16. Wichteln (Teil 1)

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21.12.    Alice PoV:

„Alice hast du eine Ahnung was du heuer beim Wichteln herschenkst. Ich bin dieses Jahr völlig überfordert und noch dazu muss ich ein Geschenk für meinen Vater finden. Du weißt, dass er nie mit etwas zufrieden ist. Hast du irgendwelche Vorschläge?" Seit geschlagenen zwei Stunden laufen meine Arbeitskollegin, Stella, und ich durch die Stadt, um alle Weihnachtsgeschenke für dieses Jahr zusammenzusuchen. Wie jedes Jahr haben wir im Büro vor Beginn der Adventszeit uns dazu entschlossen zu Wichteln. Die letzten paar Male hatte ich wenig Glück mit den Personen, die ich beschenken sollte, da ich sie alle nicht gut kannte. Heuer jedoch habe ich Stella gezogen. Ich weiß zwar noch nicht, was ich ihr schenke, aber im Notfall kann ich auch noch einen Gutschein einer Parfümerie besorgen. „Naja beim Wichteln kann ich dir nicht wirklich helfen, da ich ja nicht weiß, wen du gezogen hast, aber du könntest ja deinem Vater Manschettenknöpfe schenken. Irgendwelche teuren, von hoher Qualität." „Manschettenknöpfe... hmm... gar keine schlechte Idee. Aber die werde ich nicht jetzt besorgen. Ich brauche aber bis übermorgen das Weihnachtsgeschenk fürs Büro. Weißt du was teilen wir uns auf. Du gehst nach links und ich nach rechts. Wenn du irgendeinen unnötigen, kitschigen Weihnachtsschmuck oder so findest, schick mir ein Foto und ich entscheide dann, ob das was für mich wäre." Zustimmend nicke ich, denn so habe ich auch eine Möglichkeit mich entspannt für ein Geschenk umzusehen.

Eine Stunde und zirka 300 Fotos später haben wir beide immer noch nichts Passendes gefunden. Eilig mache ich mich auf den Weg zu der Parfümerie auf der anderen Straßenseite, als ich in der Auslage eines Lingerie-Geschäfts das perfekte Geschenk für Stella sehe. Ein schöner Seidenpyjama mit Schneeflocken und roten Satinelementen. Zielstrebig gehe ich in das Geschäft und stelle erleichtert fest, dass sie ihn noch in ihrer Größe haben. Mit dem eleganten Top und und den dazugehörigen Hosen bewaffnet, gehe ich zu Kassa. Schnell scannt die Verkäuferin den Preis ein, entsichert die Ware und legt sie sorgfältig zusammen. „Brauchen Sie sonst noch was? Die Unterwäsche auf diesem Ständer ist verbilligt und alles was Sie vorne sehen ebenfalls." Schnell schaue ich mir die Dinge an um nicht unhöflich zu wirken, jedoch denke ich nicht, dass ich hier noch etwas finden werde. Bald merke ich, dass ich recht habe und ich nichts mehr brauche, als mir plötzlich eine kleine Schale neben der Kassa auffällt. Lachend deute ich darauf: „Ist es das wofür ich es halte?" „Ja das sind Vibratoren. Perfekt für die Handtasche und können alles was eine Frau braucht." Grinsend hält sie mir einen entgegen. Ganz passend zur Jahreszeit sind sie rot-weiß gepunktet und zum Ein- und Ausschalten befindet sich am einen Ende eine Weihnachtsmütze, die man drehen kann. „Wissen Sie was so einen nehme ich auch noch mit, das ist das perfekte Weihnachtsgeschenk für meine beste Freundin." Wenige Minuten später, bewaffnet mit meinen Geschenken, bummle ich weiter, als Stella mich plötzlich anruft und mir sagt, dass es keinen Sinn hat und sie morgen einfach Restaurantgutscheine kaufen wird. Da ich nicht weit von meiner Wohnung entfernt bin, verabschiede ich mich gleich von ihr. Zu Hause mache ich mich erst einmal an die Arbeit die Geschenke zu verpacken. Den Pyjama packe ich in ganz normalen roten Geschenkspapier ein, während ich für den Vibrator noch eines finde, auf dem Weihnachtsmänner abgebildet sind. Irgendwie passt das ja.

Am nächsten Tag werde ich unsanft von meinem Handy kurz vor fünf geweckt. Mr. James. Seit ich vor vier Jahren in seiner Firma begonnen habe zu arbeiten, schikaniert er mich. Ich bin weder seine Assistentin noch einer seiner Dienstboten, aber ich muss ständig Botendienste erledigen und ihm seinen Arsch nachtragen. Aber nicht, dass ich auch nur jemals ein ‚Danke' von ihm gehört hätte. Nein, er ist durch und durch ein Kotzbrocken. Über die Maßen genervt hebe ich ab: „Mr. James haben Sie mal auf die Uhr geschaut. Nichts kann so wichtig sein, dass Sie mich um fünf Uhr anrufen müssen." „Smith, es ist mir egal, wann ich Sie anrufe, aber reden Sie nicht so respektlos mit mir!" Respektlos, ha, das ich nicht lache. Wenn ich respektlos zu ihm bin, wird er wahrscheinlich heulend zu seiner Mami rennen. Als ich mir das bildlich vorstelle, kann ich mir ein Lachen kaum verkneifen. Etwas entspannter hacke ich nach was ich für ihn tun kann. „Holen Sie bitte meinen grauen Anzug aus der Reinigung und bringen Sie ihn mit." „Ich bin nicht Ihr Dienstmädchen! Und außerdem hätten Sie mir auch eine Mail schreiben können, so wichtig ist ihr Anzug nicht." „Sie haben nicht zu entscheiden was wichtig ist und was nicht!" Und los geht's. Ist ja auch schön so den Tag zu starten. „Kann ich sonst noch was für Sie tun, Sir."

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