5. Once upon a time (Teil 2)

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Immer mehr Zweifel bauen sich in mir auf, bis ein umgezogener Jason mit Handtüchern, einem Pulli und Boxershorts in der Hand, zurückkommt. Er reicht mir die Kleidung und auch wenn es etwas skurril ist, beruhigt es mich, dass er ebenfalls etwas unruhig wirkt. Dankend nehme ich die Sachen und verschwinde ins Badezimmer, um mich schnell umzuziehen. Eine gewisse Form der Geborgenheit kommt in mir auf, als ich Jasons Geruch auf der Kleidung wahrnehme. Sooft habe ich seine Pullis angezogen und sie rochen alle genauso wie dieser hier. Ich fühle mich gleich wieder so als wäre ich siebzehn. Ich kann es nicht lassen und vergrabe meine Nase in dem Stoff.

Wieder zurück im Wohnzimmer ist Jason gerade dabei das Laken vom Sofa zu ziehen. „Willst du was trinken? Ich habe gesehen, dass noch einige wenige Weinflaschen hier sind." Zustimmend nicke ich und setze mich auf die Couch. Hastig dreht er sich um, um in die Küche zu gehen, wobei ich es mir nicht nehmen lasse seinen definierten Rücken durch sein Shirt zu betrachten. Seine Muskeln arbeiten unter dem Stoff. Er hat anscheinend in den letzten Jahren viel trainiert. Scheinbar spürt er meinen Blick auf sich und dreht sich zu mir um. „Alles ok?" Zügig nicke ich ihm zu und beschäftige mich intensiv mit meinen Fingernägel. Erst als er sich neben mich setzt, hebe ich meinen Kopf und sehe, dass er mir eine offene Weinflasche entgegenhält. Dankend nehme ich sie und trinke einen großzügigen Schluck, um sie ihm anschließend wieder zurückzugeben.

„Ich habe gehört, dass du mit deiner Schwester zusammenwohnst. Gibt es sonst noch was Neues?" Ehrlich interessiert mustert er mich. „Eigentlich nicht. Amber und ich wohnen immer noch in der Wohnung, in der wir groß geworden sind, nur sind unsere Eltern ausgezogen. Ich studiere Kunstgeschichte und Amber beendet heuer die Schule. Sie möchte danach in Berkeley studieren." „Wow, Kalifornien. Sie will ganz schön weit weg von zu Hause." Bedauernd nicke ich und greife erneut nach der Flasche. „Und hast du irgendwelche Lover, vor denen ich mich hüten sollte, wenn ich hier mit dir sitze." Rumps, das war die Tür mit der er gerade ins Haus gefallen ist. Mit einem neckischen Grinsen wartet er auf meine Antwort. Würde ich ihn nicht schon so lange kennen, würde ich vielleicht denken, dass er nur neugierig ist, aber die Furche auch seiner Stirn verrät etwas anderes. Er ist scheinbar tatsächlich beunruhigt. „Nein, im Moment gibt es da niemanden. Ich möchte mich im Moment vollständig auf mein Studium konzentrieren."

Ich ziehe meine Beine an, sodass ich im Schneidersitz sitze und stelle die Weinflasche dazwischen. „Und was hast du so in Europa gemacht?" „Ehrlich gesagt nicht viel. Ich habe mir zwar ein paar Städte angesehen, aber nur die, die ich mit dem Zug erreichen konnte. Sonst habe ich nur gearbeitet." „Und Frauen?" Das was er kann, kann ich schon lange. Neckisch grinse ich ihn an und wackle mit meiner Augenbraue, wobei ich mir gerade wirklich wünsche, dass er ‚nein' sagt. „Nie was Ernstes. Dafür hätte ich auch keine Zeit neben dem Job gehabt." Wissend nicke ich, muss mir aber ein erleichtertes Aufatmen verkneifen. „Außerdem bereue ich es immer noch, dass ich keine Fernbeziehung mit dir versuchen wollte." Rumps, das war jetzt die Hintertür, die jetzt auch dank ihm am Boden liegt. Fest presse ich meine Lippen auf einander. Ja, er hat damals lieber alles in den Hexler geworfen, bevor wir es probieren konnten. Ich spüre, wie es in meinen Augen anfängt zu kribbeln und räuspere mich deshalb. „Was geschehen ist, ist geschehen. Da kann man nichts mehr machen." „Ich wünschte trotzdem, dass ich was machen könnte." Gierig trinke ich einen großen Schluck Wein. Mit all dem habe ich wirklich nicht gerechnet. Ich bin maßlos überfordert mit der ganzen Situation. Einerseits will ich, dass er ganz weit von mir entfernt ist und andererseits will ich mich in seine Arme flüchten und wünsche mir, dass er mir sagt, dass alles Gut wird. Erneut genehmige ich mir einen Schluck und spüre seinen Blick auf mir.

Geschmeidig lehnt er sich nach vorne, um nach der Weinflasche zu greifen, stütz sich neben meinem Knie ab, jedoch berühren seine Finger meine Haut und mein Atem stockt beinahe augenblicklich. Ich weiß nicht was ihn genau dazu bewegt seinen Blick auf meine Augen zu richten, entweder mein aus dem Rhythmus gebrachter Atem oder vielleicht spürt er auch das Kribbeln, welches von der Berührung unserer Haut ausgeht. Während seine Augen meine gefangen nehmen, baut sich immer eine größere Spannung zwischen uns auf. Es ist wie als würde ich unter Strom stehen und auch er wird immer unruhiger. Sein Blick wandert zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her, bis ich dieses elektrisierende Gefühl zwischen uns nicht mehr ertrage und mich vorbeuge, um ihn zu küssen. Mal wieder ein erster Kuss mit ihm aus dem Affekt.

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