Doppeltour

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Die Fahrt verlief ohne ein Wort, bis auf meine Anweisungen an den Fahrer erfüllte nur das Radio das Taxi. Ich kämmte mir das nasse Haar aus dem Gesicht und vergrub mich zitternd in meinen durchnässten Pullover.

"Ist dir kalt?" fragte Thomas leise und sah mich an.

"Etwas" gab ich zurück und sah direkt wieder weg. Er raschelte, ich blickte wieder zu ihm und sah wie er sich aus seiner Jacke schälte.

"Echt nett von dir aber ich brauche deine Jacke nicht. Wir sind gleich da" für einen Moment sah er mich verdutzt an, doch dann grinste er belustigt.

Der Wagen hielt quietschend an und ich zögerte keinen Moment und griff nach meinem Handy, zog aus der Hülle ein Paar Scheine raus und drückte sie Thomas in die Hand.

Nun war ich ihm was schuldig, hoffentlich gab er sich mit einem blöden Tee zufrieden. Ich warf die Tür auf und sprang in den Regen hinaus. Meine müden Beine schleppten mich mit letzter Kraft zur Wohnungstür. Gleich nach dem Einzug hatte Elsa mir einen Schlüssel vermacht, den ich nun hervorzog und ihn mit zitternden Händen in das Schloss prügelte.

Völlig außer Atem erreichte ich ihr Stockwerk und wollte erneut den Schlüssel ziehen, als auch schon die Tür aufflog.

Eine aufgelöste Elsa stand nun vor mir, mit geröteten Augen und wutverzerrtem Gesicht sah sie mich an und ich hätte vor Schreck fast Schlüssel und Handy fallen lassen.

"Ich weiß wo er ist!" knurrte sie finster und knallte ihre Wohnungstür zu.

"Was? Wo denn?" entgegnete ich und wurde von ihr am Handgelenk die Treppe wieder runtergezerrt. Diese Nacht war die längste meines Lebens. Mein Körper wollte streiken, doch ich zwang mich immer weiter zu machen.

"Jack ist mit Adam in der Bar!" ihre Stimme hallte laut von den Wänden des Treppenhauses wieder und ich stolperte hinter ihr die Treppe hinab.

"In welcher Bar?"

"In deiner!" fauchte sie. Und ich bekam das Gefühl, es mit einem Raubtier zutun zu haben. Was nicht ganz unwahrscheinlich war.

"Verdammt nochmal" fluchte ich und wünschte mich ich hätte es vorher gewusst, dann wäre ich ganz einfach rüber und hätte ihm im Waschbecken ersäuft, dann hätte ich mir den ganzen Weg sparen können.

"Ich ruf ein Taxi" sagte ich und wählte bereits die Nummer, als wir auf die Straße traten. Ich sah auf und konnte gerade noch hören wie Elsa sagte, dass wir einfach dieses nehmen. Kurz darauf riss sie die Tür des Wagens auf in dem ich gekommen war und in dem noch immer Thomas saß.

Erschrocken starrte sie in das innere des Wagens und ich stellte mich neben sie.

"Wir rufen einfach ein anderes es ist..."

"Was ist los Olivia?" fragte Thomas.

"Wie ihr kennt euch?!" ihre Stimme war ein paar Oktaven in die Höhe gerutscht. Ich musste ganz schlechtes Karma haben.

"Kann man so sagen" murmelte ich.

"Gut dann..." setzte sie an und schlüpfte in den Wagen. Sie rutschte auf den mittleren Platz und nun sahen mich beide erwartungsvoll an. Verdammt nochmal!

Trotzig stieg ich wieder in dieses verfluchte Taxi und schmetterte die Tür hinter mir zu.

Elsa wies den Fahrer an zurück zur Bar zu fahren und das schnell. Er tat wie ihm befohlen, vermutlich wusste er dass man sich mit einer wütenden Frau nicht anlegte. Clever.

"Ich bin Thomas" stellte er sich vor und reichte Elsa die Hand. Tatsächlich lächelte sie und stellte sich ebenfalls vor. Verräterin.

"Also ihr kennt euch also?" fragte sie erneut. Schön dass diese Sache sie von ihren Problemen ablenkte.

"Ja wir haben uns vor kurzem kennengelernt" sagte Thomas, mit einem für meinen Geschmack viel zu breitem Grinsen im Gesicht.

"Du kommst mir bekannt vor" überlegte Elsa und lehnte sich weiter zu mir um Thomas genauer zu mustern.

"Weißt du noch der Weihnachtsfilm mit Liam Neeson?" seufzte ich. Mein Schädel pochte und ich wollte so schnell wie möglich wieder in mein Bett.

Elsa sah mich nicht an, doch nickte nachdenklich.

"Darf ich vorstellen? Der kleine Junge mit dem Schlagzeug"

"Oh jaaa!" staunte sie und sah mich mit offenem Mund an. Thomas lächelte und verbeugte sich leicht. Angeber.

"Ich sitze hier also neben einer echten Berühmtheit" zwitscherte sie plötzlich garnicht mehr so betrübt.

"Übertreib mal nicht" schnaubte ich verächtlich und kassierte ihren Ellenbogen in meinen Rippen.

LOVE OLIVIA // TBS FF✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt