Die letzte Urlaubsnacht (Ben und Sky)

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„Ich möchte noch nicht ins Motel zurück." Leicht lallend hakt sich Betty bei mir ein. „Sky! Wir müssen noch feiern." „Was willst du denn machen? Wir haben nur noch zwanzig Mäuse und unser Zug geht morgen Vormittag." „Keine Ahnung, aber morgen sind wir wieder zu Hause und übermorgen wieder am College. Wir brauchen noch einen Club... so wie den da." Mit einem Finger zeigt Betty auf einen Nachtclub rechts von uns. „Aber, wir können uns höchstens noch den Eintritt leisten. Drinks sind nicht mehr drinn." Unvermittelt bleibt sie stehen und keine Sekunde später liegen ihre Hände auf meinen Brüsten. „Ach, mit den beiden kommen wir auch an Drinks." Lachend schlage ich ihre Hände weg und steure den dritten Club am heutigen Abend an. Vor genau fünf Tagen haben wir beide beschlossen einen Kurzurlaub mit nicht ganz fünfhundert Dollar in der Tasche zu machen. Die letzte Nacht in San Francisco, haben wir uns geschworen, würde sensationell werden, bevor morgen wieder unser trister Alltag zu Hause losgeht.

Kurze Zeit später finden wir uns zwischen anderen Feierwütigen wieder. Ohne zu zögern streben wir die Tanzfläche an und bewegen uns wie im Rausch zur Musik. Uns ist klar, dass wir einige Blicke auf uns ziehen, vor allem die der Männer, aber wir haben einfach nur Spaß. Knapp über meinem Hintern spüre ich Bettys Hände, die mich näher an sich ziehen. Sexy bewegen wir unsere Hüften und genießen die verachtenden und neidischen Blicke der anderen Frauen. Ich mache mich von meiner Tanzpartnerin los und drehe mich einmal um meine eigene Achse. So war es auf jeden Fall geplant, doch mitten in der Bewegung verhaken sich meine Augen mit den Blauesten, die ich jemals gesehen habe. Wie versteinert stehe ich da und suche in meinem Gehirn nach einer angebrachten Reaktion, doch dieses scheint den Betrieb aufgegeben zu haben. In dem schummrigen Licht kann ich erkennen, wie er leicht seine Augenbraue nach oben zieht und schluckt. Markant springt sein Kehlkopf auf und ab und ich würde zu gerne die Bewegung an meinen Lippen spüren, während ich an seiner zarten Haut knabbere. Wo zum Teufel kam dieser Gedanke gerade her. Ich kenne den Typen doch gar nicht und ich bin auch definitiv kein Fan von One Night Stands. Doch sein Blick reicht aus, damit sich bei mir eine Gänsehaut auf dem ganzen Körper ausbreitet. Immer noch kann sich keiner von uns beiden losreißen. „Sky, Skylar! Was ist los." Völlig verwirrt drehe ich mich zu meiner Freundin um. „Was soll los sein?" „Du stehst seit Minuten einfach nur da. Komm wir holen uns was zu trinken. Irgendwer wird uns schon was ausgeben." Ohne auf eine Antwort zu warten, zieht sie mich mit sich mit. Ich werfe nochmal einen Blick über meine Schulter, aber die blauen Augen sind weg.

Nur peripher bekomme ich mit, was Betty für uns bestellt hat und selbst als sie von einem schmierigen Typen angegraben wird, blende ich es aus, denn ich bin viel zu sehr damit beschäftigt mich nach ganz bestimmten Augen umzusehen. Erst als ein Cocktail in meinem Blickfeld erscheint, gebe ich meine Suche auf. Dankend lächle ich Betty an und trinke einen Schluck. Als sich das leichte Brennen vom Alkohol in meinem Rachen ausbreitet, atme ich einmal tief durch. Mit lauter Stimme ruft der Barkeeper, wie viel Geld er bekommt, was Betty mit einem Fingerdeut auf den Typen neben ihr abwälzt, der sie immer noch unverschämt angrinst. „Was bekomme ich von dir, Baby, wenn ich zahle?" Das ist der Satz, der mich vollends aus meiner Trance reißt. Ich möchte schon stellvertretend für meine Freundin antworten, aber sie ist schneller. „Du bekommst keinen Absatz in den Hintern, denn so wie du mich behandelst, so geht man einfach nicht mit einer Dame um. Nennen wir es einfach mal Schadensbegrenzung." Ein wenig empört gemischt mit Fassungslosigkeit starrt er sie an. Ich bemühe mich zwar ernst zu bleiben, aber es ist vergebens, und ich fange an zu lachen. Selbst der Barkeeper schmunzelt und auch Bettys Auge zuckt. Doch mein Lachen friert ziemlich schnell ein, als ich eine Stimme hinter mir höre, die in mir denselben Aufruhr verursacht, wie die blauen Augen. „Mark, zahl einfach. Die Abfuhr hast du verdient. Dass du dich auch immer wie ein Wichser aufführen musst." Grummelnd gibt besagter Mark nach und legt einen Schein auf den Tresen. Langsam drehe ich mich zu unserem Unterstützer um, was aber in Anbetracht der Reaktion meines Körpers gar nicht notwendig gewesen wäre, denn der weiß ziemlich genau wer hinter mir steht.

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