2.4

90 5 1
                                    

Immer noch starre ich die graue Zeltwand an, höre immer noch den Wassertropfen zu, wie sie durch ein kleines Loch in der Decke, einer nach dem anderen mit einem Pling in einem Eimer aus Metall landen. Es hat schon lange aufgehört zu regnen, doch das Wasser hat sich in einer großen Pfütze auf dem wasserundurchlässigen Stoff des Zeltdachs gesammelt und hat nur diesen einen Weg gefunden von dort zu entfliehen.

Genauso wie das Regenwasser, sehe auch ich nur eine Möglichkeit aus meiner Zelle zu entkommen, doch diese hat mich laut prustend wieder hierher geschickt, nachdem sie wieder dazu fähig war vor Lachen die dafür nötigen Worte auszusprechen. Es ist ein vollkommenes Desaster gewesen. Ich habe alle meine Hoffnungen in diesen einen Mann, diesen Colonel Wayland gesetzt, nur um festzustellen, dass ich auf das falsche Pferd gewettet habe. Jetzt muss ich nur noch herausfinden wie hoch mein Einsatz gewesen ist um herauszufinden was ich tatsächlich verloren habe.

Doch ich kann nur Vermutungen anstellen, denn während ich mir hier meinen Kopf darüber zerbreche, könnte er schon lange Befehl aus Washington erhalten haben hier nur die Stellung zu halten oder er könnte sogar einen Angriff ohne mich planen und meine Chance den Handel mit Doktor Zola abzuschließen wäre ein für allemal vertan. Das darf unter keinen Umständen passieren. Doch wie soll ich den Colonel davon überzeugen den Plan des Doktors umzusetzen, ohne mit ihm zu sprechen?

Meine Gedanken drehen sich ständig im Kreis um diese eine Frage herum: Wie kann ich ihn dazu bringen mir zuzuhören? Immer wieder kommen mir neue Ideen, aber dann verwerfe ich sie wieder, weil ich sie niemals aus meiner Zelle heraus umsetzen könnte. So drehe ich wie meine Gedanken weiterhin meine Runden hinter den Gitterstäben, wie der Panther in seinem Käfig, und immer unter den strengen Augen einer meiner beiden Aufseher, die immer weiter ihr scheinbar endloses Kartenspiel spielen.

- - - - -

"Haben Sie noch weitere Ratschläge für mich?", will ich von Zola wissen.

Kurz überlegt er, bevor ein kleines Lächeln über seine Lippen huscht und die kleinen Augen hinter der Brille anfangen schelmisch zu blitzen.

"Ich bin mir sicher, dass es kein Problem für Sie sein wird, die Amerikaner zu einem Angriff zu überreden. Sie werden ohnehin schon seit Wochen, wenn nicht sogar schon seit Monaten an der Planung dafür arbeiten.", meint er dann, "Da werden Sie es sich um keinen Preis entgehen lassen, an die Informationen zu gelangen, die sie hoffen, dass Sie sie ihnen bieten können."

"Doch was ist, wenn man mir nicht glaubt?", frage ich darauf, "Es ist doch denkbar, dass sie glauben, dass es von Anfang an geplant war, ihnen falsche Informationen zukommen zu lassen."

Bevor er zu einer Antwort ansetzt, kratzt er sich am Kopf und für einen kurzen Augenblick kann ich durch seine Maske hindurchsehen und was ich erkenne, lässt mich innerlich erschaudern. Der Doktor weiß nicht was dann geschehen würde. So weit ist er mit seiner Planung noch nicht gekommen, wenn er überhaupt daran gedacht hat, dass dieser Fall eintreten könnte.

"Ähm. In diesem Fall natürlich...", stammelt Dr. Zola, doch er findet seine Fassung kurz darauf wieder und fährt in seinem üblichen Ton fort, "...sollten Sie sich selbstverständlich darum bemühen ihr Vertrauen zu gewinnen. Dabei wird Ihnen mein Plan natürlich auch behilflich sein."

"Inwiefern?"

"Nun, ich glaube, dass Sie an diesem Teil keinen so großen Gefallen finden werden."

- - - - -

"Could you just stop walkin' 'round like that? It's makin' me crazy.", seufzt einer meiner Wärter entnervt auf, nachdem er mich einige Zeit still schweigend dabei beobachtet hat, wie ich im Kreis laufe.

Changes (Arbeitstitel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt