zumindest hatte Tantalos ihr diesen Tipp gegeben. Ob man ihm trauen konnte wusste sie zwar nicht so genau, aber das war die einzige Chance die ihr geblieben war und so hatte sie einen passenden Moment abgewartet um zu entwischen und hier her zu laufen. Bei ihrem letzten Fluchtversuch war sie schon nach ein paar Metern Zerberus in die Arme gelaufen, was die Sache nicht leichter machte, denn nun wurden die Wächter, die sie bewachen sollten, noch verstärkt. Hinter sich hörte sie die Schritte ihrer Verfolger näher kommen, sie hatte nicht mehr viel Zeit. Wie Tantalos es ihr erklärt hatte konzentrierte sie sich darauf den Fluss zu ,,teilen''. Zu ihrer Erleichterung brauchte sie nur einen Versuch um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Sie eilte über den schmalen, schlammigen Streifen der eben noch der Phlegethon war auf den Eingang ihrer letzten Hoffnung zu. Die Treppenstufe sah sie einen Sekundenbruchteil zu spät. Als sie mit dem Kopf auf die Stufen aufschlug knackste es und alles um sie herum schien sich zu drehen. Mit letzter Kraft richtete sie sich auf und stolperte zu dem hell aufleuchtenden Portal. Einen Moment später war sie in dem hellen Lichtblitz verschwunden.

Das Amulett der Götter (abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt