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"Wieso sind Sie sich so sicher, dass ich nicht lieber gehen möchte? Sie meinten doch ich könnte gehen wann auch immer ich möchte, oder etwa doch nicht?", fahre ich den immer noch ruhig auf dem Sofa mir gegenüber sitzenden Dr. Zola an. Das ist wohl ein weiterer Punkt mit dem er wohl nicht gerechnet hat, oder etwa doch? Würde er noch so selbstzufrieden grinsend da sitzen, wenn er nicht damit gerechnet hätte, dass ich sofort verschwinden würde, sobald er mir von dem Angriff auf das amerikanische Lager erzählt hat? Da fällt es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen: Er hat diesen Teil des Gesprächs genau vorhergesehen und sich bestimmt schon eine Strategie entworfen, wie er es schaffen kann mich dazu zu bringen ihm weiterhin zuzuhören.

"Natürlich steht es Ihnen auch weiterhin frei die Basis zu verlassen, aber ich bin mir sicher, dass es Sie brennend interessiert wie mein Plan weitergeht.", meint er ruhig, "Immerhin bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Sie sich für meine Forschung durchaus interessieren. Für mich hat es fast so geklungen als, hätten Sie in Ihrem tiefsten Innersten schon zugesagt. Warum also dieses Katz und Maus Spiel, dass Sie hier mit mir spielen?"

"Schon zugesagt?! Schon zugesagt?! Glauben Sie nicht, dass ich meine Meinung nicht noch einmal ändere nach allem was Sie mir nun erzählt haben?"

"Ich glaube, dass Sie nichts davon abbringen kann zu bekommen was Sie wollen und dass Sie ganz genau das möchten, was ich Ihnen anbiete."

"Das ist doch absurd!"

Mit hastigen Schritten eile ich auf die Tür zu, durch die ich hereingekommen bin. Die Absätze der neuen Schuhe klappern dabei wild auf dem Boden und ich rufe Zola in sarkastischem Ton noch nach: "Ich würde gern sagen, dass es mir eine Freude war mich mit Ihnen zu unterhalten, Dr. Zola. Aber nachdem Sie mir mehrfach dazu geraten haben nicht zu lügen, werde ich Ihren Rat berücksichtigen und genau das nicht tun."

In einer schnellen Bewegung reiße ich die schwere Tür auf und möchte hinaus preschen, kann aber noch rechtzeitig halt machen, bevor ich in eine schwarz gekleidete Person hinein gelaufen wäre, die mir plötzlich im Weg steht.

Ohne mich weiter um den Mann dort zu kümmern, mache ich kehrt und fahre sogleich den immer noch lächelnd da sitzenden Zola an: "Sie meinten, ich könnte gehen! Sieht das für Sie etwa danach aus? War das die ganze Zeit über ihr Plan? Ihr genialer Plan? Inzwischen sollten Sie doch mitbekommen haben, dass ich nicht tun werde was Sie von mir verlangen. Egal was Sie mir androhen... Sie, Sie..."

Doch bevor ich dazu komme ihm Beleidigungen an den Kopf zu werfen, meldet sich der andere Mann zu Wort: "Beruhige dich, Alex. Ich bin her gerufen worden und wollte gerade eben hereinkommen. Du solltest dich wohl besser entschuldigen."

Seine Stimme klingt nur allzu bekannt, doch ich brauche einen Moment um dies zu begreifen. Langsam, aus Angst ich könnte die Person hinter mir durch hastige Bewegungen verschrecken, drehe ich mich erneut um. Als ich schließlich erkenne, wer dort vor mir steht, stehe ich zunächst nur starr und mit offenem Mund da. Ich kann es nicht glauben; ich kann es einfach nicht glauben. Das ist unmöglich. Wie sehr er sich doch verändert hat seit ich ihn zuletzt gesehen habe. Beinahe hätte ich ihn nicht wiedererkannt.

Dann kommt er auf mich zu, breitet seine Arme aus und umarmt mich. Heiße Tränen beginnen meine Wangen hinunter zu rollen. Die ganze Zeit über muss ich an Marie denken, an all das Leid, das sie ertragen haben musste – Schmerzen, vor denen ich sie beschützen hätte sollen. Ich hätte sie aufhalten sollen zurück in dieses Haus zu laufen. Ich sichergehen sollen, dass wir nichts darin vergessen. Verdammt, ich hätte es sein sollen, die ihre Puppe Amalia aus dem Haus holt und ich hätte es auch sein müssen, die dabei von einer Bombe zerfetzt wird. Wie soll er mir das jemals verzeihen können? Wie?

Ich habe dabei versagt unsere kleine Schwester zu beschützen. Wie könnte mir irgendjemand verzeihen?

Viel zu schnell lässt er mich wieder los und die Mischung aus Schuld und Geborgenheit, die ich immer in der Gegenwart meines älteren Bruders verspüre verschwinden schlagartig. Nun kann er auch meine Tränen sehen, die er – wie sollte es auch anders sein – sofort bemerkt.

Changes (Arbeitstitel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt