Eine kräftige Morgenröte breitet sich langsam im Osten über den Berggipfeln aus. Langsam klettert auch die Sonne den Berg hinauf. Ein heller runder Bogen ist schon von ihr zu sehen. Kurz beobachte ich dieses Schauspiel bis ich mich wieder meiner Arbeit zuwende. Eine Kartoffel nach der anderen verliert in meinen Händen ihre schützende Schale. Zu meiner Rechten und zu meiner Linken steht jeweils ein Eimer, beide füllen sich stetig – der eine mit lecker duftenden gekochten Kartoffeln und der andere mit Abfällen.
Ein Ende ist nicht in Sicht, auch wenn die Vorräte langsam zur Neige gehen und jetzt schon mit allen Mitteln versucht sie aufzufüllen. In der knappen Woche, in denen ich schon hier bin, habe ich gerade einmal ein einziges Mal erlebt wie ein Transporter Nahrungsmittel und eine Kiste voll Munition angeliefert hat. Als dieser wieder weg war, habe ich erfahren, dass er mit einem weiteren Laster unterwegs gewesen war, der sein Ziel allerdings nie erreicht hat.
Doch das sollte nicht heißen, dass die Männer hier hungern, auch wenn die Versorgungswege zu ihren Verbündeten abgeschnitten sind. Es sind einige gute Jäger unter ihnen und ein paar von diesen wagen es immer wieder in die Wälder um das Lager zu gehen um dort Wild zu erlegen. Die anderen behaupten immer noch felsenfest, dass sie sich nicht fürchteten in den Wald zu gehen, sondern schlichtweg nicht so dumm wären um zu riskieren noch mehr wie denen zu begegnen, die an dem Überfall beteiligt waren und sich noch im Gebüsch um das Lager verstecken könnten.
Auch Colonel Wayland scheint in Betracht zu ziehen, dass sich noch mehr Feinde um das Camp aufhalten könnten. Der Gedanke, dass womöglich ein weiterer Angriff zu befürchten ist, scheint ihm überhaupt nicht zu gefallen. Besonders, weil er beim ersten Mal so überraschend gekommen ist und die Einheit meines Bruders zudem noch ungesehen an den Wachen vorbei gekommen war. Das würde mir auch zu Denken geben an seiner Stelle. Doch selbst jetzt, als er die Wachleute beinahe verdoppelt hat, entdecke ich immer wieder Stellen die vollkommen unbewacht sind. Wüsste ich nicht, dass kein weiterer Überfall zu befürchten ist, hätte ich auf einem dieser Wege längst das Lager verlassen. Ein weiteres Mal würde ich mich nicht ungeschützt mitten in einem Gefecht aufhalten. So viel steht für mich fest.
Doch selbst jetzt, da ich mich mehr oder weniger frei auf dem Gelände bewegen darf, würde mein Fehlen auffallen. Zwar werde ich von niemandem überwacht, aber sobald ich an einen Ort komme, an dem sich auch andere aufhalten, werde ich von ihren Blicken verfolgt. Nur morgens habe ich ein wenig Zeit für mich, wenn ich bei der mir zugeteilten Arbeit in der Küche draußen Kartoffelbrei zubereiten muss, während das Camp noch schläft. Erst jetzt, kurz nach Sonnenaufgang beginnt sich allmählich etwas zwischen den Zelten zu regen. Lange würde es nicht mehr dauern bis das Lager beinahe schlagartig zum Leben erwacht.
Dunkle Schatten huschen schon zwischen den Zelten hin und her. Einer von ihnen schleicht sich von mir beinahe unbemerkt an mich heran. Ich erschrecke ein wenig, als eine weitere Hand nach dem schrumpfenden Berg Kartoffeln auf dem Tisch vor mir greift.
"I'm sorry.", meinen wir beide beinahe synchron.
Ich sehe auf, direkt in das Gesicht des anderen, der mich etwas verunsichert anlächelt. Auch ich lächle ihn an, als ich erkenne, dass es James ist, allerdings mehr entschuldigend, als unsicher. Von Peinlichkeit berührt schießt mir eine leichte Röte ins Gesicht und es scheint mir, dass es ihm in diesem Moment genauso ergeht. Schnell wendet er seinen Blick ab und beginnt eine der Kartoffeln zu schälen.
Auch ich fahre mit meiner Arbeit fort und blicke immer wieder verstohlen zu ihm herüber, doch James Blick bleibt gesenkt. Ich beobachte wie er geschickt einen Erdapfel nach dem anderen von seiner Schale trennt und versuche schneller zu sein, als er. Denn es ist meine Aufgabe und er hat sicherlich andere Dinge, um die er sich gerade kümmern müsste. Wäre nicht diese peinlich berührte Stille zwischen uns, hätte ich mich vielleicht getraut ihm zu sagen, dass er mir nicht zu helfen brauche, aber mein Mund ist wie zugenäht.

DU LIEST GERADE
Changes (Arbeitstitel)
Fanfiction[Captain America - The First Avenger ff] Gelangweilt von diesen typischen Captain America ff's? In denen ein Mädchen gut mit Bucky und Steve befreundet ist und dann mit ihnen nach Europa in den Krieg zieht um dann von Hydra entführt, gequält, gefolt...