s e v e n t e e n

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Kais POV

Er öffnete seine Augen nicht mehr. Warum öffnete er seine Augen nicht mehr? Ich versuchte seinen Puls zu messen, aber ich konnte vor lautem Zittern an den Händen nichts spüren.

„Lloyd!" Welcher Mistkerl hatte ihm das angetan! Ich würde ihn finden und eigenhändig umbringen.

„Kai!", schrie Jay und rannte mit zwei Wachen in meine Richtung. Jay sah geschockt Lloyd am Boden liegen, mit der Wunde an der Brust.

„Was... Hat er noch einen Puls?", fragte er mich. Ich konnte ihm nicht antworten. Stock-starr blickte ich zu Lloyds blassem Gesicht.

„Kai! Hat er verdammt noch einmal einen Puls!", schrie mich Jay an und rüttelte mich an den Schultern.

„Ich- ich weiß es nicht!", gestand ich und immer weitere Tränen flossen über meine Wange. Jay machte eine Handbewegung und die zwei Wächter packten mich jeweils an den Armen und zogen mich von Lloyd zurück. Jay nahm meine Stelle ein und überprüfte Lloyds Puls. Die Wachen zogen mich immer weiter zurück. 5 Meter. 10 Meter. 15 Meter.

„Lasst mich verdammt noch einmal los! Ich bin der Prinz und ihr habt mir zu gehorchen! Lloyd! Lloyd!" Ich strampelte mit den Füßen und versuchte mich loszureißen, doch meine Mühen waren vergeblich. Jay hatte sein eines Ohr an Lloyds Mund gelegt, um sicherzustellen, ob Lloyd noch atmete oder nicht.

Er musste atmen! Er musste leben! Er konnte hier doch nicht einfach so sterben!

Eure Hoheit, Sie haben sich nicht unter Kontrolle!"

Ich habe mich verdammt nochmal unter Kontrolle!", schrie ich schluchzend.

Nein haben Sie nicht eure Hoheit. Wir bringen Sie an einen ruhigen Ort."

Nein, nein, nein.

„Jay! Bitte sag mir, dass er noch lebt! Bitte! Jay!" Ich schrie so laut ich konnte. Ich musste es einfach wissen.

Jay hob den Kopf und sah mir ins Gesicht. Mir blieb die Luft weg. Obwohl ich weit entfernt war, konnte ich die Trauer in seinen Augen erkennen. Langsam schüttelte er den Kopf und sein Mund bewegte sich. Er sprach zu leise, aber es fühlte sich so an, als ob er die Worte schreien würde. Ich wusste was er gesagt hatte.

„Er ist tot."

Lloyd, war.. gestorben?

-

Es vergingen Stunden, Tage und Wochen. Ich hatte seit dem mein Zimmer nicht verlassen. Ich konnte Lloyds Tod nicht verkraften. Es gab Tage, da weinte ich mich in den Schlaf. Den Schmerz den ich gerade fühlte, konnte man nicht in Worte fassen. Den Menschen den ich am meisten liebte, verschwand einfach. Und er würde nicht wieder kommen.

Ab und zu klopften einige an meine Tür und versuchten mich aus dem Zimmer zu locken, aber ich wies sie alle ab. Selbst Skylor kam jeden Tag. Ich hatte nicht erwartet, dass sie noch so lange hier blieb. Aber das interessierte mich sowieso nicht. Mein Appetit verschwand von Zeit zu Zeit immer mehr und ich zwang mich nur noch was zu essen, damit mein Vater sich keine Sorgen mehr um mich machte.

Heute vor einem Monat starb er.

Ich lag rücklings auf meinem Bett, in seinem Rentierpulli und starrte an die Decke. Die Arme hatte ich hinter meinem Nacken überkreuzt.

Wenn ich damals nur etwas schneller gewesen wäre. Wenn dieser lächerliche Ball nicht veranstaltet worden wäre, dann läge Lloyd jetzt neben mir. Wenn, wenn, wenn.

Egal wie ich es sagte oder verdrehte, nichts könnte ihn wieder holen.

Ein Klopfen erklang an der Tür, doch ich reagierte nicht.

"Kai? Hier ist Skylor", rief sie. Aber ich reagierte immer noch nicht. Mir war mittlerweile alles egal geworden.

"Kai ich möchte dir etwas ganz wichtiges sagen, aber dafür musst du mir die Tür öffnen." Sie klopfte erneut. "Ich weiß, dass du wach bist und mir zuhörst. Also bitte öffne die Tür." Stille.

"Es geht um Lloyd." Lloyd. Langsam setzte sich mein Körper in Bewegung und ich stand auf und lief zu der Tür. Langsam öffnete ich sie einen spaltenbreit und sah schon Skylors rote Mähne. Sie trug ein grünes enganliegendes Kleid und sah eigentlich so aus wie immer.

"Worum geht's?" Meine Stimme erklang wie ein erstickender Fisch, da ich fast gar nicht mehr gesprochen hatte in letzter Zeit.

"Du hast dich seit seinem Tod hier eingesperrt. Du weißt, dass wir alle äußerst betrübt über seinen Verlust sind und das ebenfalls gerne ungeschehen machen wollen. Er war ein guter Kerl und ich mochte ihn sehr. Wer auch immer dafür verantwortlich war, sollte seine gerechte Strafe kriegen. Jedenfalls sind wir alle zu dem Entschluss gekommen, dass du einen Schlussstrich ziehen musst." Ihre Mundwinkel zogen sich etwas nach oben und ein sanftes Lächeln erschien auf ihren Lippen.

"Wir möchten ihn beerdigen Kai."

-

Einen Tag später standen wir an seinem Grab. Das offizielle Begräbnis war nun vorbei und die Menge löste sich. Ich wartete bis alle verschwanden, bevor ich zu seinem Grab ging.

Der weiße Marmor in dem sein Name eingraviert war, stand neben einem Rosenbusch. Ich pflückte die eine Rose, ungeachtet auf die Dornen, und legte sie auf Lloyds Grab. Ich setzte mich auf die Knien und betrachtete das Grab vor mir. Nur wenige Meter darunter lag er.

Der Junge, in den ich mich verliebt hatte.
Der Junge, der mir mein Herz gestohlen hatte.
Der Junge, mit dem ich noch viel mehr Zeit in meinem Leben verbringen wollte.

Ich hatte in den letzten Tagen so vieles, was ich ihm noch sagen wollte. Aber jetzt war mein Kopf wie leergefegt.
Ein zarter Windstoss lies meine Haare fliegen und ich versuchte nach den richtigen Worten zu finden. Es waren nicht viele Worte, aber es kam aus meinem Herzen und spiegelte meine wahren Gefühle wieder.

„Lloyd, ich liebe dich so sehr. Es tut mir leid, dass ich dich nicht beschützen konnte. Damals hattest du mir das Versprechen gegeben mich niemals zu verlassen. Was soll ich nun ohne dich tun? Ich fühle mich so leer und einsam."

Eine Träne rollte über meine Wange und tropfte auf das Grab. Erneut kam ein Windstoss und bewegte mich dazu weiterzureden.

„Ich bin mir sicher, dass du wollen würdest, dass ich aufhöre zu trauern. Du würdest sagen, dass ich mein Leven weiterleben soll. Ich weiß aber nicht, ob ich das schaffen kann. Aber, ich werde es versuchen. Es wird trotzdem kein Moment vergehen, in der ich nicht an dich denken werde."

Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter. Mit einem kurzen Seitenblick erkannte ich, dass es sich um Skylor handelte.

„Komm Kai, lass uns gehen. Es ist kalt und du zitterst ja auch schon."

Ich nickte und erhob mich. Mit einem letzten Blick auf das Grab ging ich weg.

Ich liebe dich,
Lloyd Montgomery Garmadon.

Prince ♔ | greenflame ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt