e l e v e n

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„Kai, w-was machst du hier?", fragte ich ihn mit großen Augen. Ich trat einen Schritt zurück um etwas Abstand zu gewinnen und sah ihm in diese wunderschönen Augen, die ich so sehr vermisst hatte.

„Na dir die Maske umbinden", antwortete er amüsiert, ich konnte ihn lediglich ernst ansehen.

„Komm mit", sagte er liebevoll und nahm meine Hand. Er zog mich vorbei an den zwei Dienstmädchen, die uns mit großen Augen ansahen. Wir verließen den Raum und liefen den Flur entlang.

„Kai was soll das, du kannst mich doch nicht einfach so mit dir ziehen!", sagte ich geschockt.

„Hm doch kann ich, siehst du ja."

Ich ließ mich also von ihm führen und irgendwann kamen wir an meinem Zimmer an. Er öffnete die Tür und wir betraten den Raum.
Ich drehte den Kopf zu Kai um und beobachtete, wie er die Tür schloss.

„Du kannst doch nicht einfach so-", fing ich aufgebracht an zu reden. Doch Kai zog mich zu sich und presste seine Lippen auf meine, während seine Zunge sich ihren Weg in meinen Mund bahnte. Ich vergrub meine Finger in seinem braunen Haar und drückte mich enger an ihn. Eine gefühlte Ewigkeit später schnappten wir beide nach Luft.

„W-was", hauchte ich atemlos. Ich hatte keine MakeOut-Session mit Kai erwartet, nach seiner Rückkehr. Meine Wangen waren sicherlich von seiner Hitze errötet. Ich fuhr mir durch das Haar und atmete tief ein.

„Tut mir leid, ich musste es tun. Ich habe es zu sehr vermisst. Ich habe dich vermisst", flüsterte er und zog mich in eine Umarmung. Ich konnte mit dem Kopf auf seiner Brust seinen Herzschlag hören. Bum-Bum schlug das Herz meines Geliebten. Da er endlich da war konnte ich ihn endlich fragen wo er war und weshalb er einfach so verschwunden war ohne Bescheid zu geben. Ich atmete noch einmal seinen frischen Duft ein.

„Wo warst du?", stellte ich ihm die Frage, die schon seit seiner Abwesenheit in meinem Kopf herum schwirrte. Kai streichelte sanft über meinen Kopf und antwortete nicht sofort. Ich schloss die Augen bei seinen Bewegungen, die in mir das Gefühl von Vertrautheit erwachen ließen. Ich hatte ihn wirklich vermisst.

„Das kann ich dir leider nicht sagen."

Verdutzt lehnte ich mich etwas zurück und blickte in seine Augen.

„Wirst du es mir irgendwann sagen?", ich war nämlich ein sehr neugieriger Mensch und abgesehen davon wüsste ich schon gerne wo sich mein zukünftiger Verlobter mehrere Tage aufgehalten hat.

„Komm mit wir gehen in den Garten." Das hieß dann wohl Nein. Er verschränkte unsere Hände miteinander und führte mich aus dem Zimmer. Wortlos erreichten wir unser Ziel und setzten uns an dieselbe Stelle hin, an der wir auch vor wenigen Tagen lagen, bevor der König uns unterbrochen hatte. Ich winkelte die Beine an und umschlug sie mit meinem Armen. Mein Kinn ruhte auf meinen Knien und ich schaute auf den frisch gemähten Rasen auf dem ich saß.

„Ist irgendwas wichtiges passiert?", fragte Kai mich, welcher die Beine ausgestreckt hatte und sich mit seinen Armen auf dem Rasen abstützte.
Da fiel mir wieder alles ein. Zanes verschwinden; die mysteriöse Person mit der Schlange auf dem Mantel, die mit Cole gesprochen hatte; mein Waffenstillstand mit Skylor.

„Ja kann man so sagen." Ich erzählte ihm die nächste halbe Stunde über was bisher alles passiert war.

„Also sollst du dich vor den Schlangen in Acht halten?" Kais Blick glitt in die Ferne.

Ich zog die Augenbrauen in die Höhe. „Du wirkst weder überrascht noch besorgt. Kann es sein, dass du davon schon wusstest?"  Ich näherte mich ihm und sah ihn eindringlich an, bis er endlich den Kopf zu mir drehte. Er musste nicht antworten, denn seine Augen hatten es mir schon verraten. Ja schrieen sie mich förmlich an. Kais Gesichtszüge wirkten betrübt und er schaute wieder in die Ferne. Einige Zeit herrschte Stille.

„Diese Mission die ich aufgetragen bekommen habe.. Wie soll ich sagen? Es gibt Menschen, die gegen uns sind."

„Gegen uns?", fragte ich ihn teils neugierig, teils besorgt. Selbstverständlich war ich schon immer davon ausgegangen, dass nicht jeder dafür war, dass der zukünftige Prinz einen zufälligen Jungen aus einem anderen Land heiratete. Die Pointe lag hierbei auf dem Geschlecht. Jeder würde sich eine Prinzessin wie Skylor wünschen, statt einen wie mich.

Kai bestätigte meine Vermutung. „Es hat sich eine Art von Rebellion gegen uns gebildet. Und ich bin zu ihnen gegangen, um das ganze so gut wie möglich zu klären. Mehr kann ich dir noch nicht verraten."

Noch. Als wird er es mir irgendwann erzählen. Ich nickte und blickte auch in die weite ferne. Manchmal fragte ich mich, was passiert wäre, wenn ich in Ninjago geblieben wäre. Wenn ich mein normales Leben weiterführen würde. Die Tatsache, dass ich mich in England im königlichen Palast aufhielt, erschien mir immer noch irrational. Doch das war die Realität.

Wir blieben eine Weile so sitzen, bevor ich mich langsam auf dem Weg machte. Ich hatte immer noch den Smoking an und trug die Maske in der Hand. Es wurde langsam Zeit es wieder zurück zu bringen, bevor ich es noch dreckig machte.

-

„Und das war's dann für heute", ertönten die heiligen Worte aus Mrs. Cumberclatches Munde. Ich löste mich von Kai und seufzte erschöpft.

„Sie werden sich morgen sicher nicht blamieren, Lloyd", meinte meine Tanzlehrerin und fügte meiner Liste von Dingen, um die ich mich sorgen muss, einen weiteren Punkt hinzu. Ich hatte eigentlich gar keine Angst vor dem morgigen Ball, welcher in etwa 24 Stunden stattfinden würde.

Nach Kais überraschender Rückkehr bewegten wir uns in den Esssaal um zu Abend zu essen. Und da ich meinen täglichen Tanzunterricht nicht vernachlässigen durfte, hatte ich direkt im Anschluss mit Kai etwas geprobt.

„Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend", verabschiedeten wir uns von ihr und verließen den Raum. Mrs. Cumberclatch verbeugte sich nickend kurz und folgte anschließend unserem Beispiel und verließ den Raum ebenfalls.

Ich lief mit etwas langsamen Schritten Kai hinterher auch wenn ich keine Ahnung hatte wo er hinlief. Wir bogen einige Male ab und stiegen einige Treppen hoch. Wir liefen gerade an meinem Lieblingsgemälde vorbei, als mir etwas auffiel.

„Sag mal, wir sind doch schon eben hier lang gegangen oder irre ich mich?" Ich beschleunigte meine Schritte bis ich an Kais Seite laufen konnte. Er sah mich schmunzelnd an.

„Genau genommen war das jetzt das dritte Mal. Ich wollte sehen wie lang du mir noch folgen würdest", lachte er und legte seinen Arm um meine Schulter und zog mich zu sich. Ich errötete. Da wir beide gemeinsam den Tanzraum verlassen hatten und der Abend noch lang war, hatte ich gedacht, dass wir gemeinsam noch irgendwas unternehmen würden.

„Komm, wenn du willst können wir in mein Zimmer gehen", schlug er vor und ich nickte. Ach, wenn ich doch nur gewusst hätte, worauf ich mich da eingelassen hatte.

Prince ♔ | greenflame ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt