Ich tue das für ihn

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Ich darf darüber absolut kein Wort verlieren. Ich weiß eigentlich genauso wenig, wie die anderen Schüler. Der einzige Unterschied ist, ich weiß dass es nicht nur Gerüchte sind. „Fangen wir anders an. Was ist mit Maximilian Scott?" Der alte Beamte sieht mich erwartend an. „Worum geht's hier überhaupt? Um meinen Unfall?" „Ja, worum soll es sonst gehen?", lacht der Jüngere sarkastisch. Wie kommen sie dann auf Jayden? Oder wissen sie schon von der Schlägerei der beiden Bescheid? „Sagt ihnen etwas die beiden Namen?" „Ja, Max..." Ich richte nervös meine Haare. Kann ich den beiden vertrauen? Ja klar, sie vertreten das Gesetzt.

„Max, er ist an meinem Unfall schuld" „Also uns sagte er, dass Mr. Johnson schuld sei" Na toll, wenn sie schon bei Max waren, dann werden sie auch Jayden befragen. Der junge Beamte schreibt alles auf einen Block in Stichworten auf. „Wissen sie, weswegen sich Mr. Johnson und Mr. Scott geprügelt haben?" „Sozusagen" Sie sehen mich erwartend an, um weiter zu sprechen. „Wegen mir und den anderen Mädchen..." „Wieso sollten sie sich um sie, Ms. Edwards schlagen?" Dove, komm schon! Sag' ihnen die Wahrheit. „Jayden erzählte mir, dass Max eine Wette hatte in der es unter anderem auch um mich...und die anderen elf Mädchen ging" Ich verstumme. Jedes Mal wenn ich darüber nachdenke, dass ich als einzige dieses furchtbare Wettspiel überlebt habe, macht sich ein mulmiges Gefühl in mir breit. „Eine Wette also? Was ganz neues", kommentiert der Jüngere. „Was hat ihnen Mr. Johnson noch erzählt?" Der ältere Polizist fragte mich, als ob Jayden der Täter wäre und Max das Opfer. Ich frage mich nur, was Max ihnen nur erzählt hat? Vielleicht hat er sogar Beweise, die er aus seinem ekligen schleimigen Nest heraus geholt hat. Wie kann der Typ nach so langer Zeit noch immer frei herum rennen?

„Er hat mir erzählt, dass er anfangs auch bei dieser Wette mit machen wollte" „Was hat ihn davon abgehalten?" „Er hatte erfahren, dass um zwölf unschuldigen Mädchen gewettet wird" „Und wenn es zwölf unschuldige Buben gewesen wären, hätte er mitgemacht?" Wieder versucht er Jayden die Schuld zu zuweisen. Ich dachte die vertreten bewiesene Fakten und Aussagen. Hauptsache die Bullen haben ihren Schuldigen. Bloß nicht zu viel arbeiten. Strengt euch nicht zu viel an, auch wenn ihr jemanden unschuldiges einsperrt, egal, die Hauptsache ist ihr kriegt euer Gehalt!

„Jayden ist doch nicht sexistisch!", schreie ich sie an. „Junge Dame, fahren sie mit ihrem Ton wieder 'runter, sonst nehmen wir sie mit zum Polizeirevier" „Hören sie mir mal genau zu, als der Unfall passiert ist, Jayden Christopher Johnson hat mir mein Leben gerettet, während Max nur daneben stand" „Da waren sie wahrscheinlich schon bewusstlos", behelligt der alte Beamte. „Nein, ich weiß doch was ich gesehen habe!" „Gut, wenn sie so gut sehen können, dann sagen sie uns doch was sie gesehen haben am 12. Oktober 2016 um 22:47 in der Bridge Street" Der Abend an dem ich nur sah, wie Jayden...man könnte auf jeden Fall meinen, dass er der Täter war. Er hat es mir anders erzählt, aber...da war nichts. Keine Beweise, die Max ins Gefängnis stecken können. Da sind auch keine, die beweisen, dass es Max' Wette war oder das diese überhaupt existiert hat. Da waren nur Aussagen und Beschuldigungen. Da bin nur ich, die Zeugin die aussagt. Also lüge ich. Aber so wirklich lügen tue ich nicht. Ich bezeuge eine Tat, die ich nie gesehen habe.

„Ich habe gesehen, wie Max auf Jayden los ging und...ich wollte dazwischen, aber ich hatte Angst, weswegen ich einfach weiter lief" Ich liebe ihn, und nichts auf der Welt könnte das ändern. Ich tue das für ihn. „Max hat uns das auch anders geschildert" Wenn ich könnte, würde ich am liebsten dem alten Bullen in sein Gesicht schlagen, aber das wäre nicht von guter Haltung. Mein Hass liegt doch auf Max. „Er erzählte uns, dass Jayden bemerkt haben soll, nachdem er Max zugerichtet hat, dass du in der Bridge Street dort warst, weswegen er dir bis zu deinem Unfall gedroht hat, da du eigentlich eine Zeugin bist. Der Unfall, wenn man das noch so nennen kann, weist darauf hin, dass Mr. Johnson etwas damit zu tun hat. Es gibt noch andere Sachen, die nicht ausschließen, dass er kriminell ist" Natürlich ist das die Wahrheit, aber das was mir Max angetan hat...dafür sollte er im Grab schmoren. Und wenn ich dafür lügen muss. „Ich habe gesehen wie Max Jayden schlägt. Damit das klar ist: Max hatte mich an dem Abend gesehen und mir daraufhin immer wieder gedroht, nicht Jayden" Jetzt habe ich gelogen, aber so richtig. Ich sehe die beiden emotionslos an. „Wieso ist dann Mr. Scott im Krankenhaus gelandet?" „Würden sie sich denn nicht wehren?" Wenn meine Blicke töten könnten, dann wären die beiden schon längst tot. „Also sind sie der Meinung, dass Maximilian Jayden attackiert hat?" „Nicht der Meinung, ich hab' es gesehen" Sein skeptischer Blick, lässt meinen nicht weich werden. Der andere Beamte schreibt noch immer alles hektisch auf, so als kommt er mit der Unterhaltung zwischen mir und dem Kommissar nicht hinterher. „Zu welchem Nutzen dann die Wette?"„Ich weiß auch nicht, Herr Officer. Da fragen sie die falsche Person", lächele ich ihn an. Er weiß ganz genau, dass ich nicht ganz ehrlich war. „Ich sehe bei dieser Befragung keinerlei Sinn und Zweck mehr. Sie können gehen", seufzt der Alte unzufrieden.

Die letzten fünf Minuten des Unterrichtes, vergehen wie im Fluge. Kyle ignoriert mich weiter, aber ich kann sehen, dass ihm das schwer fällt. Anscheinend hat er nichts von mir, Norbert und dem Kriminalfall erfahren. Draußen entdecke ich Jayden. Er steht lässig neben Sam, die ihn die ganze Zeit anfasst. An seinem Gesichtsausdruck erkenne ich...dass es ihm gefällt! Kaum bin ich nicht mehr da, schon hat er Ersatz gefunden. Innerliche explodiert gerade alles. 

Plötzlich greift jemand streng an meine Handgelenke. „Sie sind festgenommen, da sie unter Verdacht stehen den Verdächtigen Mr. Johnson in Schutz zu nehmen. Alles was sie sagen wird gegen sie vor Gericht verwendet" Etwas kaltes metallenes legt sich um meine Gelenke. Nein, was machen die da! „Nein! Hört auf! Ich hab' nicht gelogen!" Andere Polizisten in blauen Anzügen versuchen mich fest zu halten, aber ich wehre mich. Ich schlage um mich so gut es geht. Schlussendlich bringen sich mich schmerzhaft zu Boden und sitzen halb auf mir. Gib' auf Dove. Ihre Knie und Ellbogen bohren sich in meinen Rücken. Was ist mit Jayden? Ich wirbel mit dem Kopf zu ihm und er sieht mich erschrocken an. Die Beamten wollen auch ihn festnehmen, aber er wehrt sich auch. Er versucht zu mir zu rennen und mir zu helfen. „Lassen sie, sie los! Sie hat nichts getan! Nehmen sie mich, aber nicht sie!" Sam hatte ich noch nie so erschrocken und ängstlich zugleich gesehen. Er landet auch am Boden neben mir. Wir blicken uns in die Augen und ich kann Verzweiflung in seinen sehen. Tränen rollen mir über mein Gesicht. Die anderen Schüler am Gang wurden zur Seite geschubst. Ihre Gesichtsausdrücke, ich kann sie nicht deuten. Ich sehe nur Panik. Langsam wird meine Sicht immer unklarer, da meine Tränen unwillkürlich weiter rinnen. „Bitte tun sie ihr nichts. Versprechen sie mir, dass sie ihr nichts tun" „Das hängt von ihr ab", antwortet der alte Beamte, der mich vor kurzem befragt hat. Die blauen Anzugträger setzen uns aufrecht an die Wand hin. Ich bin wütend auf Jayden, weil er sich mit Sam vergnügte. Der selbe Schmerz durchzieht mich, als Max nur auf der anderen Straßenseite stand, während ich nur halb bewusstlos am Asphalt lag. „Versprechen sie mir, dass sie nicht eingesperrt wird", spricht er verzweifelt. „Wieso ist das ihnen so wichtig? Sie sind doch dafür verantwortlich, dass es so gekommen ist" „Nein, es war Maximilian. Ich schwöre ihnen, ja ich habe Gras angepflanzt und verkauft, und ich habe Waffenhandel betrieben, aber dem einzigen Menschen dem ich solch ein Schicksal wünsche, das Dove vielleicht bevor steht, ist Maximilian Scott!", schreit er. Es klingelt zur nächsten Stunde und die Schüler gehen widerwillig in ihren Klassenräume. Sie wollen lieber zu sehen und zu hören. „Was hat er getan, dass sie ihm Krebs wünschen?" Der Beamte formt seine Augen zu Schlitzen. „Er hat eine Wette begonnen. Er hat irgendwelche Mädchen ausgesucht und hat Kumpels von sich zusammen getrieben, darunter auch ich. Jeder hat ein Mädchen zu geteilt bekommen. Die erste Runde bestand darin, eine Beziehung zu dem Mädchen aufzubauen. Wie es weiter ging...ich denke das können sie sich ausmalen", sagt er hektisch, „Und es ging nicht um Ruhm und Ehre oder wer der beste Playboy der Stadt ist. Es ging um Geld. Um Millionen von Dollar" Ich war also Millionen wert. Trotzdem fühle ich mich wertlos, so wie ich gerade gefesselt gegen die Wand lehne. Jayden trägt auch Handschellen und es sieht für mich so aus, als wäre es nicht das erste Mal. „Nehmt ihr diese silbernen Dinger ab. Lasst sie gehen. Sie ist das unschuldigste Mädchen was es gibt", fleht er den Kommissar an. „Das können wir nicht, Mr. Johnson. Es tut mir leid" Zum ersten Mal höre ich so etwas wie Mitgefühl in seiner Stimme. Langsam bemerke ich in dem Gesicht des Beamten, dass er kapiert hat, dass Jayden irgendwie, aber doch etwas für mich empfindet. Das wäre doch der perfekte Beweis dafür, dass er mir nie etwas hätte antun können. 


After One Year and 91 DaysWo Geschichten leben. Entdecke jetzt